Neue Enquete-Kommission „Ich beobachte zwei Extreme“

Zweibrücken · Der Zweibrücker Arzt und Landtagsabgeordnete Christoph Gensch über seine Aufgabe als Vize-Chef der neuen rheinland-pfälzischen Corona-Kommission, über Panik und Sorglosigkeit von Bürgern und Feiern in Pandemie-Zeiten.

 Nach monatelanger Pause öffnet in Zweibrücken Dienstagfrüh wieder eine Corona-Teststation – an der DRK-Rettungswache (Anmeldung erforderlich).

Nach monatelanger Pause öffnet in Zweibrücken Dienstagfrüh wieder eine Corona-Teststation – an der DRK-Rettungswache (Anmeldung erforderlich).

Foto: DRK

Die Lage ist entspannt. Sie kann sich aber durchaus wieder verschärfen. Dieses Zwischenfazit zieht Christoph Gensch zu der Corona-Situation in Zweibrücken. Aktuell habe die Stadt aber die Lage im Griff, freut sich Dr. Gensch, der in Zweibrücken eine Arzt-Praxis betreibt und zudem für die CDU im Mainzer Landtag sitzt.

Seit Ende Mai ist Gensch ferner stellvertretender Vorsitzender einer neuen Enquete-Kommission des Landtags (wir berichteten; siehe hierzu auch Infokasten). Aus diesem Grund baten wir Gensch um eine Erläuterung zu den Hintergründen der Kommission sowie um eine Bewertung der aktuellen Lage in Zweibrücken.

Gensch sagt, die neu eingerichtete Enquete Kommission bestehe aus 15 ständigen Mitgliedern. Neun Landtagsabgeordnete plus sechs Experten. „Sach- und themenbezogen werden dann 15 weitere Personen individuell hinzugezogen“, erläutert der Zweibrücker Arzt. Jochen Hartloff (SPD) leitet die Kommission, Gensch ist sein Stellvertreter.

Um es auf den Punkt zu bringen: „Unsere Aufgabe ist es, aus den bisher gemachten Erfahrungen im Kampf gegen Corona zu lernen und Verbesserungsvorschläge zu machen“ sagt Gensch. „Ende des Jahres wird die Kommission dann einen Bericht verfassen und darin Erkenntnisse festhalten und Empfehlungen an die Politik formulieren.“

Sein bisheriges Fazit im Kampf gegen Corona fällt auf jeden Fall positiv aus: Die Infizierten-Zahlen im Land seien sehr niedrig, in Zweibrücken gibt es aktuell gar keinen einzigen Infizierten.

Aber das dürfe auf keinen Fall ein Freibrief für ein unbedarftes oder gar völlig sorgloses Verhalten sein, warnt der Zweibrücker Mediziner.

„Ich beobachte momentan zwei Extreme“, wundert sich Gensch. „Zum einen Menschen, die völlig sorglos sind, die meinen Abstand zu halten und eine Maske aufzusetzen seien nicht mehr nötig. Dieses Verhalten ist gerade bei einigen jüngeren Bürgern zu beobachten. Und auf der anderen Seite gibt es das Extrem, dass manche regelrecht in Panik sind, zu erkranken. Dieses Verhalten ist vor allem bei älteren Menschen zu beobachten.“

Der Zweibrücker Landtagsabgeordnete betont: „Beide Verhaltensweisen halte ich für absolut falsch!“ Panik sei kein guter Berater, Sorglosigkeit ebenso wenig.

Gensch: „Man muss das Virus ernst nehmen. Keine Frage. Dazu zählt der besagte Abstand von 1,50 Metern zu den Mitmenschen. Überall dort, wo ich diesen nicht einhalten kann, ziehe ich mir eine Maske auf.“ Das sei das Gebot der Stunde, wer sich so verhalte, habe überhaupt keinen Grund, in Panik zu geraten.

„Wir haben die Lage in Zweibrücken bislang sehr gut bewältigt“, spricht Gensch den Verantwortlichen im Rathaus, den vielen Helfern und auch den vielen umsichtigen Bürgern ein Lob aus. Aber es dürfe nicht nachgelassen werden. „Wir müssen die zweite Welle vermeiden“, mahnt der Mediziner. Diese Gefahr sei „auf jeden Fall gegeben“, macht er deutlich, dass Wachsamkeit weiter nötig sei.

Aus diesem Grund wird diesen Dienstag auch das gemeinsame Corona-Testcenter von Stadt und DRK nach langer Pause wieder eröffnet, statt wie bis zur letzten Testung kurz vor Pfingsten jetzt vor der DRK-Rettungswache oberhalb des Zweibrücker Hauptfriedhof (wir berichteten gestern).

Was hält Gensch eigentlich von den zuletzt wieder größeren Veranstaltungen in der Rosenstadt? So gab es etwa im Rahmen der „Feierabend“-Reihe wieder musikalische Auftritte in der Fußgängerzone, auch das „Statt-Fest“, das für das ausgefallene Stadtfest arrangiert wurde, zog mehrere hundert Besucher an. Ebenso die Sport-Veranstaltung „Sky’s the Limit“ des LAZ (wir berichteten).

„Aus meiner Sicht, nach dem, was ich davon mitbekommen habe, wurde bei diesen Veranstaltungen verantwortungsvoll gehandelt“, bilanziert Gensch. Die Leute hätten sich offenkundig vernünftig verhalten, ihm seien keine Verstöße bekannt geworden.

„Ich habe grundsätzlich Verständnis dafür, dass die Menschen solche Veranstaltungen erleben wollen. Wir können das gesellschaftliche Leben im Land nicht komplett verbieten“, findet der Zweibrücker Mediziner.

Wie sieht er eigentlich den Stand der Entwicklungen in Sachen Impfstoff? „Ich denke, frühestens zum Jahreswechsel, Anfang 2021 wird es einen Impfstoff geben.“ Auch, wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf die Entwicklung drängten: „Wenn der Impfstoff in einem halben Jahr auf dem Markt sein sollte, wäre das immer noch ein Wahnsinns-Tempo. Früher ging man davon aus, dass es 10 bis 15 Jahre braucht, bis ein Impfstoff entwickelt ist.“

Der Vorteil hier sei, dass die Wissenschaftler bei ihren Forschungen „auf bereits bestehende, alte Impfstoffe aufbauen können. Das beschleunigt die Entwicklung enorm“.

Anmeldung für Corona-Tests
in Zweibrücken über Hausarzt
oder online: www.drk-corona.de

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