Raus aus dem Veggie-Dschungel

Berlin · Wo Gemüse drauf steht, sollte auch Gemüse drin sein. Deshalb drängen Verbraucherschützer darauf, nicht-tierische Lebensmittel in Supermärkten für die Kunden erkennbarer zu machen. Das hat die EU bisher blockiert. Jetzt macht der Ernährungsminister Druck.

 Rein pflanzliche Produkte sollen in Zukunft besser gekennzeichnet sein. Foto: dpa

Rein pflanzliche Produkte sollen in Zukunft besser gekennzeichnet sein. Foto: dpa

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Veggie-Burger, Veggie-Läden: Mittlerweile gibt es laut Umfragen sieben Millionen Vegetarier und eine Million Veganer in Deutschland. Menschen, die auf Fleisch (Vegetarier) oder ganz auf tierische Produkte (Veganer ) verzichten. Und es werden mehr. Doch Fakt ist auch: Die kreativen Produktnamen mancher Hersteller halten oft nicht das, was sie versprechen. Schon länger wird daher über eine Kennzeichnung von vegetarisch und vegan debattiert. Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU ) hat die EU-Kommission nun aufgefordert, endlich für Klarheit zu sorgen. Beim Onlineportal der Verbraucherzentralen "lebensmittelklarheit.de" gehen nach Angaben des Verbandes regelmäßig Beschwerden von Kunden ein. So bestehe etwa manche Gemüsefrikadelle aus einer nicht unerheblichen Menge Geflügelfleisch, einige Kartoffelchips enthielten tierische Fette. Und anhand der Zutatenliste könnten Käufer nicht immer zuverlässig erkennen, ob ein Produkt Bestandteile von Tieren enthalte. Was bisher fehle, so die Verbraucherschützer , seien Vorgaben für eine eindeutige Kennzeichnung.

Dieses Dickicht im Veggie-Dschungel soll nun durchschlagen werden: Verbraucher, die sich vegetarisch oder vegan ernährten, müssten vor "Irreführungen" geschützt werden, so Minister Schmidt. Eine verlässliche freiwillige Kennzeichnung helfe zudem bei der Kaufentscheidung. "Dafür brauchen wir einen rechtlichen Rahmen", sagt der Minister. Und das sei Aufgabe der EU-Kommission.

Der Minister hat deshalb jetzt per Brief den zuständigen EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis aufgefordert, den notwendigen "Durchführungsrechtsakt" zu erlassen. Also den Weg freizumachen für eine sichere Kennzeichnung. Es gebe "Handlungsbedarf", damit Kunden "zuverlässig aus einem möglichst breiten Angebot von Lebensmitteln auswählen können", heißt es in dem Schreiben. In der europäischen Lebensmittelinformationsverordnung ist ein solches Vorgehen bereits vorgesehen. Nur an der Umsetzung durch die EU-Kommission hapert es noch.

Schmidt steht unter Druck - nicht nur seitens von Verbänden. Auch die Koalitionsfraktionen fordern ihn zum Handeln auf, derzeit ist ein entsprechender Antrag in Arbeit. Und zuletzt trugen die Verbraucherminister der Länder Schmidt auf, Brüssel Dampf zu machen. Auf eine Definition von vegan und vegetarisch als Grundlage für eine Kennzeichnung hatten sich die Länderchefs mit Hilfe der Lebensmittelwirtschaft und dem Vegetarierbund (VEBU) geeinigt. Den entsprechenden Vorschlag hat Schmidt nun ebenfalls Brüssel übersandt.

Wer übrigens im Supermarkt vegane oder vegetarische Produkte kaufen möchte, kann zumindest schon auf das sogenannte "V-Label" achten, das vom VEBU vergeben wird. Die Verbrauchzentralen bewerten es als nützlich.

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