Party an Börsen soll weitergehen

Frankfurt · Der Deutsche Aktienindex Dax brach 2015 alle Rekorde. Zwischenzeitlich kehrte zwar wieder Ernüchterung ein, doch Börsenkenner erwarten für die nächsten Monate tendenziell steigende Kurse.

Griechenland-Krise, Sorgen um Chinas Konjunktur, VW-Abgasskandal und US-Zinserhöhung - das Börsenjahr war alles andere als ruhig. Nach einer Berg- und Talfahrt endete 2015 für so manchen Anleger aber erfolgreich. Der deutsche Leitindex Dax legte auf Jahressicht fast zehn Prozent auf 10 743,01 Punkte zu - nach gerade einmal 2,65 Prozent Plus im Vorjahr. Und Börsenprofis sind zuversichtlich: 2016 dürften die Kurse weiter steigen.

Zwar erhöhte die US-Notenbank Fed erstmals seit der Finanzkrise die Zinsen, dennoch bleibt die Billiggeldschwemme diesseits wie jenseits des Atlantiks gewaltig. Die Niedrigzinsen nagen nicht nur an den Ersparnissen der Kleinanleger, sie bereiten auch Großinvestoren Kopfzerbrechen. Denn viele Unternehmens- oder Staatsanleihen werfen ebenfalls kaum noch etwas ab. Das treibt viele in die in Aktien . Nach Einschätzung der Dekabank wird die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) 2016 "der entscheidende positive Treiber für den deutschen Aktienmarkt" bleiben. Die EZB flutet die Märkte bis mindestens März 2017 mit Geld. Die Währungshüter verlängerten Anfang Dezember ihr milliardenschweres Anleihenkaufprogramm um ein halbes Jahr. Zudem erhöhten sie den Strafzins für geparkte Bankgelder auf 0,3 Prozent.

Somit dürfte sich an den Aktienmärkten die Erfolgsgeschichte des Jahres 2015 fortsetzen: Im Frühjahr war der Dax auf den Rekordstand von fast 12 400 Punkten geklettert, sackte dann zeitweise auf 9325 Punkte und erholte sich zum Jahresende wieder. Börsenprofis von 35 befragten in- und ausländischen Banken sehen laut einer Umfrage des "Handelsblatts" den deutschen Leitindex zum Ende des Jahres 2016 im Schnitt bei 11 793 Punkten.

Die meisten Deutschen jedoch lockt das bisher nicht: Sie gehen bei der Geldanlage auf Nummer sicher und machen um Aktien und Fonds einen großen Bogen. Auch Minizinsen für Sparbuch und Tagesgeld führten nach Feststellung der Bundesbank nicht dazu, dass Verbraucher in riskantere Anlagen investieren. Nach jüngsten Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) kehrten im Jahr 2014 rund eine halbe Million Deutsche dem Aktienmarkt den Rücken. Nur noch 8,4 Millionen Menschen - rund 13 Prozent (Vorjahr: 13,8 Prozent) der Bevölkerung - hatten nach DAI-Angaben Geld in Aktien und/oder Aktienfonds angelegt. Damit ist die Aktienkultur in Europas größter Volkswirtschaft nicht nur im internationalen Vergleich unterentwickelt, das Interesse der Bundesbürger sank dem DAI zufolge auch wieder auf das niedrige Niveau während der Finanzkrise.

Meinung:

An der Börse ist alles möglich

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

Die Deutschen und die Aktienmärkte werden wohl keine Freunde mehr. Das ist bedauerlich, denn mit etwas Geschick und gelegentlich guten Nerven lässt sich an den Börsen gutes Geld verdienen. Vor allem, wenn die Anleger zwei Regeln beachten: Nur Aktien von Unternehmen ins Depot legen, deren Geschäftsmodell nachvollziehbar ist, und ausschließlich Geld einsetzen, das nicht geliehen ist und auf das man kurzfristig nicht angewiesen ist. Ansonsten gilt das Zitat des Aktien-Gurus André Kostolany: "An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil.”

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