"Verjüngungskur" für Bahnhöfe

Berlin. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) erzählt gerne, dass ihm manchmal der Kragen platzt, wenn er auf Reisen an schmuddeligen und unattraktiven Bahnhöfen vorbeikommt

Berlin. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) erzählt gerne, dass ihm manchmal der Kragen platzt, wenn er auf Reisen an schmuddeligen und unattraktiven Bahnhöfen vorbeikommt. Dieses Ärgernis könnte dem Minister künftig häufiger erspart bleiben - Bundesregierung und Deutsche Bahn wollen heute in Nürnberg eine überaus positive Bilanz ihres Sonderprogramms zur Modernisierung von Bahnhöfen präsentieren. Wie aus dem unserer Zeitung bereits vorliegenden Bericht hervorgeht, wurden in den letzten drei Jahren für 325 Millionen Euro 2100 kleinere und mittlere Bahnhöfe aufgefrischt. Gleichwohl warnt der Fahrgastverband Pro Bahn vor einem allzu rosigen Blick auf den Zustand der Stationen und Haltepunkte.Von einer "Verjüngungskur" spricht Bahnchef Rüdiger Grube. Und Minister Ramsauer betont, moderne Bahnhöfe seien "Visitenkarten der Städte und Aushängeschild des Konzerns". Insgesamt wurden seit 2008 rund 1,4 Milliarden Euro aus den Konjunkturprogrammen der Regierung und 100 Millionen Euro aus Mitteln der Bahn investiert. Davon flossen 965 Millionen Euro in die Ertüchtigung des 34 000 Kilometer langen Schienennetzes und 325 Millionen Euro in die Instandsetzung von "Personenbahnhöfen". Mit diesem Geld wurde unter anderem der Wetterschutz optimiert, Aufzüge und Rolltreppen installiert, für mehr Sicherheit gesorgt und zahlreiche Empfangsgebäude saniert.

Besonders stolz ist man jedoch auf die verbesserte Information von Reisenden durch neue elektronische Anzeigetafeln, die allein rund 1700 Stationen erhalten haben. Bis 2015, so das Unternehmen, sollen weitere 2500 Bahnhöfe mit den sogenannten "Dynamischen Schriftanzeigern" an den Gleisen und in den Wartehallen ausgestattet werden. Kostenpunkt: 26 Millionen Euro. Außerdem sollen bis 2014 fast alle der insgesamt 5400 Bahnhöfe in Deutschland mit einem Wetterschutz versehen werden. 16,5 Millionen Euro will die Bahn dafür noch einmal ausgeben.

Laut der Bilanz von Bund und Konzern hat von den umfangreichen Investitionen vor allem der Mittelstand in den Kommunen profitiert. Allein bei der Modernisierung der Bahnhöfe seien "rund 500 kleine und mittelständische Unternehmen beteiligt" gewesen, heißt es. Auch für den Fahrgastverband Pro Bahn ist das Sonderprogramm Bahnhöfe ein Erfolg. Der Bundesvorsitzende Karl-Peter Naumann betont jedoch: "Es darf nicht nachgelassen werden." Es sei viel "notwendiger Kleinkram" in den letzten drei Jahren erledigt worden, so Naumann zu unserer Zeitung. Zahlreiche dringend erforderliche Verbesserungen für die Kunden würden aber noch flächendeckend fehlen. Er nannte elektronische Anzeigetafeln für Hinweise auf Verspätungen. Insbesondere in Ostdeutschland und in den Grenzregionen herrsche weiterhin erheblicher Modernisierungsbedarf.

Hintergrund

Rund 3000 Modernisierungsprojekte sind nach Angaben der Bahn an 2100 vorwiegend kleineren und mittleren Bahnhöfen fertig gestellt worden. Insgesamt wurden dafür 325 Millionen Euro an Bundesmitteln ausgegeben. Ganz oben bei den Maßnahmen stand die verbesserte Information von Reisenden etwa bei Verspätungen. 1732 Bahnhöfe erhielten neue Hinweistafeln, sogenannte "dynamische Schriftenanzeiger" (Kosten: 34,1 Millionen Euro). Bei 586 Bahnhöfen wurde das Erscheinungsbild attraktiver gestaltet (83 Millionen Euro). Für mehr Sicherheit erhielten 334 Haltepunkte neue Beleuchtungen an den Bahnsteigen, an den Zugängen und Unterführungen (68,9 Millionen).

Im Saarland wurden Maßnahmen an 28 Bahnhöfen umgesetzt, unter anderem in Beckingen, Bexbach, Ensdorf, Homburg, Merzig, Mettlach, Neunkirchen, Saarbrücken, Saarhölzbach, Saarlouis, St. Wendel, Sulzbach, Völklingen, Walhausen. Die Kosten betragen 4,8 Millionen Euro. has

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