Nach mehreren Monaten mit rückläufigen Zahlen Arbeitslosigkeit in Rheinland-Pfalz steigt wieder

Mainz · Auch wenn im letzten Monat des vergangenen Jahres die Zahl der Arbeitslosen wieder leicht gestiegen ist, sieht die Arbeitsagentur positive Ansätze. Noch versuchen Betriebe, Mitarbeiter zu halten.

 In Rheinland-Pfalz waren im Dezember 115 800 Menschen ohne Arbeit.

In Rheinland-Pfalz waren im Dezember 115 800 Menschen ohne Arbeit.

Foto: dpa/Caroline Seidel

Die Arbeitslosigkeit in Rheinland-Pfalz ist im Dezember nach mehreren Monaten mit rückläufigen Zahlen wieder leicht gestiegen. Wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag mitteilte, waren im letzten Monat des Jahres 115 800 Frauen und Männer arbeitslos, 300 mehr als einen Monat zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr waren 19 400 Menschen mehr arbeitslos. Das entspricht einem Plus von 20,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag wie im November bei 5,1 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie 4,3 Prozent.

3300 Unternehmen mit insgesamt 24 600 Beschäftigten zeigten im Dezember Kurzarbeit an, im November waren es noch 3900 Betriebe. Betroffen von den Anmeldungen waren vor allem Gastronomie, Einzelhandel, Friseur- und Kosmetiksalons. Der Lockdown war Mitte Dezember nochmals verschärft worden.

Die Anzeigen für Kurzarbeit bedeuten nach Angaben der Bundesagentur nicht, dass in den Betrieben auch tatsächlich kurzgearbeitet wird. Zunächst gehe es um eine grundsätzliche Genehmigung für die nächsten Monate. Erst nach drei Monaten könne festgestellt werden, in welchem Umfang tatsächlich kurzgearbeitet wurde. Nach den aktuellsten Hochrechnungen gab es im September in Rheinland-Pfalz in 10 500 Betrieben mit insgesamt 76 100 Mitarbeitern Kurzarbeit. Der bisherige Höchststand in der Corona-Pandemie war im April mit 218 400 Beziehern in 28 300 Betrieben ermittelt worden.

Eine Zunahme gab es bei der Unterbeschäftigung, die auch Menschen erfasst, die an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnahmen oder aus anderen Gründen nicht mehr als Arbeitslose gezählt wurden. In diesem Bereich wurden im Dezember 151 400 Personen gezählt. Das waren 14 800 oder 10,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit falle in diesem Jahr geringer aus als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre, sagte Walter Hüther, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion. „Dies ist für mich ein deutliches Signal dafür, dass insbesondere in der momentanen Zeit Betriebe ihre Mitarbeiter halten. Mit Blick auf das Vorjahr sind zwar deutlich mehr Menschen arbeitslos, allerdings hat sich der Vorjahresabstand in den letzten Monaten verringert. Das werte ich positiv.“ Ob sich dies in den nächsten Monaten so fortsetze, werde von der Entwicklung der Corona- Infektionszahlen und den staatlichen Maßnahmen abhängen.

Im Rückblick auf das vergangene Jahr erklärte Hüther, Corona habe den Arbeitsmarkt zwar „ziemlich durcheinandergewirbelt“, doch seien erfreulicherweise „die drastischen Prognosen, die zu Beginn der Pandemie erstellt wurden, nicht eingetreten“. Das Kurzarbeitergeld und die sonstigen Unterstützungsmaßnahmen für Betriebe trügen dazu bei, dass Unternehmen weiter versuchten, ihre Mitarbeiter zu halten.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte, hinter den Arbeitsmarktdaten steckten nicht nur anonyme Zahlen, sondern Menschen und Familien mit Sorgen und Nöten. Die Corona-Pandemie wirke sich am Arbeitsmarkt auf Arbeitslose, Beschäftigte in Kurzarbeit, Selbstständige und Kleinstunternehmer sowie Jugendliche am Übergang von der Schule zu Ausbildung und Beruf besonders hart aus. „Umso wichtiger ist es, dass das Land genau diesen Menschen aktuell und in Zukunft gezielt helfen kann“, sagte sie.

Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) betonte, die Pandemie treffe den Arbeitsmarkt in einer Zeit des Umbruchs, der von einer zunehmenden Digitalisierung geprägt sei. „Umso wichtiger sind gezielte Hilfen“, sagte sie. Die Ministerin verwies auf mehrere gestartete Förderprogramme. Zudem arbeite die Landesregierung an Coachingprogrammen für Selbstständige, Kleinstunternehmer und Beschäftigte sowie Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.

(dpa)
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