Notstand in Rheinland-Pfalz Wo sind denn nur die ganzen Blutspender?

Zweibrücken · Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bietet auch in Zweibrücken immer wieder Termine zur Blutspende an. DRK-Chef Hans Prager verrät dem Merkur, wie gut sie besucht sind und worüber er sich aktuell Sorgen macht.

 Hans Prager, Chef des DRK-Kreisverbandes Südwestpfalz.

Hans Prager, Chef des DRK-Kreisverbandes Südwestpfalz.

Foto: Nadine Lang

Anfang Juli stellt Hans Prager eine Nachricht auf Facebook. Er weist auf „die nächste Blutspende in Zweibrücken“ hin. In der ehemaligen Hauptschule Nord. Am 23. Juli. Einem Freitag. Genau drei Wochen später also. Kurz vor dem Wochenende noch einmal etwas Gutes tun, so oder so ähnlich könnte die Botschaft lauten. Frei nach dem Motto: Das Beste kommt zum Schluss.

Doch was Prager, Chef des DRK-Kreisverbandes Südwestpfalz, ebenso klarmacht: Es ist nicht nur eine gute, sondern auch eine sehr wichtige Tat. „Wir brauchen jetzt Hilfe, damit wir helfen können“, prangt es da sehr eindringlich in weißer Schrift und rotem Hintergrund. Es klingt nicht nur wie eine Aufforderung, es ist eine. Bereits Profi-Fußballer Mats Hummels hatte sich wenige Wochen zuvor auf der DRK-Seite zu Wort gemeldet. Sich „bei allen Blutspendern“ bedankt. Ob Pragers und Hummels Worte etwas gebracht haben? Dazu später mehr.

Klar ist – so viel sei an dieser Stelle schon einmal verraten: „In Zweibrücken ist in Sachen Blutspenden insgesamt noch Luft nach oben“, sagt Prager. Gerade im Juli und August gingen die Menschen in der Rosenstadt eher seltener zur Blutspende, beobachtet der DRK-Chef. So auch diesmal, in diesem Sommer. Fragt sich nur, weshalb das so ist? Prager nennt gleich mehrere Gründe.

Etwa: „die Ferienzeit“. Im Sommer „fahren eben viele Menschen in den Urlaub“, sagt er. Der DRK-Chef spricht vom „jährlichen Sommerloch“. Gerade jetzt, in dieser strapazierenden Pandemiezeit, biete der Somme, die Sonne, der Strand den Menschen nun mal ein wenig Ablenkung.

Zweitens: die anhaltenden Corona-Vorschriften. Auch sie sorgten für leerere Hallen. Die zur Gewohnheit gewordenen Regeln „erschweren die Blutspende natürlich“, bedauert der DRK-Chef. Dabei können „die Menschen aktuell ganz unbekümmert zur Blutspende kommen“. Das gilt übrigens auch dann, wenn man sich erst gegen das Corona-Virus hat impfen lassen. „Bei Wohlbefinden können Sie am Folgetag Blut spenden“, schreibt das DRK hierzu auf seiner Internetseite.

Doch nicht nur der Sommerurlaub und die Corona-Pandemie hielten den einen oder anderen von der Blutspende ab. Nein. „Manche fühlen sich dabei auch grundsätzlich nicht wohl“, weiß Prager. Etwa weil sie an einer Spritzen-Phobie leiden. Oder weil der- oder diejenige kein Blut sehen könne.

Dabei ist jeder Blutspender wichtig. Ein potenzieller Lebensretter. Fragt man nach den Auswirkungen fehlender Blutspenden, dann ist die Antwort auf eine ganz triviale Formel zu bringen: Je weniger Menschen zur Blutspende gehen, desto weniger Präparate kommen dort an, wo sie hin sollen: in die Blutspendedienste nämlich. Deutschlandweit gibt es davon sechs. Prager tituliert sie auch als „Blutbanken“, da die Spendedienste alle Konserven aus den ihnen zugeteilten Bundesländern erhalten und im Bedarfs- und Notfall wiederum an die Krankenhäuser liefern. Eine Art Kreislauf – der mit den Spendern steht und fällt.

Wie fragil das System sein kann, zeigt die aktuelle Situation im Blutspendedienst West, der für Rheinland-Pfalz, das Saarland und Nordrhein-Westfalen zuständig ist. „Die Engpässe sind durch die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hoch, da einige Kreisverbände keine Termine mehr anbieten können“, weiß Prager: „Allein in Rheinland-Pfalz sind es drei“, sagt der DRK-Chef.

Zuletzt hatte auch David Küpper, der Sprecher des Blutspendedienstes West, wegen der Hochwasserkatastrophe von einem „Blutspendemanko“ gesprochen. Eines, das höher sei als in den Sommermonaten vergangener Jahre. Im einen oder anderen Krankenhaus fehle es sogar bereits an Blutkonserven. Operationen wurden deshalb abgesagt. Operationen, die wegen der Pandemie mitunter sowieso verschoben worden waren.

Eine Situation, die natürlich auch die Zweibrücker Krankenhäuser treffen könnte. So etwa das Nardini Klinikum. Doch Thomas Frank, Pressesprecher des Klinikums, beruhigt: „Bisher ist es in unseren beiden Kliniken in Zweibrücken und Landstuhl zu keinem Versorgungsengpass mit Blutkonserven gekommen. Auch Operationen mussten bislang nicht abgesagt werden.“ Zugleich stellt er aber auch klar: „Aufgrund der Meldung seitens des DRK werden wir die Entwicklung im Auge behalten.“

So auch Prager, der nimmermüde DRK-Chef. „Es liegt auch an uns, die Ausfälle durch die Flutkatastrophe zu kompensieren“, weiß er – und hofft in Zukunft auf viele Spender. Natürlich. Den bislang letzten Termin in Zweibrücken, am 23. Juli, hat er in einigermaßen guter Erinnerung: „71 Menschen waren da“, sagt er. Immerhin.

 ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht von Lorena Simmel vom 10. August 2021: Die Medizin benötigt ständig frische Blut- und Blutplasmaspenden. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

ARCHIV - Zum Themendienst-Bericht von Lorena Simmel vom 10. August 2021: Die Medizin benötigt ständig frische Blut- und Blutplasmaspenden. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++

Foto: dpa-tmn/Robert Michael

Doch Prager weiß auch: „Hier geht deutlich mehr.“ Der DRK-Frontmann hat auch eine Idee, wie er so manchen Muffel zu dieser Wohltat animieren könnte: Im Spaß sagt er: „Vielleicht könnten wir zum Blutspenden ja noch eine Corona-Impfung gratis anbieten.“ Drängenden Nachholbedarf gibt es bekanntlich auch da.

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