Michael Jackson Der König, der ein Kind sein wollte

Frankfurt · Die Nachricht seines Todes schockte 2009 die Welt. Heute wäre Michael Jackson 60 geworden.

 Seine weltweit erfolgreich verkaufte Musik und innovative Musikvideos machten den sensiblen US-Amerikaner Michael Jackson zum Weltstar. Posthum bekam er 2010 einen Grammy für sein Lebenswerk.

Seine weltweit erfolgreich verkaufte Musik und innovative Musikvideos machten den sensiblen US-Amerikaner Michael Jackson zum Weltstar. Posthum bekam er 2010 einen Grammy für sein Lebenswerk.

Foto: dpa/DB

Kein Popkünstler stieg so hoch und fiel am Ende so tief wie er: Michael Jackson war ein künstlerischer Titan, der die Popmusik in allen Bereichen neu definierte. Er verkaufte mehr Platten und engagierte sich laut Guinness-Buch der Rekorde karitativ mehr als alle anderen vor oder nach ihm, vor allem für Kinder. Der Mann, der immer wie Peter Pan sein und niemals erwachsen werden wollte, stürzte schließlich über unbewiesene Vorwürfe des Kindesmissbrauchs. Der „King of Pop“ starb am 25. Juni 2009 medikamentensüchtig in seiner Villa in Los Angeles an Herzversagen. Heute wäre er 60 Jahre alt geworden.

Bis heute scheiden sich an Jackson die Geister: Für seine Fans setzte der hochbegabte Musiker bisher unerreichte Maßstäbe. Kritiker sehen in ihm vor allem einen psychisch gebrochenen Menschen, der an seinem übermäßigen Erfolg und seiner Einsamkeit zugrunde ging. Am Ende war Jackson wohl beides.

Der schwarze Künstler, geboren in Gary (Indiana), wurde von seinem Vater Joseph schon als kleiner Junge gemeinsam mit seinen Brüdern als die Jackson Five regelrecht auf die Bühne geprügelt. Unter dem Trauma der „verlorenen Kindheit“ litt er sein Leben lang, sagte Jackson in mehreren Interviews. „Ich wollte immer nur ein ganz normaler kleiner Junge sein. Aber das Schicksal hat es anders gewollt.“ Sein Vater, so Jackson, „hat mir nie gesagt, dass er mich liebt“.

Vereinsamt und abgeschirmt versank der Märchenprinz des Pop nach dem weltweiten Erfolg Anfang der 1980er Jahre in seine eigene Traumwelt. Auf seiner „Neverland“-Ranch bei Los Angeles umgab sich der Exzentriker mit Spielzeugen und Tieren wie dem Affen „Bubbles“ und der Boa constrictor „Muscles“.

Musikalisch war das aber auch die Zeit, in dem Jackson den Zenit seines Erfolgs erreichen sollte. Mit tanzbarem Discosound hatte „Jacko“ 1979 den Schritt als Solokünstler mit dem Album „Off the Wall“ gewagt. Der künstlerische Durchbruch gelang ihm 1982 mit dem Jahrhundertwerk „Thriller“. Darauf waren Hits wie „Billie Jean“, „Beat It“ oder „The Girl Is Mine“ im Duett mit Ex-Beatle Paul McCartney. Die hochkommerzielle Melange aus Funk, Soul, Disco und Rock schlug beim Publikum weltweit ein und war viele Jahre das meistverkaufte Album überhaupt. Erst jetzt verbannte die kalifornische Country-Rock-Band „Eagles“ „Thriller“ mit einem Greatest-Hits-Album auf Platz zwei, wie das Magazin „Rolling Stone“ berichtet. Das 14-minütige Kurzvideo zum Song „Thriller“, in dem Jackson mit Zombies tanzend zum Werwolf mutiert, ebnete dem Genre „Musikvideo“ den Weg.

Jacksons Image prägten Fantasieuniformen, Hut, ein einzelner Handschuh, weiße Glitzersocken, der Griff in den Schritt – und der „Moonwalk“. Bei dem von ihm perfektionierten Tanz scheint man zugleich vor- und rückwärts zu marschieren.

Immer mehr wurde Jackson, dessen beste Freundin die Hollywood-Diva Elizabeth Taylor war, zur weltfremden Kunstfigur. Er inszenierte sich auf der Bühne und im Leben als Kämpfer für das Gute mit Tanz und Musik als Waffe. Die Heilung der Welt sei nur möglich, wenn alle Menschen unschuldig wie Kinder würden, sagte Jackson 2001 in einer Rede in Oxford. Lange Jahre war er wie seine Mutter ein Mitglied der Zeugen Jehovas. „Ich möchte mich für Kinder engagieren, wie Jesus es tat. Ich versuche, ihm nachzueifern“, sagte Jackson einst. Im Video zu „Earth Song“ (1995) stoppt er mit ausgestreckten Armen einen Panzer, ein Kind reicht dem auf die Knie fallenden Soldaten eine Sonnenblume.

Der hochsensible Star entwickelte sich ab den 90er Jahren zu einem androgynen Wesen, das nicht ganz von dieser Welt zu sein schien. Seine Haut wurde aufgrund einer Hauterkrankung immer bleicher, das Gesicht änderte sich, auch infolge von Operationen.

Zunehmend engagierte er sich aber auch mit eigenen Stiftungen für bedürftige Kinder, besuchte kleine kranke Patienten in Krankenhäusern, lud sie nach Hause auf seine „Neverland“-Ranch ein. 1993 erklärte ein 13-jähriger Junge, in Jacksons Schlafzimmer Opfer sexueller Übergriffe geworden zu sein. Der Star bestritt das konsequent, einigte sich mit der Familie des Jungen auf eine Abfindung in Millionenhöhe. Ähnliche Beschuldigungen gab es 2005, der „Jahrhundertprozess“ endete jedoch mit einem für Jackson triumphalen Freispruch.

Doch der Pädophilie-Vorwurf brach den Ausnahme-Musiker, der selbst drei Kinder hatte und zwei Jahre mit der Elvis-Tocher Lisa-Marie Presley verheiratet war, endgültig. Gesundheitlich angeschlagen flüchtete er unter Einfluss von Schmerzmitteln in seine idealisierte Kinderwelt. Er war 50, als sein Herz stehen blieb. Als Todesursache wurde übermäßiger Medikamentenkonsum, insbesondere des Narkosemittels Propofol, diagnostiziert. Sein Leibarzt wurde 2011 wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.

 Mit den Jackson Five fing bei Michael Jackson (Mitte) alles an: Seine Weltkarriere und das Trauma, das ihn zerstörte.

Mit den Jackson Five fing bei Michael Jackson (Mitte) alles an: Seine Weltkarriere und das Trauma, das ihn zerstörte.

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Der „King of Pop“ – den Titel hatte er sich selbst verliehen – bringt seinen Erben noch heute Millionen ein. Seit fünf Jahren führt er die Liste der bestverdienenden toten Stars an. Nach Schätzungen des „Forbes“-Magazins waren es allein 2017 etwa 75 Millionen Dollar. Der Kult um Jackson endet offenbar nie. 

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