Faktencheck Grippeimpfung – ja oder nein?

Berlin · Ein kurzer Kontakt und schon hat man sich die Infektion eingefangen: Wann es sich lohnt, dieser Gefahr vorzubeugen.

 Beim Thema Grippe-Impfung herrscht viel Unsicherheit. Viele wissen nicht, wann und ob sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollten.

Beim Thema Grippe-Impfung herrscht viel Unsicherheit. Viele wissen nicht, wann und ob sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollten.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Die Grippe-Saison hat begonnen. Wer sich dagegen wappnen will, sollte spätestens jetzt aktiv werden. Allerdings muss das nicht jeder.

Behauptung: Jetzt ist die richtige Zeit für eine Impfung.

Stimmt. Nach Erkenntnissen des Robert Koch-Instituts (RKI) kommt es meist um den Jahreswechsel zu einer richtigen Grippewelle. Da nach einer Impfung bis zu zwei Wochen vergehen können, damit der körpereigene Schutz vollständig aufgebaut ist, empfehlen die Experten eine Impfung im Oktober oder November. Doch kann sie selbst später noch helfen, wenn eine Influenza schon um sich greift. Die EU-Präventionsbehörde ECDC schätzt, dass jedes Jahr zwischen 5000 und 17 000 Menschen nach einer Grippeinfektion in Europa sterben.

Behauptung: Eine Impfung ist allen Menschen dringend empfohlen.

Falsch. Die Ständige Impfkommission empfiehlt Kindern und Erwachsenen nicht ausdrücklich eine Grippe-Impfung – sofern sie gesund sind. Bei Menschen ohne chronische Krankheiten verlaufe die Influenza in der Regel nicht so schwerwiegend. Das heißt aber nicht, dass die Kommission in diesen Fällen von einer Impfung abrät – ganz im Gegenteil: Wer will, soll sich impfen lassen. Auch für stillende Mütter spricht nichts dagegen. „Ausdrücklich empfohlen“ ist die Vorsorge bei mehreren Risikogruppen, bei denen eine Grippe schwere Komplikationen mit sich bringen kann. Dazu gehören etwa Über-60-Jährige, die wegen eines schwächeren Immunsystems gefährdeter sind, sowie Schwangere und chronisch kranke Menschen. Zudem wird der Schritt Mitarbeitern im Gesundheitswesen empfohlen.

Behauptung: Keine Impfung bei Fieber.

Stimmt. Das RKI rät davon ab, sich bei mehr als 38,5 Grad Fieber oder einer schweren Infektion impfen zu lassen. Das Immunsystem der Patienten ist zu sehr geschwächt, um Antikörper zu bilden. Zudem sollen auch Menschen mit schweren Allergien gegen einen der Impf-Inhaltsstoffe – wie etwa Hühnereiweiß -– vorsichtig sein.

Behauptung: Die meisten Menschen lassen sich impfen.

Falsch. Das RKI beobachtet schon lange einen Rückgang der Impfquoten in Deutschland. Hat vor neun Jahren noch etwa jeder zweite Maßnahmen gegen die Grippe ergriffen, liegt heutzutage die Zahl bei rund 35 Prozent.

Behauptung: Mit Grippe-Impfung kann man sich nicht mehr erkälten.

Falsch. Zu unterscheiden ist zwischen einer Grippe und harmloseren Infekten wie Erkältungen oder grippalen Infekten. Letztere sind völlig andere Krankheiten. Vor ihnen schützt die Impfung nicht.

Behauptung: Die Impfung wirkt nicht.

Ungenau. Zwar gibt es tatsächlich keinen 100-prozentigen Schutz, zum Beispiel wenn sich Patienten kurz zuvor oder danach mit Grippe-Viren anstecken – also wenn die Impfwirkung noch nicht vollständig eingesetzt hat. Zudem wird der Impfstoff jedes Jahr neu angepasst und wirkt je nach Jahr mehr oder weniger gut. Doch wird nach RKI-Angaben das Risiko zu erkranken in jedem Fall deutlich gesenkt.

Behauptung: Die Impfung übernimmt immer die Krankenkasse.

Falsch. Nicht alle Krankenkassen zahlen für jeden. Nur für diejenigen Patienten, für welche die Ständige Impfkommission eine Grippeimpfung „ausdrücklich empfiehlt“, müssen sie die Kosten übernehmen. Einige Krankenkassen bezahlen aber auch für andere Menschen die Leistung.

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