1. FC Kaiserslautern Planinsolvenz von Lautern „fast alternativlos“

Kaiserslautern · Nach dem Schulden-Schnitt ist die Hoffnung bei prominenten Lauterern groß, dass sich der Traditionsclub retten kann. Landeshilfe gibt es nicht.

 Markus Merk, Vorsitzender des FCK-Beirats und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern e.V. sieht den Gang in die Eigeninsolvenz als einzige Option für das Überleben des Vereins.

Markus Merk, Vorsitzender des FCK-Beirats und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern e.V. sieht den Gang in die Eigeninsolvenz als einzige Option für das Überleben des Vereins.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Nach dem Antrag des 1. FC Kaiserslautern auf Eigeninsolvenz äußert sich selbst Vereinslegende Horst Eckel zurückhaltend zur Entscheidung des finanziell gebeutelten Fußball-Drittligisten: „Ich bin nicht nah genug am Verein, um etwas dazu sagen zu können. Natürlich hoffe und wünsche ich, dass er gut aus der Sache kommt.“

FCK-Aufsichtsrat Markus Merk bemühte in der schwierigen Situation den Mythos vom Betzenberg. „Wir sind in der Nachspielzeit und gerade hier in Kaiserslautern, beim FCK, wissen wir, dass wir das Spiel dann immer gedreht haben“, sagte der 58-Jährige.

Die Pfälzer haben beim Amtsgericht Kaiserslautern einen Antrag auf Eröffnung des Verfahrens gestellt. Den viermaligen deutschen Meister sollen mittlerweile Schulden in Höhe von rund 24 Millionen Euro plagen. Mit einer Planinsolvenz könnte sich der FCK sanieren und den drohenden Absturz in die Bedeutungslosigkeit abwenden. Sportlich hat der Schritt wegen der derzeitigen Corona-Krise keine Konsequenzen für die Roten Teufel. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat den bei einem Insolvenzantrag vorgesehenen Neun-Punkte-Abzug wegen der besonderen Situation ausgesetzt.

„Gegen die Behauptung, wir hätten eine Insolvenz geplant, wehren wir uns energisch. Wir können anhand von Fakten beweisen, dass das bis Mitte März für uns kein Thema war“, sagte Merk. „Im ersten Moment trifft mich dieser Schritt aber natürlich schon. Als Kind des Vereins, als Fan, aber auch als Mitglied. Das ist dann schon ein Tiefpunkt.“

Der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck sieht in der Planinsolvenz mehr Chance als Risiko. „Am schönsten wäre, wenn man die Planinsolvenz durch eine Einigung mit den bisherigen Geldgebern beenden könnte und dadurch ein Neuanfang möglich wäre“, sagte der Sozialdemokrat.

Die Entscheidung des DFB, wegen Corona bei einer Insolvenz nicht neun Punkte abzuziehen, sei auch eine Möglichkeit für einen Neuanfang, so Beck. Die neue Geschäftsführung mache einen guten Eindruck und den jetzt handelnden Personen vertraue er, sagte Beck. Deren Vorgehen stehe in „einem ehrlichen Bemühen, dass die Zankereien in der Vergangenheit nicht mehr Maßstab von Handeln sind“. „Ich bin selbst mit 5000 Euro solidarisch beteiligt“, sagte der 71-Jährige. Das Geld habe er vor einem Jahr im Rahmen der Fan-Anleihen gegeben und nicht erwartet, es zurückzubekommen.

Tiefere Ursachen der Finanzkrise des Vereins sehe er in der Zeit nach der deutschen Meisterschaft der Pfälzer 1998 und nicht im Bau des Fritz-Walter-Stadions für die Weltmeisterschaft 2006. „Es war damals eine Entscheidung des Vereins, sich für die WM zu bewerben. Ich habe die Entscheidung unterstützt und stehe dazu“, sagte Beck. „Wir wären in und um Kaiserslautern an vielen Stellen nicht so weit wie wir heute sind, ohne dieses Ziel WM.“ Nach dem überraschenden Titelgewinn als Aufsteiger habe man damals „die vielleicht zu optimistische Hoffnung“ gehabt, man könne auf Dauer in der Spitze der Bundesliga mitspielen, so Beck. Danach seien eben Spielerverträge gemacht worden, die für Kaiserslautern auf Dauer nicht tragfähig gewesen seien.

Der frühere Vorstandsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern, Stefan Kuntz, hält die Planinsolvenz seines Ex-Vereins für folgerichtig. „Generell ist die Situation in Kaiserslautern nicht so einfach. Das WM-Stadion ist wie ein Klotz am Bein. Und der Standort hat jetzt auch nicht so wahnsinnig viele Sponsoren“, sagte er.

Er glaube zudem, dass die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes, wegen der Corona-Krise derzeit keine Punkte abzuziehen, zur Entscheidung beigetragen habe. „Ob‘s nachher die Planinsolvenz dann mit allen Auswirkungen, die dann danach auch noch kommen, wird, wird man sehen, aber aktuell halte ich es fast für alternativlos“, meinte Kuntz, der von 2008 bis 2016 Vorstandschef der Lauterer war und aktuell Trainer der U21-Nationalmannschaft ist.

Auf die Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz darf der FCK offenbar nicht hoffen. „Das Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung ist eine Chance für den den FCK, den Neuanfang mitzugestalten“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Dienstag. Zugleich betonte sie: „Das Land ist dabei außen vor.“

In der 3. Fußball-Liga hat der 1. FC Kaiserslautern sein Auswärtsspiel am Dienstagabend bei den Würzburger Kickers mit 0:2 verloren. Für die Kickers trafen Robert Herrmann (62.) und Patrick Sontheimer (74.).

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