Heiratsschwindler vor Gericht Als „Finn Morris“ zockte er Frauen ab

Zweibrücken/Pirmasens · Ein 45-jähriger Heiratsschwindler muss sich derzeit vor dem Landgericht Zweibrücken verantworten. Seine Opfer zahlten vielfach gewaltige Beträge.

 Der Heiratsschwindler brachte seine Opfer um viel Geld. Jetzt muss er sich dem Landgericht Zweibrücken verantworten. Symbolfoto.

Der Heiratsschwindler brachte seine Opfer um viel Geld. Jetzt muss er sich dem Landgericht Zweibrücken verantworten. Symbolfoto.

Foto: dpa/Oliver Berg

Dieser glatzköpfige Mann auf der Anklagebank im Landgericht Zweibrücken hat es bereits zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Wenngleich auch nicht freiwillig.

Jüngst wurde nach dem 45-jährigen gebürtigen Homburger auch in einer „Aktenzeichen XY“-Spezialsendung zum Thema Betrug gefahndet. Dort war zu sehen, wie eine junge Mutter auf die Masche des Mannes reinfiel, den sie in einer Partnerbörse im Internet kennengelernt hatte. Die 38-jährige Frau aus Bann verliebte sich in den Mann, der vorgab, Halb-Amerikaner zu sein, „Finn Morris“ zu heißen und auf der Airbase der US-Luftwaffe in Ramstein zu arbeiten. Zudem verriet er ihr unter dem Siegel der Verschwiegenheit, der Erbe eines amerikanischen Tabak-Konzerns zu sein. Die junge Frau glaubte alle ihr aufgetischten, teils haarsträubenden Geschichten.

So berichtete „Finn Morris“ zunächst, sein Personenschützer sei sei vor kurzem ermordet und ihm selbst ein Lungen-Karzinom diagnostiziert worden. Doch weil er aufgrund eines heftigen Streits mit seinem milliardenschweren Vater, der ihm nach dem Leben trachte, momentan nicht an sein Vermögen herankomme, könne er nun seine teure Krebs-Behandlung nicht finanzieren. Er sei nicht krankenversichert. So brachte der angebliche Halb-Amerikaner die junge Frau dazu, ihm finanziell unter die Arme zu greifen. Ihre Eltern händigten dem Mann, um die Liebe ihrer Tochter zu unterstützen, nach und nach fast 100 000 Euro für diverse medizinische Behandlungen aus, die es allerdings in Wirklichkeit gar nicht gegeben hatte.

So verlangte er über einen, wie sich später herausstellte, fiktiven „Professor Dr. Müller“ unter anderem Geld für eine Herzoperation im Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern, eine Nierenentfernung am Homburger Uniklinikum, einen Krankenhausaufenthalt in Heilbronn und eine Kur auf der Nordseeinsel Sylt. Auch das Geld für mehrere Helikopter-Flüge zu den einzelnen Behandlungsorten ließ er sich von der Familie vorstrecken.

„Er hat uns immer wieder eingelullt“, sagte die 38-Jährige im Zeugenstand. Angefangen habe alles mit Schnupfen und Husten. Nach einer angeblichen Chemotherapie habe die ausgedachte Odyssee durch mehrere Krankenhäuser begonnen. „Er wollte dort nie besucht werden.“ Jetzt wisse sie, warum, sagte die tief enttäuschte Frau unter Tränen aus. Wenn er sie in ihrer Wohnung besuchte, habe er nur mit angeblichen Schmerzen im Bett gelegen. Aufgeflogen war der Mann, als er die junge Frau Ende 2017 anrief, um sie um Hilfe zu bitten, weil er angeblich in einem Wald orientierungslos umherirre. Daraufhin war die junge Frau zur Polizei gegangen. Und die Beamten identifizierten den angeblich halben Amerikaner anhand eines mitgebrachten Fotos als einen ganzen Deutschen, der zu diesem Zeitpunkt bereits wegen ähnlicher Delikte landesweit mit Haftbefehl gesucht wurde. Und so legte Staatsanwältin Karin Ephan dem 45-Jährigen zu Prozessbeginn zur Last, im Zeitraum von 2015 bis 2020 unter falschem Namen und unter Vorspiegelung von Heiratsabsichten über das Internet zu vier Frauen aus dem Landkreis Kaiserslautern und Berlin Kontakt aufgenommen zu haben, um sie unter Vortäuschung von Behandlungskosten wegen einer Tumorerkrankung zu veranlassen, ihn mit hohen Geldbeträgen zu unterstützen. Er soll ihnen knapp 200 000 Euro abgeknöpft haben.

Der Mann schreckte auch nicht davor zurück, ganze Familie in Existenznöte zu stürzen. Die Eltern einer jungen Frau aus Berlin, die ebenfalls auf seine Masche hereingefallen war, verkauften nicht nur ihre beiden Autos und ein Boot. Sie nahmen sogar einen Kredit auf und bezahlten keine Miete mehr, um das geforderte Geld für seine angeblichen Behandlungen aufzubringen.

Als die junge Frau von dem Heiratsschwindler schwanger und der Familie wegen ausstehender Mietzahlungen die Wohnung gekündigt wurde, verschwand „Finn Morris“ auf Nimmerwiedersehen.

Die Verhandlung wird am Dienstag, 8. September, um 9 Uhr fortgesetzt.

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