Pastorensohn misst sich mit "feinem Pinkel"

London. "Wir können sie schlagen, wir müssen sie schlagen und wir werden sie schlagen!" So munterte der britische Premier Gordon Brown jene niedergeschlagenen Anhänger auf, die schon jetzt das Schlimmste für die Labour-Party bei der Parlamentswahl fürchten. Wann genau die Abstimmung stattfinden wird, weiß allerdings noch niemand

London. "Wir können sie schlagen, wir müssen sie schlagen und wir werden sie schlagen!" So munterte der britische Premier Gordon Brown jene niedergeschlagenen Anhänger auf, die schon jetzt das Schlimmste für die Labour-Party bei der Parlamentswahl fürchten. Wann genau die Abstimmung stattfinden wird, weiß allerdings noch niemand. Spätester Zeitpunkt ist der Juni, den genauen Tag dürfen britische Regierungschefs nach Belieben festsetzen. Die meisten Wetten setzen derzeit auf den 6. Mai. Und eigentlich beginnt der Wahlkampf auch erst mit der offiziellen Verkündung des Datums. Doch diesmal tobt er schon jetzt inoffiziell in voller Härte.Vor dem ersten Schlagaustausch mit seinem konservativen Rivalen David Cameron musste Brown schnell noch eine "Palastrevolution" niederschlagen: Zwei ehemalige Minister hatten eine Debatte darüber vorgeschlagen, ob Brown die Partei überhaupt in die Wahl führen soll. Doch der Versuch, einen Nachfolger zu küren, scheiterte schon im Ansatz, und Brown tat das Komplott leichthin als "lächerlich" ab.Damit freilich hört der Spaß auf. Brown führt Labour mit einer tieftraurigen Bilanz seiner Regierungszeit in die Wahl. Das Königreich steckt in der schwersten Rezession seit einem halben Jahrhundert. Während sich die meisten Industrienationen langsam von den Folgen der Finanzkrise erholen, sackte die britische Wirtschaftskraft um sechs Prozent ab. Um im Wahljahr die sozialen Folgen abzufedern, musste die Regierung eine Rekordsumme von 178 Milliarden Pfund (197,5 Milliarden Euro) bereitstellen. Ein Gutteil des Geldes soll in Ausbildung und Arbeitsförderung fließen, um Britannien fit zu machen für "bessere Zeiten".Die Konservativen treten derweil als eiserne Sparmeister auf. Die Kürzungspläne der Regierung tun sie als "blanken Unsinn" ab - und liefern Brown damit endlich einen Slogan, von dem er sich Aufwind im Vorfeld der Wahl verspricht. "Sie sind die Partei der Kargheit für die breite Masse. Wir sind die Partei ihrer Ambitionen", resümiert der Premierminister. Das soll denjenigen Briten eine Grenzlinie aufzeigen, die meinen, dass ohnehin "eine Partei so schlecht wie die andere ist". Der schwerfällige Schotte kann gegen den geschniegelten und redegewandten David Cameron nicht mit persönlicher Anziehungskraft punkten. Deshalb verfiel Brown auf den Trick, den Absolventen der Eliteschule Eton in die Ecke der "feinen Pinkel" zu stellen. Mit einem leichten Rückfall in den Klassenkampf der "alten" Labour-Party stellt sich der Pastorensohn nun als "Mann des Volkes" dar, der nicht durch Privilegien, sondern durch harte Arbeit und dank sozialistischer Errungenschaften seine Ambitionen verwirklichen konnte. Die Wähler überzeugt dies bislang wenig. Labour liegt zehn Punkte hinter den Konservativen, die sich freilich auch kaum von der 40-Prozent-Marke lösen können. Im britischen Wahlsystem würde das gerade für einen hauchdünnen Sieg reichen, und so ist zum Beginn des Wahlkampfs alles offen. Der große unbekannte Faktor ist der politische Überdruss der Briten. Fast die Hälfte der Wähler glauben, dass Labour unter Browns Führung "schwach oder schrecklich" sei. Die Abneigung hat viele Namen - von der Wirtschaftskrise über Afghanistan bis zum Mangel an Streusalz in diesem außergewöhnlich harten Winter. Allerdings gelten Cameron und die Tories immer noch nicht als echte Alternative. Davon könnten die Liberaldemokraten profitieren. Nach einer Wahl ohne klaren Sieger wären sie endlich Koalitionspartner und "Königsmacher".

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