Nationalparks in Rheinland-Pfalz Auch die Natur leidet unter Corona

Mainz · Nichts wie raus: Seit die Pandemie die Welt im Griff hat, haben sehr viele Menschen die Schönheit ihrer Heimat für sich entdeckt. Das hat allerdings auch Schattenseiten: Müll, Stau und zertrampelte Biotope.

 Auch das Winterwetter Anfang des Jahres lockte die Menschen in den Nationalpark Hunsrück-Hochwald.

Auch das Winterwetter Anfang des Jahres lockte die Menschen in den Nationalpark Hunsrück-Hochwald.

Foto: dpa/Harald Tittel

Die heimische Natur ist für viele Menschen zum Zufluchtsort geworden, seit die Corona-Pandemie ihnen vieles von dem genommen hat, was sie üblicherweise in ihrer Freizeit tun. Wandern, radeln und rodeln ersetzen Shopping-Touren, Mallorca-Urlaube und Treffen mit den Freunden.

Wanderparkplätze, wo sonst ein, zwei Autos stehen, sind seit dem Frühjahr oft bis auf den letzten Platz belegt. Die Nationalparke und Naturparks verzeichnen Besucherrekorde. So kamen 2020 doppelt so viele Menschen in den Nationalpark Eifel wie sonst: mehr als 1,3 Millionen Besucher erkundeten Wälder und Seen rund um die Rur. Und noch immer ist so viel los, dass die Nationalparkverwaltung eindringlich darum bittet, von Ausflügen abzusehen.

Auch der Nationalpark Hunsrück-Hochwald hatte nicht mit einem derart großen Ansturm gerechnet. Grundsätzlich freuen sich die Parks und Naturschützer am gestiegenen Interesse. Allerdings hat das Ganze auch seine Schattenseiten. Die Zahl der geahndeten Verstöße hat sich in der Eifel versechsfacht.

Seit Schnee liegt, geht es in Hunsrück und Eifel chaotisch zu. Skigebiete wurden förmlich überrannt, so dass Kommunen sich gezwungen sahen, Verbindungsstraßen und Parkplätze zu sperren, um Menschen von der Anreise abzuhalten. Dennoch klagen Gemeinden und Landwirte über Ausflügler, die auf Feld- und Forstwegen parken und Äcker oder Weiden zum Rodeln nutzen.

Allerdings gab es bereits vor dem Winter reichlich Probleme. Harald Egidi, Leiter des Nationalparkamts Hunsrück Hochwald, berichtet von saarländischen Besuchern, die im extrem trockenen Sommer 2020 mitten im Wald ihren Grill aufbauten und überrascht guckten, als Ranger sie darauf hinwiesen, dass Feuer tabu sei. Er berichtet von Menschen, die geschützte Arnikawiesen zertrampelten oder Orchideen pflückten.

Und dann wäre da noch all der Müll: Colaflaschen, Bierdosen, kaputte Plastikschlitten, die einfach in den Wald geschmissen werden, Zigarettenkippen, Taschentücher und Hundehaufen, die die Tierhalter fein säuberlich in Plastiktüten verpackt für die Ranger zurücklassen. Das Nationalparkamt Hunsrück-Hochwald führt all das darauf zurück, dass nun auch andere Besucher kommen als die üblichen Wanderer und Naturliebhaber.

Auch im Vulkaneifelkreis hatten Polizei, Ordnungsämter und die Naturschutzbehörde alle Hände voll zu tun mit Wild-Campern, Parksündern und vor allem mit Menschen, die mitten in den Naturschutzgebieten der Maare planschen wollten. Am Schalkenmehrener Maar wurden daher nun offene Uferbereiche mit Röhricht bepflanzt und mit neuen Zäunen geschützt.

Solange Auslandsreisen nicht möglich sind, rechnen wir mit weiterhin hohem Besucheraufkommen“, teilt der Nationalpark Eifel mit. Der Naturschutzbund Nabu appelliert eindringlich, sich an die Regeln zu halten, keinen Müll zu hinterlassen, nicht wild zu parken, auf den Wegen zu bleiben und nicht zu den „Ausflugshotspots“ zu fahren. Woanders sei es schließlich auch schön.

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