Sieben Kilogramm Notenmaterial gesichtet Spanier lässt Jury des Kompositionswettbewerbs für Orgel Lisdorf von aufgehender Sonne träumen

Saarlouis · Beim Hören denke man an die aufgehende Sonne, befand die sonst sehr nüchterne internationale Jury und vergab den ersten Preis an den Spanier Gorka Cuesta. Er hatte sich mit einem Beitrag für Orgel und Flöte am 9. Internationalen Orgel-Kompositionswettbewerb Saarlouis-Lisdorf beteiligt.

 Auf diese Orgel in der Barockkirche von Saarlouis-Lisdorf ist der weltweite Kompositionswettbewerb abgestimmt.

Auf diese Orgel in der Barockkirche von Saarlouis-Lisdorf ist der weltweite Kompositionswettbewerb abgestimmt.

Foto: Michael Büch

Der 9. Internationale Orgel-Kompositionswettbewerb 2020 Saarlouis-Lisdorf ist entschieden. Erster Preisträger ist der Spanier Gorka Cuesta aus San Sebastian. Das teilte der Förderverein Klingende Kirche mit. Gorka Cuesta hatte seine Komposition für Orgel und Flöte mit dem Titel „Les mots de la lumière“ vorgelegt. Die Jury bewertete die Komposition als „wohltuend musikalisch“. Dabei werden insbesondere „die sanft strahlenden Töne der Flöte im Zwiegespräch mit der Orgel als Widerpart“ erwähnt, die die Schönheit des Werkes ausmachen. Man denke dabei an die aufgehende Sonne. Gorka Cuesta, Jahrgang 1969, hat unter anderem bei dem Messiaen-Schüler Loïc Mallié am Konservatorium in Lyon studiert. Bereits seit 1989 ist er als Organist in der Basilika Santa Maria del Coro San Sebastián tätig.

Der zweite Preis für die Komposition für Orgel Violoncello mit dem Titel „ Annäherung“ wurde dem deutschen Komponisten Matthias Wamser aus Rheinfelden zugesprochen, der die technischen Möglichkeiten des Cellos bei seiner Tonschöpfung voll ausgeschöpft hat. Dieses Stück bezeichnete die Jury als ausgezeichnet, packend und als gelungen.

Dritter Preisträger wurde der französische Komponist Jean Francois de Guise mit Wohnsitz in Aken an der Elbe mit der Komposition für Orgel und Violine mit dem Titel „Piece for Violin and Organ“. De Guise arbeitet als Komponist, Dirigent, Trompeter und Organist. Dieses Werk wurde von der Jury als atmosphärisches Stück mit einer besonderen Klangwirkung und fein überlegten motivischen Strukturen bezeichnet.

Die 9. Auflage des Saarlouiser Orgel-Kompositionswettbewerbes, veranstaltet vom Kulturamt der Stadt Saarlouis und dem Förderverein Klingende Kirche der katholischen Kirchengemeinde Lisdorf, hat nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt. 58 Komponisten aus 15 Ländern hatten ihre Bewerbungen für den Lisdorfer Orgelpreis eingereicht. Da kamen fast sieben Kilogramm anonymisiertes Notenmaterial zusammen, das von den Juroren gesichtet, kommentiert und letztendlich auch zu bewerten war.

Wettbewerbsfähig waren in diesem Jahr Kompositionen für Orgel plus Soloinstrument oder Orgel plus Solo-Instrument plus Solo-Gesangstimme nach freier Wahl. Die Dauer der Komposition, die bisher weder veröffentlicht noch uraufgeführt sein darf, soll a cht bis zehn Minuten betragen und auf die Disposition der Lisdorfer Mayer-Orgel abgestimmt sein.

Die internationale Jury, bestehend aus Musikexperten aus Belgien, Österreich und Deutschland, hatten vier Wochen Zeit, um das umfangreiche Notenmaterial zu sichten, zu bewerten und zu beurteilen. Bedingt durch die Corona-Pandemie erfolgte die Juryarbeit im Homeoffice. Die dafür notwendige Verfahrensweise wurde vom Vorsitzenden der Jury, dem Wiener Komponisten und Musikologen Dr. Thomas Schlee erarbeitet.

Sehr angetan war die Jury von der Kreativität der teilnehmenden Komponisten. So galt es, Tonschöpfungen mit insgesamt 22 verschiedenen Solo-Instrumenten zu bewerten. In jeweils fünf Kompositionen wurden sowohl die Flöte als auch die Violine als meist gewählte Solo-Instrumente der Lisdorfer Orgel zur Seite gestellt. Bei insgesamt 21 Kompositionen war auch die menschliche Stimme als weiterer musikalischer Partner mit dabei.

In der Erwartung, dass ein Zusammentreffen trotz der noch andauernden Corona-Pandemie möglich ist, werden die Preisträger vom Wettbewerbsveranstalter zur Preisverleihung am Sonntag, 27. September, in den Gobelinsaal des Rathauses eingeladen. Das Preisträgerkonzert mit der Uraufführung der Komposition des 1. Preisträgers findet dann am gleichen Tag in der Kath. Pfarrkirche in Saarlouis-Lisdorf statt.

(we)
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