Peter: Chancen der Energiewende nutzen

Saarbrücken. Bei der Energiewende "geht es jetzt nicht mehr um den Schmusekurs". Das machte Professor Uwe Leprich vom Saarbrücker Institut für Zukunftsenergie-System (IZES) seinen Zuhörern unmissverständlich klar. Er war einer der Referenten des ersten saarländischen Energiegipfels, der am Mittwoch in Saarbrücken stattfand. "Jetzt wird klare Kante gefahren", so Leprich

Saarbrücken. Bei der Energiewende "geht es jetzt nicht mehr um den Schmusekurs". Das machte Professor Uwe Leprich vom Saarbrücker Institut für Zukunftsenergie-System (IZES) seinen Zuhörern unmissverständlich klar. Er war einer der Referenten des ersten saarländischen Energiegipfels, der am Mittwoch in Saarbrücken stattfand. "Jetzt wird klare Kante gefahren", so Leprich. Denn die Weichen auf europäischer und nationaler Ebene seien "unwiderruflich Richtung erneuerbare Energien und Klimaschutz gestellt". Dem stimmte auch Ministerpräsident Peter Müller zu. "Die Energiewende wird unumkehrbar festgeschrieben", sagte er zu Beginn des Kongresses.Ein harmonisches Miteinander von konventioneller (Kohle und Gas) und erneuerbarer Energie wird es nach Auffassung Leprichs "nicht geben". "Wir brauchen den Systemwechsel", forderte er. Konventionelle Stromfabriken auf Gas- oder Kohlebasis und Stromspeicher-Medien wie Pumpspeicher-Kraftwerke würden die Herstellung des grünen Stroms auf der Grundlage von Wind, Sonne, Wasser oder Biomasse künftig nur noch flankieren, um Stromschwankungen auszugleichen.

Mit "klarer Kante" argumentierte allerdings auch Klaus Harste, Vorstandsvorsitzender der Völklinger Saarstahl AG. Er erinnerte daran, dass sich die Energiekosten für den Stahlproduzenten seit 2004 um 150 Prozent erhöht hätten. Allein Saarstahl werde durch die Zusatz-Belastungen aus dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG), mit dem unter anderem Wind- und Sonnenstrom subventioniert werden, "mit 25 Millionen Euro belastet". "Das ist nicht mehr machbar und wird für uns zu einem nachhaltigen Problem", erläuterte er seinen Zuhörern. Hinzu kämen ab 2013 die Kosten der Emissionszertifikate. Die deutsche Stahlindustrie werde durch die EEG-Abgaben und den Zertifikate-Handel mit 1,4 Milliarden Euro belastet. "Diese Summe hat die Branche bislang investiert. Das Geld steht dafür jetzt nicht mehr zur Verfügung".

Harste musste sich unter anderem vom Saarbrücker Stadtwerke-Chef Dieter Attig vorhalten lassen, "dass die Energiepreise sowieso steigen werden". Denn die Nachfrage nach fossilen Energieträgern werde weltweit wachsen. Wer heute allerdings auf erneuerbare Energie setzt, werde nach einer Phase hoher Investitionen möglicherweise mit sinkenden Preisen belohnt, weil die große Abhängigkeit von Importenergie nicht mehr gegeben sei.

Diese Ansicht vertrat auch die Gastgeberin des Energiegipfels, Saar-Umweltministerin Simone Peter (Grüne). Sie erinnerte daran, dass die erneuerbaren Energien auch für das Saarland große Chancen bieten. Allein mit Windkraft könne man an der Saar soviel Stromleistung erzeugen wie aus allen saarländischen Kraftwerken zusammen - rund 2500 Megawatt (MW). "Wir müssen die Chancen der Energiewende kommunizieren und die Menschen daran beteiligen", sagte sie. Wie dies gehen kann, machte Patrik Lauer (SPD), Bürgermeister der Gemeinde Nalbach, deutlich. Er will Nalbach zur "Null-Emissions-Kommune" entwickeln. Seit 2004 gibt es ein Förderprogramm, um die Photovoltaik (Strom aus Sonne) nach vorne zu bringen. Jetzt folgt die Solarthermie (warmes Wasser aus Sonnenstrom). Auch soll ein Windpark gebaut werden, an dem sich die Bürger beteiligen können. Nalbach will Energie-Exporteur werden. "Damit fließt Geld in die Gemeindekasse", machte er die Vorteile deutlich.

Doch das Saarland kann auch zu den energiepolitischen Verlierern gehören. Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU) zitierte aus einer VKU-Studie des Energieberaters Enervis, dass bis 2025 im Saarland Alt-Kraftwerke mit einer Leistung von 1200 MW abgeschaltet werden - knapp die Hälfte der derzeit installierten Kraftwerks-Kapazität. "Es geht nicht mehr um Schmusekurs."

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Uwe Leprich vom Saarbrücker IZES

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