Rheinland-Pfalz Grüne fordern: Doppelt so viel Strom aus Windkraft produzieren

Mainz · Die Öko-Partei will leistungsstärkere und neue Anlagen in Rheinland-Pfalz massiv fördern. Gegner verweisen indes auf die Zerstörung der Landschaft und die steigende Lärmbelastung.

 Die Grünen wollen in Sachen Windkraft ein wesentlich größeres Rad drehen.

Die Grünen wollen in Sachen Windkraft ein wesentlich größeres Rad drehen.

Foto: dpa-tmn/Patrick Pleul

Die Grünen ziehen mit der Forderung in den Landtagswahlkampf 2021, erneuerbare Energien in Rheinland-Pfalz massiv auszubauen und daraus Strom zu gewinnen. Anne Spiegel, die als Spitzenkandidatin für die Grünen ins Rennen geht, sagte im Sommerinterview mit dem Pfälzischen Merkur, man wolle die momentane Windkraft-Leistung bis zum Jahr 2030 verdoppeln.

Dies solle gelingen, indem alte Windräder durch neue, leistungsstärkere Anlagen ausgetauscht werden, sagte Spiegel. Genehmigungsverfahren, die lange dauern, wollen die Grünen verkürzen. Den Bau neuer Windräder kündigte Spiegel in rheinland-pfälzischen Wäldern an. Man wolle nicht gesunde Waldflächen opfern. Mögliche Plätze wären Kahlschlag-Gebiete, in denen viele Bäume wegen Borkenkäfer-Schäden und Folgen des Klimawandels abgestorben seien. Um Bürger im oft hitzigen Streit um Windräder zu besänftigen, schlägt Spiegel vor, sie als Mitbetreiber in Energiegenossenschaften einzubinden und am Profit der Anlagen zu beteiligen.

Rund 1750 Windräder stehen derzeit in Rheinland-Pfalz. Von den Kreisen heißt es, dass beim Ausbau von Windkraft Flaute herrsche, es pro Jahr nur noch Genehmigungen im niedrigen einstelligen Bereich gebe. Gabriele Rau, Geschäftsführerin des rheinland-pfälzischen Verbandes Windenergie, sagt: „In Rheinland-Pfalz stagniert der Ausbau.“ Es drohe gar ein Abbau von Windrädern, weil Förderungen wegfielen, das Aufstellen in vielen Gebieten verboten sei, Verfahren wegen Auflagen zum Artenschutz lange dauerten und Abstände mit 1000 Metern zu bewohnten Gebieten streng geregelt seien.

Windkraft-Gegner Wolfgang Piroth aus dem Hunsrück spricht sich gegen neue Anlagen aus. Diese verschandelten die Landschaft und schadeten der Gesundheit von Anwohnern.

Forschungen des Mainzer Herzchirurgen Christian Vahl zeigten, dass sogenannter stiller Lärm – wie er von Windrädern ausgehe – die Herzleistung drastisch einschränkten.

Die AfD im Mainzer Landtag schlussfolgert daraus, dass Windräder in Rheinland-Pfalz mindestens das Zehnfache ihrer Höhe von Häusern entfernt sein müssen. Moderne Anlagen ragen gut 200 Meter in die Höhe. Die AfD kritisiert auch Pläne der Grünen, erneuerbare Energien durch eine Solarpflicht bei Neubauten und Dachsanierungen auszubauen. Die Grünen seien die „Partei der Vorgaben und Verbote“, sagt der Landtagsabgeordnete Matthias Joa.

Anne Spiegel, die mit den Grünen derzeit in einer Ampelkoalition mit SPD und FDP regiert, hält dagegen: „Wenn wir die Klimakrise in den Griff bekommen wollen, müssen wir auch in Rheinland-Pfalz an großen Rädern drehen.“

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