Regionalliga unterbricht Spielbetrieb Der FC Homburg ist tief enttäuscht

Karlsruhe/Homburg · Fußball-Regionalliga Südwest unterbricht Spielbetrieb bis mindestens 30. November. Rheinland-Pfalz stuft Liga als Amateurfußball ein.

 Die beiden saarländischen Clubs – hier im direkten Duell bei einem Zweikampf zwischen dem Homburger Damjan Marceta (rechts) und Kevin Conrad von der SV Elversberg – sind vorerst zum Zuschauen verdammt.

Die beiden saarländischen Clubs – hier im direkten Duell bei einem Zweikampf zwischen dem Homburger Damjan Marceta (rechts) und Kevin Conrad von der SV Elversberg – sind vorerst zum Zuschauen verdammt.

Foto: Andreas Schlichter

Der Spielbetrieb in der Fußball-Regionalliga Südwest ist mindestens bis 30. November unterbrochen. Das teilte die Regionalliga Südwest GbR mit Sitz in Karlsruhe am Mittwoch mit. Die Entscheidung sollte eigentlich schon am vergangenen Montag fallen und wurde zur Hängepartie. Die Verantwortlichen taten sich schwer und verschoben sie zunächst auf Dienstag und dann schließlich auf Mittwoch.

Problem war, dass in der Regionalliga Südwest Teams aus fünf Bundesländern spielen (Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Bayern). Es war nicht klar geregelt, ob es sich um Profi- oder Amateurfußball handelt (wir berichteten). Letztlich gab die Entscheidung der rheinland-pfälzischen Landesregierung den Ausschlag. Dort heißt es in der Corona-Bekämpfungsverordnung, dass der Trainings- und Wettkampfbetrieb im Amateur- und Freizeitsport in Mannschaftssportarten bis 30. November untersagt ist. Die Landesregierung hat bei ihren Regionalligisten RW Koblenz, FSV Mainz 05 II, TSV Schott Mainz und FK Pirmasens nachgefragt und nur vom FSV Mainz 05 II ein klares Bekenntnis zum Profisport erhalten. Daher steht also auch fest: In Rheinland-Pfalz kann bei den genannten Teams auch nicht trainiert werden.

Bei den saarländischen Regionalligisten FC Homburg und SV Elversberg ist die Enttäuschung groß. Beide hätten nach Rücksprache mit der saarländischen Landesregierung weiter trainieren und spielen dürfen. „Die Leitung der Liga sollte das Ziel haben, dass weiter Fußball gespielt wird. Hier hat mir der richtige Einsatz gefehlt. Für uns ist diese Entscheidung nicht verständlich. Mit uns wurde auch nicht geredet, und auf Anfragen wurde nicht geantwortet“, erklärt Ole Book, Sportdirektor der SV Elversberg.

Rafael Kowollik, Geschäftsführer beim FC Homburg und Ligasprecher der Regionalliga Südwest sagt: „Wir hätten gerne weitergespielt. Wir versuchen nun, dass es zumindest im Dezember weitergehen kann. Dazu müssen die Teams aus Rheinland-Pfalz Ausnahmegenehmigungen beantragen. Von RW Koblenz weiß ich, dass der Verein dies versuchen möchte.“

Die beiden saarländischen Vereine sehen sich, wie etwa auch Kickers Offenbach, als Proficlubs. „Wir werden das in Ruhe auswerten. Faktisch ist es die negativste Entscheidung, die getroffen werden konnte. Das ist für die ganze Regionalliga ein Horrorszenario und eine Entscheidung, die keinerlei Planungssicherheit gibt“, sagt Joachim Wagner, der Präsident der Kickers.

Auf der anderen Seite sehen sich Clubs wie der Bahlinger SC aus Baden-Württemberg als klarer Amateurverein. „Wir sind kein Profiverein und finden die Unterbrechung eine gute Entscheidung. Bei uns bleiben die Zuschauer noch bis lange nach den Spielen, und wir sind auch auf die Zuschauereinnahmen angewiesen. Bei einer Fortsetzung des Spielbetriebes ohne Zuschauer würden wir Probleme kriegen“, erklärt Stefan Ummenhofer, der Pressesprecher des Bahlinger SC, die eigentlich der nächste Gegner des FC Homburg gewesen wären.

Eine Fortsetzung der Saison im November ausschließlich mit Vereinen, die nicht zur Rheinland-Pfalz gehören hat der Regionalverband Südwest nicht ins Auge gefasst, um eine Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden. Die genannten Vereine wären mit bis zu fünf Partien in Rückstand gegenüber den Vereinen aus dem Saarland, Baden-Württemberg. Stattdessen hält die Regionalliga Südwest GbR eine Fortsetzung des Spielbetriebes im Dezember für möglich. Dafür müsste aber ein Mannschaftstraining für die Vereine aus Rheinland-Pfalz ab 17. November wieder möglich sein, damit diese zumindest eine zweiwöchige Vorbereitungsphase absolvieren können.

„Sollte ein Mannschaftstraining unter Wettkampfbedingungen ab dem genannten Datum nur im Freistaat Bayern (Südwest-Regionalligateilnehmer FC Bayern Alzenau) nicht aber in den Bundesländern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland unzulässig sein, hindert das die Wiederaufnahme nicht“, heißt es von Seiten der Regionalliga Südwest. Der FC Bayern Alzenau hat sich freiwillig spieltechnisch entschieden dem Hessischen Fußballverband anzuschließen. So sei es diesem Verein auch zumutbar, sich gegenfalls um eine Trainings- und Spielstätte in Hessen zu bemühen.

Wie die Stabsstelle Kommunikation „Corona“ auf Anfrage mitteilte, gelte die Verordnung aber ausnahmslos bis 30. November.

„Für mich ist auch fraglich, was sich da in zwei Wochen ändern soll. Es sind wieder einmal Entscheidungen der Ligaleitung, die scheibchenweise erfolgen. Eine klare Linie ist nicht zu erkennen“, sagte SVE-Sportdirektor Book. Es ist also wahrscheinlich, dass am vergangenen Wochenende die letzten Spiele für dieses Jahr in der Regionalliga gespielt wurden. Auf die 22 Vereine würde dann 2021 ein Mammutprogramm mit 30 Ligaspielen bis Saisonende warten.

Beim Verband gibt es bereits Überlegungen, wie es in der Regionalliga Südwest weitergehen könnte, wenn die Runde nicht im Dezember fortgesetzt werden kann. Bisher sind erst 12 von insgesamt 42 Spieltagen ausgetragen worden und es stehen noch Nachholspiele an. Möglicherweise könnte es dazu kommen, dass nach einer einfache Runde mit nur 21 Partien die Abschlusstabelle feststeht. Ein weiteres Modell sieht die Teilung der Liga nach der Vorrunde vor, bei der dann in einer Art Rückrunde die ersten elf Teams der Vorrunde in einer einfachen Runde die Plätze eins bis elf ausspielen und die Teams der zweiten Tabellenhälfte nach 21 Spieltagen in einer Art „Abstiegsrunde“ die sechs Absteiger ermitteln.

 Rafael  Kowollik,  Geschäftsführer  des FC Homburg

Rafael Kowollik, Geschäftsführer des FC Homburg

Foto: Markus Hagen

Beim FC Homburg ist man trotz aller Enttäuschung optimistisch: „Wir bereiten uns nun weiter auf den Re-Start der Regionalliga Südwest vor“, sagte Trainer Matthias Mink. Er rechnet damit, dass es im Dezember weiter gehen kann.

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