Sommerserie „Am schönsten ist’s daheim!“ Bierkeller, Bunker und bombensichere Partyhöhle

Interaktiv · Sie sind Europas größte Buntsandsteinhöhlen – und sie dienten im Lauf der Geschichte ungewöhnlichen Zwecken.

 Ein Bild aus dem Jahre 2009, in dem die Homburger Schlossberghöhle ausgebaut wurde. Im Bild zu sehen: Ein Schild mit der Aufschrift „Thronsaal oder Großer Saal“.

Ein Bild aus dem Jahre 2009, in dem die Homburger Schlossberghöhle ausgebaut wurde. Im Bild zu sehen: Ein Schild mit der Aufschrift „Thronsaal oder Großer Saal“.

Foto: Thorsten wolf

Mag sie Wanderer auch regelmäßig zum Staunen bringen – die an sich so eindrucksvolle Genovevahöhle bei Trier wirkt im Vergleich zu den Homburger Schlossberghöhlen winzig klein. In Homburg liegen unterhalb der Rui­nen der Hohenburg Europas größte und von Menschenhand geschaffene Buntsandsteinhöhlen. In sage und schreibe zwölf Etagen führen geheimnisvolle Gänge in beeindruckend große Gesteinshallen.

Für ein paar Jahrhunderte waren die Schlossberghöhlen in Vergessenheit geraten, ehe spielende Kinder sie in den 1930er Jahren wiederentdeckten. Bei den Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg suchten Tausende dort Schutz vor den Bomben.

 Eine Übersichtskarte mit den Ortsmarkierungen der Naturschätze der Großregion.

Eine Übersichtskarte mit den Ortsmarkierungen der Naturschätze der Großregion.

Foto: TV/Laux, Simone

Im Flyer, den Gäste bei den öffentlichen Führungen in die Hand gedrückt bekommen, ist zu lesen, dass es sich um eine mittelalterliche Sandmine handelt – also ein von Menschenhand geschaffenes Tunnelsystem. Der sehr quarzhaltige Sand eignete sich gut für die Glasherstellung.

Während der französischen Besatzungszeit (1679-1714) dienten die Höhlen dann auch als Magazin. „Ein Beschwerdebrief eines Offiziers beschreibt jedoch, dass die hohe Luftfeuchtigkeit (80 bis 100 Prozent) nicht geeignet war, Vorräte wie Schießpulver und Lebensmittel zu lagern“, so steht es in einem Flyer für Besucher.

Wer hier unten darauf hofft, Dinoknochen zu entdecken, wird enttäuscht: Als der Sandstein abgelagert wurde, gab es noch keine Großsaurier. Ein guter Ersatz könnten für Dinofans aber Fußspuren von damals lebenden Tieren sein, die heute noch als negativer Abdruck von unten an der Decke zu sehen sind.

Auch sonst wird die Besichtigung der gelben, roten und gelbroten Höhlen zur Entdeckungstour. Der größte Saal – der Thronsaal liegt 47 Meter unter der Erde. Seinen Namen verdankt er der Tatsache, dass es hier in den 1960er Jahren öfter mal hoch herging: Damals wurden tief unter der Erde regelmäßig Höhlenfeste gefeiert. Auch als Fassbierkeller der Karlsberg-Brauerei diente das Bergwerk früher. Ebenso wie als Beinahe-Regierungsbunker: Ab 1952 wurde eine Luftschutzanlage in die Höhlengänge eingebaut. Diese sollte ursprünglich als Bunker der Saar-Regierung unter Johannes Hoffmann (CVP) dienen. Die Bauarbeiten wurden jedoch gestoppt, als das Saarland ab 1957 wieder zur Bundesrepublik gehörte.

Tipp: Ein Teil der Höhlen kann auf einer 800 Meter langen Tour in einer Dreiviertelstunde besichtigt werden. Eine telefonische Anmeldung unter (0 68 41) 20 64 wird empfohlen. Tipp: Warm anziehen! Die Temperatur liegt zwischen acht und zehn Grad Celsius.

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