Papageno, Papagena und der Höllengiraffendrachenhund

Bregenz · Bildgewaltig und farbenfroh haben am Mittwoch die Bregenzer Festspiele begonnen: Regisseur David Pountney und Bühnenbildner Johan Engels inszenierten Mozarts „Zauberflöte“ auf der Seebühne pompös. Doch nicht jeder Regieeinfall konnte überzeugen.

Längst sind die Bühnenbilder der Bregenzer Festspiele Markenzeichen. Das Auge in "Tosca", die Freiheitsstatue in "Aida" oder der Kopf des Marat in der großartig realisierten Oper "André Chenier" der letzten beiden Jahre. Bei der vom Intendanten David Pountney selbst inszenierten "Zauberflöte" sind es drei Drachen, die auf der Seebühne ihre Köpfe weit in den Bregenzer Nachthimmel recken. Die Fantasietiere sehen so aus, als hätte sie Bühnenbildner Johan Engels in einer Spielkiste gefunden. Die mehr stilisierten als modellierten Körper bestehen vor allem aus einem langen Hals. Sie sollen den dreiköpfigen Höllenhund Zerberus verkörpern und vor den Tempeleingängen "Natur", "Weisheit" und "Vernunft" wachen, ist im Programmbuch zu lesen. Aus den Mäulern blitzen schiefe Zähne. Die Augen können leuchten. Ein bisschen gefährlich, aber auch ein bisschen harmlos.

Diese "Zauberflöte" macht Kinder froh. Sie erzählt eine klare Geschichte, unterscheidet klar zwischen Gut und Böse und bietet jede Menge Spektakuläres - von sich abseilenden Sklaven, die aussehen wie Spiderman bis hin zu prächtigen Kostümen und glitzernden Tieren. Die Erwachsenen macht der warme Sommerabend ebenfalls froh - weil er handwerklich präzise gearbeitet ist, nie die Fokussierung verliert und auch musikalisch überzeugt.

Dirigent Patrick Summers wählt mit den Wiener Symphonikern gute Tempi und gestaltet Zusammenhänge. Ein großer Wurf ist diese "Zauberflöte" aber nicht. Dafür haben die Höllengiraffendrachenhunde zu wenig Bildkraft, dafür stören zu viele Soundmätzchen, wird zu wenig interpretiert. Auch die Idee, die drei Damen als Puppen auf Urzeitvögeln singen zu lassen (Magdalena Anna Hofmann, Verena Gunz und Katrin Wundsam singen die Partie im Festspielhaus), hat kaum dramaturgische Verankerung. Die drei Knaben (gute Intonation: Laila Salome Fischer, Eva Dworschak, Dymfna Meijts) als Riesenbabys sind seltsam (Kostüme: Marie-Jeanne Lecca).

Pountney erzählt die Geschichte auf einem multifunktionalen Treppenhügel. Die Spielfläche kann gedreht werden, so dass die Szenenwechsel zwischen den verschiedenen Welten elegant realisiert werden. Die eine Hälfte ist mit aufblasbaren Gräsern bepflanzt und repräsentiert, grün angeleuchtet, die Naturwelt von Papageno. Sarastros Tempelberg ist nüchtern. Auch die Königin der Nacht findet auf der kahlen Seite ihre Welt. Pountney schenkt der sauber singenden Ana Durlovski starke Auftritte - zur Rache-Arie wird die Sopranistin drei Meter in die Höhe gefahren. Überhaupt gelingt eine lebendige Personenregie. Daniel Schmutzhard ist ein sympathischer, wohltönender Papageno, der am Ende seine Papagena (Dénise Beck) bekommt. Norman Reinhardt glänzt als Tamino. Pamina (Gisela Stille) hat Temperament. Als Sarastro ist Alfred Reiter kein reiner Guru, sondern hat auch dunkle Seiten wie sein Sklave Monostatos (Martin Koch). Am Ende bestehen Tamino und Pamina auch die Wasserprobe. Nur das Publikum zeigt beim einsetzenden Regen nicht die gleiche Standfestigkeit und hantiert mit Regencapes.

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