Tim und Struppi vor Gericht

Brüssel. Seinen Hund Struppi liebt Tim über alles. Elefanten dagegen jagt er, Nashörner sprengt er sogar in die Luft. Außerdem behandelt er Afrikaner "wie Affen". Morgen steht er deswegen vor Gericht. Genauer sein künstlerischer Vater Hergé, Belgiens Comic-Künstler Nummer eins. Der ist zwar schon 1983 gestorben, doch seine Werke sind noch immer beliebt

Brüssel. Seinen Hund Struppi liebt Tim über alles. Elefanten dagegen jagt er, Nashörner sprengt er sogar in die Luft. Außerdem behandelt er Afrikaner "wie Affen". Morgen steht er deswegen vor Gericht. Genauer sein künstlerischer Vater Hergé, Belgiens Comic-Künstler Nummer eins. Der ist zwar schon 1983 gestorben, doch seine Werke sind noch immer beliebt. "Zu beliebt" findet der kongolesische Politikwissenschaftler Mbutu Mondondo (42). Vor drei Jahren reichte er Klage ein, vor allem wegen des 1931 erschienenen Bandes "Tim im Kongo". Rassismus und Förderung der Apartheid lauten die Vorwürfe.Schließlich lasse Zeichner Georges Prosper Remi, der nach seinem Kürzel RG (französisch ausgesprochen) nur Hergé genannt wird, seinen blonden Comic-Star alle Kongolesen "wie notorische Faulenzer und unmenschliche Wilde" behandeln. Die Darstellung der Schwarzafrikaner sei widerwärtig. "Die Menschen könnten glauben, dass Kongolesen sich seitdem nicht entwickelt hätten", meint der Kläger, der viel Unterstützung von Diplomaten seines Heimatlandes erhält.Künstler entschärfte ComicTatsächlich ist der Streit um diesen zweiten Band der beliebten "Tim und Struppi"-Reihe so alt wie der Comic selbst. Die Geschichte erschien 1931, also zu einer Zeit, als der Kongo noch eine belgische Kolonie war und so benimmt sich Tim denn auch. Einheimische behandelt er herablassend, Affen häutet er und läuft in deren Fell herum. In den 40er Jahren entschärfte Hergé selbst seine Zeichnungen. So fiel die Nashorn-Sprengung seiner eigenen Zensur zum Opfer. Und auch Tims Auftritt in einer Missionarsschule, wo er Geografie mit eindeutig kolonialistischem Inhalt gibt ("Heute erzähle ich euch mal was über euer Land: Belgien"), ist danach nicht mehr zu sehen. Trotzdem reichte die Darstellung der Afrikaner, um diesen Band bereits in Großbritannien, den USA und Südafrika aus den Läden verschwinden zu lassen. Dies soll nun auch im Heimatland Hergés erreicht werden.Doch der Kläger habe, so Rechtsanwalt Alain Berenboom als Vertreter des Verlages Moulinsart, offenbar die eigentliche Botschaft des Künstlers nicht recht verstanden. Hergé wollte Tim nämlich gar nicht nach Afrika schicken. Den Auftrag zu dem Comic, der vom Chef einer missionarisch ausgerichteten, strikt katholischen Zeitung kam, umging der Meister mit dem Zeichenstift deshalb auf durchaus elegante Weise. Hergé stellt die Farbigen tatsächlich als Opfer dar, weil die Weißen ins Land kommen, dessen Rohstoffe ausbeuten wollen und wie Herrenmenschen auftreten. Die Handlung ist gekennzeichnet von "afrikanischer Naivität und europäischem Hochmut", sagen die Anhänger des kleinen Blondschopfes, die so genannten Tintinologen (Tim heißt im frankophonen Original Tintin).Sensibles Thema in BelgienVor Gericht wird es deshalb morgen vor allem um die Frage gehen, ob man ein Kunstwerk zum einen nachträglich ändern oder verbieten darf, weil sich die Zeiten geändert haben. Oder ob dieser Eingriff nicht doch zu weit geht. "Dann müsste man auch die Bibel und viele Kunstwerke von Jules Verne, George Simenon oder Charles Dickens verbieten", sagt der Rechtsanwalt des beklagten Verlages. "Sie stellen alle Menschen in ihrer Zeit und mit den entsprechenden Vorurteilen dar." Doch in Belgien ticken die Uhren gerade bezüglich des ehemaligen Kolonialgebietes Kongo ein bisschen anders. Genau genommen benimmt sich Tim im Kongo nämlich genau so, wie es um die vorletzte Jahrhundertwende das belgische Königshaus vorgelebt hatte: Man beutete Land und Einwohner aus.

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Schauspielerin Martina Gedeck (48, Foto: dpa) würde "wahnsinnig gerne mal Shakespeare spielen". "Ich hoffe, dass mir auf der Bühne eine Alterskarriere bevorsteht", sagte sie dem privaten Radiosender Hit Radio FFH in Bad Vilbel bei Frankfurt. Gedeck ist au