Über Moskau zum Mars

Moskau. 365 Tage Isolation, rund um die Uhr überwacht von Kameras. Was sich nach einer TV-Show anhört, ist für sechs Freiwillige seit einem Jahr allerdings Realität. In einem Moskauer Testzentrum trainieren die Telnhemer des Projekts Mars 500 den Flug zum Planeten und zurück. Auf diese Weise sollen Forscher rund um den Globus wichtige Erkenntnisse für ihre Arbeit erhalten

 Mars-500-Teilnehmer Diego Urbani bei der Probe seines Raumanzugs. Foto: dpa

Mars-500-Teilnehmer Diego Urbani bei der Probe seines Raumanzugs. Foto: dpa

Moskau. 365 Tage Isolation, rund um die Uhr überwacht von Kameras. Was sich nach einer TV-Show anhört, ist für sechs Freiwillige seit einem Jahr allerdings Realität. In einem Moskauer Testzentrum trainieren die Telnhemer des Projekts Mars 500 den Flug zum Planeten und zurück. Auf diese Weise sollen Forscher rund um den Globus wichtige Erkenntnisse für ihre Arbeit erhalten.Außerhalb des "Raumschiffs" auf dem Gelände des Moskauer Instituts für biomedizinische Fragen (IBMP) schwärmen die Beobachter der sechs Männer aus Russland, Frankreich, Italien und China umher: "Die Crew hat mit dem Experiment eine wirkliche Rekordleistung vollbracht", lobt Peter Gräf vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das an dem Projekt beteiligt ist. "Die Männer haben 365 Tage lang konstant Leistung gebracht."

Verschiedene Probleme hat sich die "Bodenstation" ausgedacht, mit denen sie die Besatzung auf Trab hält. Erst vor kurzem kappte die Projektleitung für knapp eine Woche alle Leitungen in das 180 Quadratmeter große Containersystem. Nun waren die "Raumfahrer" endgültig auf sich allein gestellt, konnten nicht einmal mehr mit ihren Betreuern kommunizieren. Eine "Erfahrung, die ich wirklich nicht empfehlen kann", schrieb der 28-jährige Italiener Diego Urbina danach im Internet. Trotz solcher Herausforderungen ist seit dem Beginn des Experiments am 3. Juni 2010 noch kein Proband ausgestiegen - obwohl dies jederzeit möglich ist. "Die sind mit allen eingespielten Schwierigkeiten toll fertig geworden", lobt DLR-Projektleiter Gräf. Ein deutscher Teilnehmer ist beim aktuellen Projekt nicht dabei. "Das ist schade, tut dem Experiment aber keinen Abbruch", sagt Gräf. An einer ersten, 105 Tage langen Simulation war hatte auch der Bundeswehrhauptmann Oliver Knickel teilgenommen.

Fast täglich müssen die Probanden Blut- und Urinproben abgeben. Und minuziös dutzende Experimente ausführen, die auch deutsche Wissenschaftler entwickelten. Derweil haben die Eingesperrten den Höhepunkt bereits hinter sich: In schweren Raumanzügen bewegten sich drei Teilnehmer über eine nachempfundene Marsoberfläche. Licht kam nur von an die Decke montierten Sternen. Nun sind die "Raumfahrer" schon wieder auf dem Rückweg zur Erde - Anfang November sollen sie wieder aus dem Container klettern. Ein Trip zum Mars und zurück dauert etwa 520 Tage. dpa

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