Pegelia Golds musikalische Hypnose

Saarbrücken · Es war das zu unrecht bislang wohl am schwächsten besuchte Konzert der in diesem Jahr vom Publikum durchweg verwöhnten Saarbrücker Sommermusik. Dabei hätte der Auftritt von „Pegelia Gold & Les Polychromes“ im Kleinen Theater im Rathaus mehr Zuspruch verdient gehabt.

Aber kein Wunder, dass die Zuhörer zurückschrecken, wenn selbst Sommermusik-Chef Thomas Altpeter, bekennender Freund unkonventioneller Töne, die polychrome Mixtur aus Köln und Leipzig als "schräge Musik zwischen den Stühlen" definiert. Dabei ist Golds zeitgenössische, teils improvisierte und experimentelle Mélange aus klassischer Moderne, Neuer Musik, Liedgesang, Jazz und Folklore durchaus gut konsumierbar und kein bisschen akademisch verkopft.

Ihre mehrsprachigen Lieder - ob mit eigenen Texten oder fremden, etwa aus der Feder des "Doors"-Sängers Jim Morrison - zaubern eine berückende Atmosphäre. Mit märchenhaft-poetisch versponnenen Geschichten mäandern sie lustvoll zwischen Melancholie und überdrehter Ausgelassenheit - ein faszinierend auf stilistischen wie emotionalen Schräglagen rutschender Erzählkosmos, der Vergleiche mit Tom Waits provoziert.

Und während einige Passagen mit ihren stimulierenden Tanz-Grooves jedem Finnen ein ekstatisches "Humppa!" entreißen würden, entfachen andere einen dunklen, hypnotischen Sog. Golds mädchenhaft bewegliche, nie forciert klingende Stimme driftet oft in Scats aus Phantasiesprache ab; dazu entlocken ihre kongenialen Mitmusiker (Marija Kandic, Akkordeon; Elisabeth Fügemann, Cello; Leonhard Huhn, Altosax und Klarinetten; Constantin Herzog, Bass und Fabian Höhnes, Drums) ihren Instrumenten eine facettenreiche expressionistische Wucht, passend zum Paul-Celan-Fokus der Sommermusik. Sinnlich, schön und grandios eigensinnig.

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