Arbeitsmarkt in Rheinland-Pfalz Noch 10 000 Azubistellen im Land frei

Koblenz · Auch im Juli belastet die Corona-Krise den Arbeitsmarkt – Die Zahl der Arbeitslosen steigt und beim Abschluss von Azubi-Verträgen sorgt die Pandemie für Unsicherheiten.

 Im Vergleich zum Vormonat waren in Rheinland-Pfalz im Juli 2300 Menschen weniger ohne sozialversicherungspflichtigen Job.

Im Vergleich zum Vormonat waren in Rheinland-Pfalz im Juli 2300 Menschen weniger ohne sozialversicherungspflichtigen Job.

Foto: dpa/Sina Schuldt

Die Corona-Krise hat im Juli für einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit in Rheinland-Pfalz gesorgt. Seit vielen Jahren mal wieder ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Land zuletzt zwei Monate in Folge gesunken, wenn auch nur geringfügig, wie die Regionaldirektion der Arbeitsagentur am Donnerstag mitteilte.

Man habe sich vor einem Jahr nicht vorstellen können, dass der Arbeitsmarkt nun so aussehe, sagte die Chefin der Regionaldirektion, Heidrun Schulz, am Donnerstag in Koblenz. Saisoneffekte würden in diesem Jahr durcheinandergewirbelt und von der Pandemie überlagert. Die gestiegene Arbeitslosigkeit treffe alle Personengruppen. Deutlich weniger Menschen als sonst gelinge derzeit der Schritt von der Arbeitslosigkeit zurück in Erwerbstätigkeit.

Doch die Agentur sieht nicht nur trüb, verweist darauf, dass die Zahl Jobsuchender und der Anzeigen von Kurzarbeit längst nicht mehr so steigt wie in den Monaten davor.

Insgesamt waren im Juli in Rheinland-Pfalz 128 800 Menschen ohne Job und damit 2300 mehr als im Juni.

Zwischen Westerwald und Pfalz meldeten sich im Juli 9600 Frauen und Männer neu arbeitslos, nochmal über elf Prozent mehr als im Vormonat. Seit Jahresbeginn beläuft sich ihre Zahl auf ungefähr 80 500, ebenfalls elf Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig fanden im Juli 7400 Personen den Weg zurück in die Erwerbstätigkeit, ein Prozent weniger als im Juni. Seit Jahresbeginn sind es 51 100 – 9,5 Prozent weniger als ein Jahr davor. Die Zahl der offenen Stellen lag mit 28 400 im Juli ein Drittel unter dem Stand von vor zwölf Monaten.

Kurzarbeit haben in der Corona-Pandemie laut Agentur bislang 41 100 rheinland-pfälzische Betriebe für über 472 000 Beschäftigte angemeldet – vor allem in den Monaten März bis Mai. Das heißt nicht, dass alle die Kurzarbeit auch umgesetzt haben. Hochrechnungen liegen nun für den April vor, in dem Monat galt Kurzarbeit in 29 000 Betrieben im Land für rund 213 100 Mitarbeiter. Kurzarbeit sei das Instrument, das den Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Grenzen halte, Menschen im Job halte und Unternehmen die Fachkräfte auch in der Krise sichere, erklärte Schulz.

Junge Menschen auf dem Sprung ins Berufsleben haben trotz der Corona-Krise recht gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz, etwa 10 000 gemeldete Stellen sind noch nicht vergeben. Das sind lediglich 2,6 Prozent weniger als im Juli vergangenen Jahres. Zu haben sind vergleichsweise viele Stellen unter anderem für angehende Kaufleute im Einzelhandel, Verkäufer, Handelsfachwirte, Kaufleute für Büromanagement, Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk, Anlagenmechaniker oder auch Fachkräfte in der Lagerlogistik.

Den offenen Azubi-Stellen stehen in Rheinland-Pfalz 7100 Bewerber ohne Azubiplatz gegenüber. Das sind mit über elf Prozent deutlich mehr als vor zwölf Monaten. Insgesamt wurden den Arbeitsagenturen und Jobcentern im Land zwischen Oktober 2019 und Juli dieses Jahres 24 600 Ausbildungsstellen gemeldet.

„Schon in normalen Zeiten ist der erfolgreiche Berufseinstieg nicht für alle Jugendlichen ein Selbstläufer“, sagte Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). „Die Corona-Pandemie verschärft dieses Problem und erschwert aus verschiedenen Gründen die Findung einer geeigneten Ausbildungsstelle.“ Angebote der Berufsorientierung hätten teils nicht wie geplant stattfinden können, viele Unternehmen zögerten, ob und in welchem Umfang sie Ausbildungsplätze anbieten.

Um junge Menschen und ausbildende Unternehmen auch oder gerade in der Pandemie zusammenzubringen, werden teils regional auch außergewöhnliche Wege gegangen. Die Arbeitsagentur Koblenz-Mayen etwa führt in Kooperation mit Handwerks- sowie Industrie- und Handwerkskammer Gespräche mit jungen Menschen im Freien – „Walk & Talk“ heißt das Projekt, wie Agenturleiter Frank Schmidt berichtete.

 Arbeitsmarkt in Rheinland-Pfalz: Juli 2020

Arbeitsmarkt in Rheinland-Pfalz: Juli 2020

Foto: SZ/Müller, Astrid

Es gebe Betriebe, die sich bislang kaum mit dem in der Krise noch wichtiger gewordenen Thema befasst hätten, sagte Schmidt. „Wer sich nicht rechtzeitig auf die Veränderungen einstellt, könnte zum Verlierer dieses gewaltigen und schnell fortschreitenden Prozesses werden.“

(dpa)
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