Pilotabschluss in der Stahlindustrie

Völklingen/Saarbrücken/Gelsenkirchen · Die Beschäftigten in der nordwestdeutschen Stahlindustrie bekommen ab Juli 2,3 Prozent mehr Lohn und ab Mai 2015 nochmals eine Erhöhung um 1,7 Prozent. Im Saarland wird am 2. September verhandelt.

. Am 2. September verhandeln Arbeitgeber und IG Metall an der Saar über die künftigen Tarifverträge. Robert Hiry, Erster Bevollmächtigter der Verwaltungsstelle Völklingen, baut schon jetzt vor. Wer im Arbeitgeberlager glaubt, er könne mit Hinweis auf die angespannte Lage in der saarländischen Stahlindustrie die Stahlarbeiter zu Personen zweiter Klasse herabwürdigen, der müsse sich auf massive Warnstreiks einstellen. Die Stahlarbeiter hätten es verdient, an der Einkommensentwicklung und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in der Branche entsprechend teilzuhaben. Die Tarifkommission an der Saar habe sich in ihrer Sitzung am 4. Juli auf Tarifforderungen festgelegt, die denen in Nordrhein-Westfalen sehr ähnlich seien.

Dort wurde gestern nach einem 14-stündigen Verhandlungsmarathon ein Kompromiss für die 75 000 Beschäftigten in der nordwestdeutschen Stahlindustrie erzielt. Dieser Kompromiss galt bisher als Pilotabschluss für die gesamte Branche und wurde üblicherweise von den übrigen Bezirken übernommen. Dieser Abschluss enthält erstmals auch Regelungen zum Umgang mit Werkverträgen. Demnach erhalten die Stahlarbeiter ab Juli für die nächsten 17 Monate in zwei Schritten mehr Geld. In den ersten zehn Monaten gibt es 2,3 Prozent mehr, ab 1. Mai 2015 für sechs Monate nochmals 1,7 Prozent. Zudem sind Standards für die Beschäftigten mit Werkverträgen etwa zu Entlohnung, Arbeitszeiten und Sicherheit verbindlich geregelt. Die Vergabe von Arbeiten an Subunternehmen wird künftig auch durch den Betriebsrat geprüft. Bislang habe es derartige Regelungen nur in Betriebsvereinbarungen gegeben. Auch Hiry hält derartige Regelungen an der Saar für erforderlich. Die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats seien in diesem Punkt bisher "nicht besonders gut".

Auch die künftige Regelung der Altersteilzeit ist geregelt. Arbeitgeber und Gewerkschaft verständigten sich darauf, dass die bisherigen Ansprüche auch nach Einführung der Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren erhalten bleiben. Sonst hätten zahlreiche Stahlarbeiter mit Einbußen rechnen müssen. Die Gewerkschaft hatte fünf Prozent mehr gefordert und auf eine anziehende Auftragslage und eine verbesserte Auslastung in der Branche verwiesen. Der Verband der Saarhütten wollte sich nicht äußern. Der Abschluss müsse erst intern analysiert werden, so Geschäftsführerin Antje Otto. Sie verwies auf eine angespannte wirtschaftliche Situation in den Stahl-Betrieben an der Saar.

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