Verkauft ADAC unnötig Batterien?

München · Fast täglich tun sich beim ADAC neue Fragen auf: Jetzt heißt es, Pannenhelfer schwatzten Autofahrern neue Batterien auf. Zudem könnte es beim Autopreis „Gelber Engel“ weitere Manipulationen gegeben haben.

Immer neue Vorwürfe prasseln auf den ADAC ein. Laut Medienberichten drängt der Autoclub seine Pannenhelfer, eigens für ihn von der Firma Varta gefertigte Auto-Batterien zu verkaufen. Dementsprechend erhöhe sich ihre Bonus-Zahlung. Der Autoclub wies die Vorwürfe gestern Abend zurück. "Der ADAC erzielt keinen Gewinn mit dem Austausch der Batterien im Rahmen der Pannenhilfe", betonte Sprecher Christian Garrels. Die Einnahmen leisteten vielmehr einen Beitrag zur Dämpfung der eigenen erheblichen Kosten.

Den Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" und des NDR-Magazins "Panorama" zufolge sagte ein ehemaliger Straßenwachtfahrer zu den Folgen des Prämiensystems: "Autofahrern werden Batterien aufgeschwatzt, die sie nicht brauchen, oder die sie bei einem regulären Einkauf weit günstiger bekommen könnten." Auch andere Pannenhelfer hätten von entsprechendem Verkaufsdruck berichtet.

Im Jahr 2012 gab es laut Pannenstatistik 685 751 Fälle, in denen der ADAC zu liegen gebliebenen Autos mit Batterie-Problemen kam. In 165 000 Fällen habe der ADAC nach eigenen Angaben neue Batterien verkauft. Der Autoclub betonte, vor dem Tausch einer Batterie werde diese getestet. Mit Stichproben werde bei ausgetauschten Batterien geprüft, ob sie tatsächlich defekt sind. Damit werde die Qualität des Austausches gesichert.

Zuvor war gestern bereits bekannt geworden, dass der ADAC möglichen weiteren Manipulationen bei seinem Preis "Gelber Engel" nachgeht. Club-Präsident Peter Meyer schließt eine gefälschte Platzierung der einzelnen Fahrzeuge bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen nicht mehr aus. Man könne derzeit nicht mit Gewissheit sagen, ob auch daran gedreht worden sei, sagte Meyer in einem Interview der ADAC-Mitgliederzeitschrift "Motorwelt". Damit wäre der Preis unter Umständen für Modelle vergeben worden, die gar nicht gewählt wurden.

Bisher hatte es geheißen, der inzwischen abgetretene ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter habe lediglich die Stimmenzahl nach oben frisiert, die Reihenfolge der Fahrzeuge aber sei nicht betroffen. "Wir haben das Eingeständnis, dass die Zahl der absoluten Stimmen, nicht aber die Reihenfolge der Preisträger verändert wurde. Ob das der Wahrheit entspricht, soll die Untersuchung ans Licht bringen, mit der wir externe Prüfer federführend beauftragt haben", sagte Meyer nun. Die Experten des Wirtschaftsprüfers Deloitte gingen derzeit auch allen übrigen Kategorien des Autopreises "Gelber Engel" auf den Grund. "Unsere Mitglieder und die gesamte Öffentlichkeit haben das Recht auf umfassende Aufklärung und einen kompromisslosen Reformprozess."

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