Corona-Pandemie Ärzte streiten um Jobs in den Impfzentren

Saarbrücken · Rund 120 Euro pro Stunde bekommen Ärzte für ihren freiwilligen Einsatz in den Impfzentren. Ein problematischer Anreiz?

  Die niedergelassenen Ärzte sind verärgert, weil sie in den Impfzentren kaum zum Einsatz kommen.

 Die niedergelassenen Ärzte sind verärgert, weil sie in den Impfzentren kaum zum Einsatz kommen.

Foto: BeckerBredel

Die nationale Impfstrategie bedeutet für Landesregierungen den  Lackmus-Test, ob sie die vom Bund gesetzten Leistungsmarken erreichen. Im Saarland hieß das: Ab 15. Dezember sollten 70 Ärzte pro Tag  für die Impfzentren bereit stehen, zusätzlich zur regulären medizinischen Versorgung. Nichts durfte da schief gehen und nichts liegt da näher, als mit Geldscheinen zu rascheln. 500 Euro hielt das Land für die Tages-Schicht eines Arztes für angemessen, dem Vorsitzenden des Saarländischen Hausärzteverbandes Dr. Michael Kulas schien das jedoch nicht fair. Er holte in Nachverhandlungen mehr raus: 870 Euro, etwa 120 Euro die Stunde. Fungiert ein  Arzt als Impfzentrums-Leiter, kann er jetzt am Ende des Tages 1100 Euro mitnehmen. Das ist zweifelsohne viel Geld, vor allem, wenn man es zusätzlich verdient. Und warum wird überhaupt etwas gezahlt, wenn sich durch die Aufrufe des Ministeriums im November der Eindruck verfestigte, man suche ehrenamtliche Mitstreiter? So stellten denn auch die Ärzte-Kollegen, die sich sofort danach beim Präsidenten der Ärztekammer Dr. Josef Mischo meldeten, keinerlei Fragen nach Geld.   „Auch ich habe mich gewundert, als ich dann irgendwann von einem Honorar hörte“, so Mischo zur SZ. Ob mit oder ohne Wissen um eine Vergütung: In Windeseile buchten sich 589 Ärzte auf der Online-Plattform der Kassenärztlichen Vereinigung ein, so dass diese kollabierte -  ausgebucht! „Darüber gab es Frust“, bestätigt der Vorstandvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Dr. Gunter Hauptmann Informationen der SZ. Er sagt, es gebe Ärger unter den niedergelassenen Ärzten. Die seien nicht mehr zum Zuge gekommen, nachdem sich pensionierte Ärzte, Privat- und Klinikärzte langfristig viele Termine gesichert hätten. Letztere Gruppe stellt nach Hauptmanns Einschätzung deshalb auch mehrheitlich die Besetzung in den Impfzentren.