Hunsrück-Flughafen Hahn-Haupteigentümer ist pleite

Hahn/Mainz/Peking · Schon seit Jahren leidet der Airport Hahn unter negativen Nachrichten. Jetzt drohen ernste Turbulenzen: Sein chinesischer Haupteigentümer gerät ins Trudeln.

 82,5 Prozent des gefährdeten Flughafens im Hunsrück gehören dem chinesischen Konzern HNA, der nun Insolvenz angemeldet hat. 

82,5 Prozent des gefährdeten Flughafens im Hunsrück gehören dem chinesischen Konzern HNA, der nun Insolvenz angemeldet hat. 

Foto: dpa/Andreas Arnold

Der Haupteigentümer des Hunsrück-Flughafens Hahn ist in tief in eine Schuldenkrise gestürzt. Wie der chinesische Mischkonzern HNA am Freitag mitteilte, konnten Schulden nicht mehr zurückgezahlt werden. Deshalb hätten Gläubiger beim Volksgericht der chinesischen Provinz Hainan ein Insolvenzverfahren und die Neuausrichtung des Unternehmens beantragt. Man wolle mit dem Gericht zusammenarbeiten, hieß es weiter.

Der gefährdete Hunsrück-Flughafen Hahn im strukturschwachen Hunsrück gehört zu 82,5 Prozent dem chinesischen Großkonzern, die restlichen 17,5 Prozent liegen beim Bundesland Hessen. Der ehemalige US-Militär-Airport ist der einzige größere Flughafen in Rheinland-Pfalz. Die Hahn-Geschäftsführung äußerte sich vorerst nicht auf Anfrage.

Der Ausbruch der Corona-Pandemie, die die Luftverkehrsindustrie besonders schwer trifft, hatte es dem hoch verschuldeten Großkonzern HNA zusätzlich erschwert, seine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen. So gab es bereits 2020 Gerüchte, dass die HNA-Flugzeugsparte Hainan Airlines an staatliche chinesische Fluggesellschaften verkauft werden könnte. Der Konzern hatte sich in den vergangenen Jahren mit milliardenschweren Beteiligungen weltweit schwer verschuldet. Zeitweise hielt HNA sogar fast zehn Prozent der Anteile an der Deutschen Bank, hat sich dort aber wieder zurückgezogen.

Der CDU-Spitzenkandidat der rheinland-pfälzischen Landtagswahl am 14. März, Christian Baldauf, erinnerte daran, dass das Bundesland seinen 82,5-Prozent-Anteil am Flughafen Hahn 2017 „quasi im Schlussverkauf“ an HNA veräußert habe. Der chinesische Konzern zahlte damals rund 15 Millionen Euro. Baldauf fragte die Mainzer Ministerpräsidentin Malu Dreyer und ihren Innenminister Roger Lewentz (beide SPD), was sie von der Schieflage von HNA gewusst hätten: „Wurde ein Plan für den Hunsrück-Airport entwickelt? Am Hahn hängen Tausende Jobs.“ Der Flughafen habe auch noch nach seinem Verkauf Beihilfen und damit Steuergeld bekommen. Das rheinland-pfälzische Innenministerium und das hessische Finanzministerium äußerten sich vorerst nicht zur Schuldenkrise von HNA.

Gegenwärtig gleicht das Passagierterminal am Hahn einem Geisterflughafen. Die Zahl der Fluggäste stürzte im Dezember 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 80 Prozent ab, wie die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) kürzlich mitteilte.

Anders sah es beim Frachtgeschäft aus: Da legte der Hahn um 53,2 Prozent zu. Der Flughafen besitzt eine begehrte Nachtflugerlaubnis. Nur vier andere größere deutsche Airports haben ebenfalls eine.

Im Juli 2020 hatte es laut Staatsanwaltschaft Koblenz eine Razzia bei „sechs am Flughafen Hahn tätigen Gesellschaften“ gegeben. Ermittlungen gegen drei „Verantwortliche“ begannen zusammen mit der Steuerfahndungsstelle des Finanzamtes Trier. Das Schweigen zu Details erklärte die Staatsanwaltschaft mit Hinweis auf das Steuergeheimnis und „um den Ermittlungszweck nicht zu beeinträchtigen“.

Und der Minderheitsgesellschafter Hessen? Das Finanzministerium in Wiesbaden teilte im November 2020 mit: „Wir haben kein strategisches Interesse am Flughafen Hahn.“ Hessen sei auch nicht für dessen Verluste aufgekommen. Das Bundesland sei weiter bereit, seinen Anteil zu verkaufen.

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