Ermittlungen gegen 169 Verdächtige Schlag gegen kalabrische Mafia gelungen

Wiesbaden/Crotone · Der ’Ndrangheta-Clan hat wohl seine Finger beim Handel mit Lebensmitteln im Spiel. Auch in Deutschland hat es Festnahmen gegeben.

 Der Screenshot aus einem Video der Carabinieri zeigt den Einsatz bei einer Razzia in Italien.

Der Screenshot aus einem Video der Carabinieri zeigt den Einsatz bei einer Razzia in Italien.

Foto: dpa/Carabinieri/dpa

Bei einer Razzia gegen die Mafiavereinigung ’Ndrangheta sind in Deutschland und Italien mehr als 160 Verdächtige festgenommen worden. In Deutschland wurden elf Männer im Alter von 36 bis 61 Jahren gefasst – betroffen waren Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen, wie das Bundes­kriminalamt (BKA) gestern in Wiesbaden mitteilte. Es geht unter anderem um Erpressung und Geldwäsche. Den italienischen Carabinieri zufolge wird insgesamt gegen 169 Verdächtige wegen zahlreicher krimineller Aktivitäten ermittelt.

Die von den Carabinieri geführte Aktion richtet sich gegen den ’Ndrangheta-Clan Farao-Marincola, der im süditalienischen Kalabrien beheimatet ist. Die italienischen Ermittler hatten bei den deutschen Behörden um Rechtshilfe gebeten. Gegen die in Deutschland Festgenommenen lagen dem BKA zufolge EU-Haftbefehle vor.

„Die Gruppierung aus der kalabrischen Gemeinde Cirò gilt als übergeordnete Gruppierung mit großem Einfluss über die benachbarten Regionen hinaus“, teilte das BKA mit. Ermittelt werde gegen sie unter anderem wegen versuchten Mordes, Erpressung, Geldwäsche, internationaler Kfz-Verschiebung sowie illegalen Handels und Verschiebung von Müll. Dem Clan ist es den Carabinieri zufolge gelungen, mit Mafia-Methoden Einfluss auf bedeutende italienische Wirtschafts- und Handelszweige zu nehmen und diese „radikal“ unter seine Kontrolle zu bringen. Den Gewinn aus Geschäften wie etwa der Herstellung und dem Verkauf von Fisch, Wein und Backwaren habe sie unter anderem in Norditalien und in Deutschland investiert, erklärte das BKA.

Die Carabinieri gaben an, die Ermittlungen hätten ein weit verzweigtes Netz von Gewerbetreibenden aufgedeckt, die in die Mafia-Aktivitäten verwickelt seien oder die Kriminellen zumindest gewähren ließen. In Deutschland habe der Clan „operative Zellen“ in Frankfurt, Wiesbaden, München und Stuttgart gehabt, von wo aus unter anderem das Geschäft mit Wein, Molkerei-Produkten und Öl organisiert worden sei. Der Clan habe etwa kala­brische Restaurants dazu gebracht, Weinprodukte lediglich von Unternehmen zu kaufen, die von der kriminellen Vereinigung kontrolliert wurden.

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