Kreis Ahrweiler besonders getroffen Flut-Katastrophe schockt Rheinland-Pfalz

Bad Neuenahr-Ahrweiler/Trier · Durch Starkregen verursachtes Hochwasser löst in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen eine Katastrophe aus. Ganze Häuser werden einfach von den Fluten fortgerissen. Mindestens 49 Menschen sterben – 19 im Kreis Ahrweiler.

Die Luftaufnahme einer Drohne zeigt die Überflutungen im rheinland-pfälzischen Dorf Insul nach den massiven Regenfällen.

Die Luftaufnahme einer Drohne zeigt die Überflutungen im rheinland-pfälzischen Dorf Insul nach den massiven Regenfällen.

Foto: dpa/Boris Roessler

(dpa) Bei verheerenden Unwettern in Rheinland-Pfalz sind mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen. Ein stundenlanger Starkregen ließ in mehreren Regionen Flüsse über die Ufer treten. Besonders hart getroffen wurde der Landkreis Bad Neuenahr-Ahrweiler. Im 700-Einwohner-Ort Schuld bei Adenau wurde die Ahr zum reißenden Fluss und zerstörte mehrere Häuser. Dutzende Menschen wurden am Donnerstagnachmittag noch vermisst – es war unklar, ob sie sich rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten.

Zahlreiche Hubschrauber waren in der Region im Einsatz, um Menschen von Häusern und aus Bäumen zu retten – dorthin hatten sie sich vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht. Auch in anderen Landesteilen war die Situation teilweise dramatisch. Erheblich betroffen sind ebenfalls die Landkreise Bitburg-Prüm, Vulkaneifel und Trier-Saarburg. Vielfach mussten Kitas und Schulen geschlossen bleiben, Strom und Mobilfunknetze fielen vielerorts aus.

„So eine Katastrophe haben wir noch nicht gesehen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zu Beginn einer Landtagssitzung, die unter dem Eindruck der Ereignisse vorzeitig beendet wurde. „Es ist wirklich verheerend.“ Ganze Orte seien überflutet, Häuser einfach weggeschwemmt worden. Wie teuer der Hochwasserschaden ist, war am Donnerstag noch gar nicht absehbar.

Nach Angaben der Landesregierung wird eine kurzfristige Unterstützung von 50 Millionen Euro bereitgestellt. Damit sollen Schäden der öffentlichen Infrastruktur behoben werden, also etwa an Straßen, Brücken und anderen Bauwerken, wie die Landesregierung auf Twitter mitteilte. „Schäden in Kommunen sind immens“, erklärte die Ministerpräsidentin und fügte hinzu, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) Unterstützung vom Bund zugesagt hätten.

Im Dorf Schuld an der Ahr mit rund 700 Einwohnern stürzten sechs Häuser ein, etwa 40 Prozent der weiteren Wohngebäude wurden beschädigt, wie der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau, Guido Nisius (CDU), mitteilte. In Insul standen nach seinen Angaben etwa 30 Prozent der Häuser unter Wasser. Etliche Ahr-Brücken wurden zerstört – Rettungskräfte mussten daher weite Umwege fahren. „Das ist der schlimmste Katastrophenfall, den ich erlebt habe“, sagte Nisius.

Der Bürgermeister fügte hinzu: „Das hängt mit dem Klimawandel zusammen und mit den Eingriffen des Menschen.“ Wenn Bäche begradigt und ihrer natürlichen Überschwemmungsflächen beraubt würden, brauche sich niemand mehr über solche Katastrophen zu wundern. Bei den Unwettern fielen am Mittwoch und in der folgenden Nacht bis zu 148 Liter Regen pro Quadratmeter, wie das Klimaschutzministerium mitteilte.

Die Fluten schnitten mehrere Orte von der Außenwelt ab. Etwa 50 Menschen wurden von Hausdächern gerettet, auf denen sie Zuflucht gesucht hatten. Der Landrat des Kreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU) sagte: „Das ist ohne Zweifel die größte Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg in dem Kreis.“ In einer nie geahnten Dimension seien Wassermassen über die Ortschaften hereingebrochen. „Die Folgen sind verheerend.“

Auch in Trier wurde eine größere Rettungsaktion notwendig – der Stadtteil Ehrang musste zu großen Teilen evakuiert werden, weil die Kyll, ein Nebenfluss der Mosel, überlief. Auch ein Krankenhaus war betroffen. In der Gemeinde Kordel im Landkreis Trier-Saarburg wurden wegen des Hochwassers mehrere hundert Menschen mit Booten in Sicherheit gebracht. Wegen überschwemmter Zufahrtswege war der Ort mit 2000 Einwohnern abgeschnitten.

Die Polizei richtete eine Nummer für Hinweise auf Vermisste ein: Tel.: 0800 65 65 651.

Auch in Nordrhein-Westfalen verwandelte der Dauerregen Flüsse und Bäche in reißende Fluten. Mindestens 30 Menschen starben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort