Naturschutz Rheinkommission: 2027 soll der Lachs wieder bis Basel kommen

Koblenz · Der Rhein war ein dreckiger und teils stinkender Fluss. Bis sich vor 70 Jahren in einer Kommission mehrere Staaten zusammentaten, um ihm zu helfen.

 Der Rhein bei St. Goar in Rheinland-Pfalz. Viele Fische kehrten in den letzten Jahren auch in dieses Gebiet zurück.

Der Rhein bei St. Goar in Rheinland-Pfalz. Viele Fische kehrten in den letzten Jahren auch in dieses Gebiet zurück.

Foto: dpa/Thomas Frey

Rückkehr von Lachs und Maifisch – die Internationale Kommission zum Schutz des Rheins zieht anlässlich ihres 70. Geburtstags am Samstag (11. Juli) eine positive Bilanz. „Der Rhein ist in dieser Zeit von einem stark verschmutzten wieder zu einem sauberen Fluss geworden“, sagte der Leiter des Sekretariats der Kommission in Koblenz, Marc Daniel Heintz. „Die Staaten im Rheineinzugsgebiet haben es in 70 Jahren geschafft, den Fluss wiederzubeleben.“ Mit anhaltenden Verunreinigungen sowie klimawandelbedingtem Hoch- und Niedrigwasser gebe es aber weiterhin große Herausforderungen. 70 Jahre nach der Gründung der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR) am 11. Juli 1950 seien Umwelt- und Naturschutz aktueller denn je.

Vor allem das Aufkommen der Umweltbewegung in den siebziger und achtziger Jahren sowie der Großbrand im Schweizer Chemieunternehmen Sandoz bei Basel hätten dem Gewässerschutz einst viel Auftrieb gegeben, erklärte Heintz. Am 1. November 1986 war hochgiftiges Löschwasser in den Rhein geflossen. Viele Fische starben. Neue Kläranlagen wurden gebaut. Das verbesserte die Wasserqualität.

Die Wiederansiedlung der Lachse sei zwar noch weit von einer stabilen Population entfernt, sagte Heintz. Aber jedes Jahr wanderten wieder Hunderte dieser Fische ins Rheineinzugsgebiet. Außer dem Stör seien alle einst verschwundenen Fischarten zurückgekehrt. Bis 2027 sollen laut dem IKSR-Sekretariatschef weitere drei Staustufen im Oberrhein, Vogelgrun, Marckolsheim und Rhinau, Fischpässe bekommen, damit Lachs und Co wieder wie ganz früher auch in der Schweiz Laichgebiete finden könnten. Die Staustufen Gerstheim, Straßburg, Gambsheim und Iffezheim seien bereits fischdurchlässig. Als großen Erfolg bezeichnete der Geograf Heintz auch die Öffnung des niederländischen Haringvlietdamms im Rheinmündungsgebiet mit neuen Toren für Fische im Jahr 2018.

Die Beseitigung von Hemmnissen für Wanderfische ist Teil des internationalen Programms „Rhein 2040“. Dazu gehört auch die Verringerung von Mikroverunreinigungen etwa mit Pflanzenschutzmitteln oder Medikamenten um mindestens 30 Prozent in den kommenden 20 Jahren. Bis 2021 soll die IKSR nach eigenen Angaben dafür ein Bewertungssystem entwickeln.

Ein weiteres Ziel von „Rhein 2040“ ist die Wiederherstellung von Flussauen. Eine Expertengruppe wertet mit Satellitenbildern die Entwicklung der Biotope entlang des Rheins aus. „In den vergangenen 20 Jahren wurden circa 140 Quadratkilometer verloren gegangene Überschwemmungsgebiete wiederhergestellt; bis 2040 sollen weitere 200 Quadratkilometer reaktiviert werden“, erklärte die IKSR.

IKSR-Präsidentin Veronica Manfredi betonte, natürliche und intakte Lebensräume hätten nicht nur eine hohe Artenvielfalt. „Sie sind auch widerstandsfähiger gegenüber negativen Einflüssen wie dem Klimawandel und leisten so einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft.“

Zum Wohl des Rheins und seiner Nebenflüsse kooperieren die IKSR-Mitglieder Schweiz, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, die Niederlande und die EU mit Österreich, Liechtenstein und der belgischen Region Wallonien sowie Italien. Das Sekretariat in Koblenz – direkt am Rhein gelegen – hat 13 Mitarbeiter.

(dpa)
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