EU-Agrarministertreffen in Rheinland-Pfalz Klöckner zeigt EU-Kollegen Steillagen

Koblenz · Die Bundeslandwirt­schaftsministerin und Winzertochter führt ihren EU-Amtskollegen digitale Technik im Steillagen-Weinbau an der Mosel vor. Begleitet wird das Agrar-Ministertreffen von vielen Demonstrationen.

 Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU, rechts) und ihre portugiesische Amtskollegin Maria Do Ceu Albuquerque fuhren am Montag mit einer sogenannten Monorakbahn durch einen Weinberg bei Winningen. Die Einschienenbahn erleichtert den Winzern die Bewirtschaftung von Steillagen.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU, rechts) und ihre portugiesische Amtskollegin Maria Do Ceu Albuquerque fuhren am Montag mit einer sogenannten Monorakbahn durch einen Weinberg bei Winningen. Die Einschienenbahn erleichtert den Winzern die Bewirtschaftung von Steillagen.

Foto: dpa/Thomas Frey

Demonstranten haben am Montag im Weindorf Winningen bei Koblenz die Busfahrt von EU-Agrarministern zum Mittagessen verzögert. Zuvor hatte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) den Ministern den Einsatz von Drohnen, eines Vollernters und einer Transportbahn im Steillagen-Weinbau an der Mosel gezeigt. Ein Polizeisprecher sprach von einem friedlichen Protest mit „einer Vielzahl von Traktoren“ in Winningen. Die Demonstranten wandten sich gegen die EU-Agrarpolitik. Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hatte Klöckner die EU-Agrarminister zu einem informellen Rat von Sonntag bis Dienstag nach Koblenz eingeladen.

Auch in der Rhein-Mosel-Stadt kam es laut Polizei nach Demonstrationen am Sonntag ebenfalls am Montag zu Kundgebungen mit mehreren hundert Teilnehmern und vielen Dutzend Traktoren. Die Folge waren erhebliche Verkehrsstaus. Für Dienstag hatte die Organisation „Land schafft Verbindung“ nach Angaben der Stadt Koblenz eine Sternfahrt sogar mit rund 400 Traktoren zum Tagungsort angekündigt.

In dem terrassierten Weinberg Winninger Uhlen steuerte Klöckner am Montag eine große Drohne mit acht Propellern, um das zielgenaue Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln zu demonstrieren. Ein spezieller Vollernter auf Ketten ratterte durch die Weinrebenreihen eines Steilhangs hinunter zu den EU-Agrarministern, die nicht vollzählig nach Koblenz gekommen waren. Einige wollten sich per Videoschalte an den Beratungen beteiligen.

Klöckner fuhr mit ihrer portugiesischen Amtskollegin Maria Do Céu Albuquerque auch in einer Winzer-Transportbahn steil in die Höhe. „Also wir haben uns sicher gefühlt“, sagte die Bundesagrarministerin anschließend. Es werde aber deutlich, welch immensen Aufwand Steillagen-Winzer hätten. Sie würden von der öffentlichen Hand finanziell gefördert, um diese traditionsreiche Anbaukultur und einmalige Landschaft mit großer Artenvielfalt zu erhalten. Auf einem Moselschiff wollten die EU-Agrarminister nach Koblenz zurückkehren.

Bei ihren Beratungen ging es um Lehren aus Corona, die Aufrechterhaltung von Lieferketten auch in Zeiten von Grenzschließungen, mehr Wertschätzung für Bauern, ein angestrebtes europaweit verbindliches Tierwohlkennzeichen und strengere Regeln für Tiertransporte in Drittstaaten. Klöckner betonte, Europa habe verschiedene Geschwindigkeiten, nicht jedes Ziel sei rasch zu erreichen. Aber mehr Umwelt-, Tier- und Klimaschutz würden allgemein angestrebt. Wer auf Ramschpreise für Hochleistungsprodukte eines Berufsstandes setze, der 365 Tage im Jahr auf dem Feld oder im Stall sei, der verrechne sich.

 Julia Klöckner steuerte auch eine Drohne zur Schädlingsbekämpfung.

Julia Klöckner steuerte auch eine Drohne zur Schädlingsbekämpfung.

Foto: dpa/Thomas Frey

Die Stadt Koblenz hatte im Vorfeld von zehn verschiedenen Kundgebungen gesprochen. Klöckner sagte, die Demonstranten demonstrierten teils auch gegeneinander, die Interessen seien sehr unterschiedlich. Greenpeace wollte am Montag nach eigenen Angaben von drei Moselbooten aus mit einem Banner an einem Flugdrachen für eine klimaschonende Landwirtschaft demonstrieren. Die Natur- und Umweltschutzorganisation WWF betonte: „Gerade die Coronakrise zeigt, wie schnell uns der fortschreitende Raubbau an der Natur und ihren Ressourcen verheerend auf die Füße fällt.“ Das Bündnis „Wir haben es satt!“ kritisierte „Höfesterben und Landkonzentration, routinemäßigen Pestizideinsatz und Insektensterben, Tierfabriken und Klimakrise“.

(dpa)
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