Von Prunk und Tragik

Herrenchiemsee. Er gehört zu den Ikonen europäischer Kulturgeschichte. Seine Schlösser, allen voran Neuschwanstein, ziehen jährlich Millionen Touristen nach Bayern. Der bayerische Märchenkönig Ludwig II. (1845-1886) ist weit über die Grenzen des Freistaats hinaus eine Legende. Anlässlich seines Todestages am 13

 Blick auf das Bett von Ludwig II. im Schloss auf Herrenchiemsee (Oberbayern): Eine Ausstellung zum 125. Todestag gibt Einblick ins Leben des Märchenkönigs. Fotos: dpa/HdBG

Blick auf das Bett von Ludwig II. im Schloss auf Herrenchiemsee (Oberbayern): Eine Ausstellung zum 125. Todestag gibt Einblick ins Leben des Märchenkönigs. Fotos: dpa/HdBG

Herrenchiemsee. Er gehört zu den Ikonen europäischer Kulturgeschichte. Seine Schlösser, allen voran Neuschwanstein, ziehen jährlich Millionen Touristen nach Bayern. Der bayerische Märchenkönig Ludwig II. (1845-1886) ist weit über die Grenzen des Freistaats hinaus eine Legende. Anlässlich seines Todestages am 13. Juli 1886 ist ihm die bayerische Landesausstellung mit dem Titel "Götterdämmerung" bis 16. Oktober im Neuen Schloss Herrenchiemsee gewidmet.Auch 125 Jahre nach seinem mysteriösen Tod im Starnberger See beschäftigen die Menschen sich nicht nur mit Ludwigs Vorliebe für Schlösserbau. Viele Gerüchte und Geschichten ranken sich um seine Person: War der König mit der ausgeprägten Leidenschaft für Richard Wagner und Edgar Allan Poe wirklich geisteskrank oder war seine Entmündigung ein intrigantes Komplott der Wittelsbacher Familie? Hatte der selbstverliebte Träumer das Zeug, sein Land zu regieren, oder versagte er als Herrscher? Begehrte er männliche Reiterknaben mehr als Frauen? War das Ableben des Zwei-Meter-Mannes im Uferwasser Freitod, Unfall oder Mord?

Für Empörung unter den "Königstreuen" sorgten "Enthüllungen" in der Biografie des Münchner Historikers Rudolf Reiser, in der er den "Kini" zum Halbitaliener erklärte. Ludwigs "Vater" Maximilian habe an einer unheilbaren, hoch ansteckenden Geschlechtskrankheit gelitten. Deshalb habe er den italienischen Kammerdiener Giuseppe Tambosi zu seinem "Stellvertreter" gemacht. In seiner Kindheit sei Ludwig geschlagen und vernachlässigt worden, dies erkläre sein "unstetes Wesen" und die Flucht in Scheinwelten. Bezüglich Ludwigs Tod ist der Historiker sicher, der Arzt Johann Bernhard Aloys von Gudden habe ihn auf Anweisung von Missgönnern für geisteskrank erklärt, an den See gelockt, mit Chloroform betäubt und ertränkt.

Mit Ludwigs psychischer Verfasstheit setzt sich auch der Mannheimer Hirnforscher Heinz Häfner auseinander. "Ludwig II. war weder wahnsinnig noch geistesschwach. Er verfügte über außergewöhnliche geistige Fähigkeiten bis in die letzten Tage seines Lebens", schreibt der Psychiater in seiner Biografie.

Die Ausstellung in Herrenchiemsee bietet indes nichts Neues über den mysteriösen Tod Ludwig II. Sie kommt multimedial daher. Da darf geschaut und gehört werden, was das Zeug hält.

Als Referenz an die theatralische Begeisterung des berühmtesten aller bayerischen Könige ist die Ausstellung als Drama in fünf Akten konzipiert. Der erste Akt widmet sich der Kindheit des streng erzogenen Thronfolgers aus dem Hause Wittelsbach, der nach dem Tod seines Vaters schon mit 18 Jahren König wurde. Dann folgt der zweite Akt: Ludwig II. muss seine Soldaten widerwillig in den Krieg schicken. Gewehre, Kanonen und Operationsbestecke zeugen vom Blutvergießen. Akt drei gehört dem "Märchenkönig" - jenen Jahren, in denen Ludwig II. sich aus der Öffentlichkeit zurückzog und mit dem Bau seiner Schlösser eine Gegenwelt zum rauen Leben schuf. Im vierten Akt wird der Eintritt Bayerns ins Industriezeitalter dokumentiert. Hightech herrschte schließlich auch in Ludwigs Schlössern.

 Märchenkönig Ludwig II.

Märchenkönig Ludwig II.

 Blick auf das Bett von Ludwig II. im Schloss auf Herrenchiemsee (Oberbayern): Eine Ausstellung zum 125. Todestag gibt Einblick ins Leben des Märchenkönigs. Fotos: dpa/HdBG

Blick auf das Bett von Ludwig II. im Schloss auf Herrenchiemsee (Oberbayern): Eine Ausstellung zum 125. Todestag gibt Einblick ins Leben des Märchenkönigs. Fotos: dpa/HdBG

 Märchenkönig Ludwig II.

Märchenkönig Ludwig II.

 Blick auf das Bett von Ludwig II. im Schloss auf Herrenchiemsee (Oberbayern): Eine Ausstellung zum 125. Todestag gibt Einblick ins Leben des Märchenkönigs. Fotos: dpa/HdBG

Blick auf das Bett von Ludwig II. im Schloss auf Herrenchiemsee (Oberbayern): Eine Ausstellung zum 125. Todestag gibt Einblick ins Leben des Märchenkönigs. Fotos: dpa/HdBG

 Märchenkönig Ludwig II.

Märchenkönig Ludwig II.

 Blick auf das Bett von Ludwig II. im Schloss auf Herrenchiemsee (Oberbayern): Eine Ausstellung zum 125. Todestag gibt Einblick ins Leben des Märchenkönigs. Fotos: dpa/HdBG

Blick auf das Bett von Ludwig II. im Schloss auf Herrenchiemsee (Oberbayern): Eine Ausstellung zum 125. Todestag gibt Einblick ins Leben des Märchenkönigs. Fotos: dpa/HdBG

 Märchenkönig Ludwig II.

Märchenkönig Ludwig II.

Im fünften und letzten Akt wird das traurige Ende des glücklosen Königs beleuchtet. Neben einer Zwangsjacke, die Ludwig II. nach seiner Festnahme aber vielleicht gar nicht trug, wird ein Gewehr gezeigt, das Königstreue für eine mögliche Mordwaffe halten.

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