Von Lummerland nach Jimballa

Augsburg. Man hat schon lange nichts mehr von Jim Knopf gehört. Zum 50. Geburtstag könnte man ihn und Prinzessin Li Si ja mal besuchen in ihrem friedlichen Königreich "Jimballa". Das müsste leicht zu finden sein, es liegt ja gleich neben der Insel "Lummerland"

Augsburg. Man hat schon lange nichts mehr von Jim Knopf gehört. Zum 50. Geburtstag könnte man ihn und Prinzessin Li Si ja mal besuchen in ihrem friedlichen Königreich "Jimballa". Das müsste leicht zu finden sein, es liegt ja gleich neben der Insel "Lummerland". Ob wohl Lukas noch lebt? Er hat ja damals ziemlich geraucht, beinahe so stark wie "Emma", seine Lokomotive.Das Kinderbuch "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", erschienen vor 50 Jahren am 9. August 1960 im Thienemann-Verlag, hat Kinder und Erwachsene schon immer animiert, sich in die Welt der kleinen "Insel mit zwei Bergen" mit der Eisenbahn und dem Kaufladen der Frau Waas hineinzuversetzen. Die Marionettenbühne Augsburger Puppenkiste inszenierte "Jim Knopf" und nahm das Stück bereits 1962 in fünf Teilen für das noch junge Fernsehen in Schwarz-Weiß auf.Beide Helden der Geschichte von Michael Ende (1929 bis 1995) wurden von den Kindern ins Herz geschlossen, obwohl oder weil sie keine Supermänner sind. Da ist der rußige, lebenskluge Lukas, dem meist eine Lösung in aussichtslosen Situationen einfällt. Er verlässt die zu klein gewordene Insel "Lummerland" mit seiner seetauglich gemachten Lok "Emma". Mit an Bord: der kleine schwarze Junge Jim Knopf, der immer ein Loch in seiner Hose hat und das Lesenlernen für überflüssig hält.Für Autor Ende, der später mit der "Unendlichen Geschichte" noch viel berühmter wurde, war "Jim Knopf" sein erstes Buch. Zuvor hatte er Texte für Kabarettprogramme und Filmkritiken verfasst. "Ohne zu wissen, wie der zweite Satz heißen wird", so sagte Ende 1994 in einem Interview mit der Fachzeitschrift "Deutschunterricht", habe er "Jim Knopf" begonnen. "Und ich war während des Schreibens selbst gespannt, wie es weitergehen soll".In den Reichen des Michael Ende leben nicht nur Ungeheuer wie der Drache Frau Mahlzahn, sondern auch ungefährliche und lustige Gestalten wie der Untertan "Herr Ärmel", der Scheinriese "Herr Tur Tur" oder das einjährige Kind "Ping Pong", dessen Kopf nicht größer ist als ein Tischtennisball.Die Abenteuer des schwarzhäutigen Babys Jim, das der Postbote in einem Paket mit Luftlöchern irrtümlich nach "Lummerland" bringt, schickten die Verlage zunächst zurück. Mehr als zehn Lektoren lehnten das Manuskript ab. Als endlich ein Berliner Verlag und der Thienemann-Verlag Stuttgart zugleich anbissen, entschied sich Michael Ende für die höheren Tantiemen aus Berlin. Damit begannen die Streitereien mit dem Lektorat, das ihm aus sittlichen Gründen unter anderem die Verlobung der Prinzessin Li Si mit Jim Knopf herausstreichen wollte. Ende wechselte nach Stuttgart.Sein Buch wurde eines der erfolgreichsten Kinderbücher der Bundesrepublik. Weltweit erreichten die beiden "Jim Knopf"-Bände bis heute eine Auflage von vier Millionen. In 33 Sprachen wurde die Geschichte übersetzt. Literaturwissenschaftler versuchten, "Jim Knopf" und Endes Welten zu entschlüsseln. Was wollte der Autor sagen? - "Nichts! Nichts außer die kindliche Fantasie anregen", antwortete Ende auf diese Frage der Zürcher "Weltwoche".

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