Vergeltung im Iran aufgeschoben

Teheran. Weil sie einem Verehrer einen Korb gab, ist die Iranerin Ameneh Bahrami für den Rest ihres Lebens blind und muss mit einem verunstalteten Gesicht leben. Madschid Mowahedi hatte sie im Jahr 2004 mit Säure attackiert. Am Samstag wollte die 32-Jährige Rache üben. Vor Gericht hatte sie erstritten, dass sie den Attentäter nach dem Prinzip "Auge um Auge" strafen kann

Teheran. Weil sie einem Verehrer einen Korb gab, ist die Iranerin Ameneh Bahrami für den Rest ihres Lebens blind und muss mit einem verunstalteten Gesicht leben. Madschid Mowahedi hatte sie im Jahr 2004 mit Säure attackiert. Am Samstag wollte die 32-Jährige Rache üben. Vor Gericht hatte sie erstritten, dass sie den Attentäter nach dem Prinzip "Auge um Auge" strafen kann. Doch die iranische Justiz verschob die Vergeltungsaktion kurzfristig. Das berichtete die iranische Nachrichtenagentur ISNA. Bahrami hatte ihrem Peiniger am Samstag in einem Krankenhaus in Teheran Säure in die Augen träufeln wollen, damit er - wie sie - erblindet.Auch gestern gab die iranische Justizbehörde keinen offiziellen Grund an, warum die Vergeltungsaktion verschoben wurde. Beobachter glauben, dass die Urteilsvollstreckung dem Iran wieder negative Schlagzeilen gebracht hätte, die Justizbehörde sie aus politischen Erwägungen verschoben hat. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte sich am Freitag gegen die Blendung ausgesprochen.

Bahrami, die ihre Geschichte in einem Buch festgehalten hat, war nach Angaben ihres deutschen Verlages "wütend und traurig" über die Verschiebung. Die Blendung sei "aus fadenscheinigen Gründen" abgesagt worden, zitierte der mvg-Verlag in München die Frau. "Angeblich war kein Arzt da. Das stimmte aber nicht. Bei uns stand ein Arzt, der sagte, dass er extra für die Vollstreckung gekommen ist." Später habe es geheißen, es sei versehentlich das falsche Krankenhaus gewählt worden. Wann die Vergeltung nun stattfindet, wurde zunächst nicht bekannt. Morgen wäre Bahrami zur RTL-Sendung "Stern TV" eingeladen gewesen, teilte Verlagssprecherin Julia Loschelder mit. Der Auftritt sei nun erstmal auf Eis gelegt.

Der Fall und die Entscheidung des Gerichts hatten weltweit für Aufsehen gesorgt. Auch iranische Stellen hatten versucht, das Opfer dazu zu bewegen, auf die Vollstreckung zu verzichten. Mehrere Menschen, so ihr Verlag, hätten Bahrami Geld geboten, wenn sie auf Rache verzichte. Die "Bild am Sonntag" zitierte die 32-Jährige nach dem Angebot einer Menschenrechtsorganisation aus den Niederlanden: "Die haben mir 2000 Euro geboten, wenn ich es nicht mache. Da habe ich gesagt, für zwei Millionen würde ich auf die Blutrache verzichten." Wenn das Geld zusammenkomme, werde sie ihren Schinder verschonen. "Dann kann ich endlich alle Operationen bezahlen und ein angenehmes Leben führen." dpa

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