Pathos, Posen und ein Tarzanschrei: Billy Idol in Luxemburg

Esch · Man kreuze Stefan Effenberg mit Dieter Bohlen und gebe noch einen Schuss Keith Richards dazu – dann erhielte man jemanden, der ausschaut wie Billy Idol. Die lange Heroinsucht hat sich beim 58-jährigen Briten zwar in ein paar Falten niedergeschlagen, Frisur und Figur dagegen sind erhalten geblieben.

Kein Problem also, wenn der Sänger den Oberkörper freimacht und zu Posen beginnt - zum großen Jubel am Freitag in der Rockhal. Optisch nicht ganz so gut gehalten hat sich Idols kongenialer Gitarrist Steve Stevens , der mit toupierter Frisur so wirkt, als sei Amy Winehouse als Zwerg wiedergeboren worden. Aber die Mischung Idol/Stevens zündet noch, auch Jahrzehnte nach den großen Hits wie "Rebel Yell" oder "Flesh for Fantasy". Trotz zweier WM-Viertelfinalspiele waren 2000 Zuhörer angereist. Entäuscht wurden sie nicht. Idol erreichte zwar stimmlich nicht immer das alte Niveau, dafür bewies Stevens, dass er zu den ganz Großen (und Schnellen) an der Gitarre gehört - nicht umsonst hatte Michael Jackson ihn einst für den Song "Dirty Diana" verpflichtet.

Der hyperaktive Billy Idol wechselte die Oberbekleidung wie ein Teenie-Star und absolvierte das gesamte ABC der Rock-Posen. Dabei war er Brite genug, um all dem protzigen Gehabe Selbstironie mitzugeben, indem er sich auf die nackte Brust trommelte und den Tarzanschrei ausstieß. Zum Schmunzeln war es auch, als Idol mit sehr viel Pathos die anscheinend wahre Geschichte eines von seiner 16-jährigen Verlobten Verlassenen erzählte, der in tiefstem Liebeskummer eigenhändig eine Burg aus Stein baute - daraus entstand dann Idols Hit "Sweet Sixteen". Billy, der Märchenonkel.

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