BBC-Dokumentation Queen erzählt von Juwelen in Keksdose

London · Königin Elizabeth II. hat in einer BBC-Dokumentation erstmals über ihre Krönung vor 65 Jahren geredet.

 Die britische Königin Elizabeth II.

Die britische Königin Elizabeth II.

Foto: dpa/Andrew Milligan

Es heißt, Königin Elizabeth II. habe viel Humor. Ganz genau weiß das aber niemand, der auch öffentlich darüber sprechen darf oder will. In der BBC-Dokumentation „The Coronation“ hat die Queen nun offenbart, wie schlagfertig und witzig sie im Privaten ist. So sitzt sie in blauem Kostüm vor der Krone, die sie nur einmal getragen hat und die bis zur nächsten Krönung im Tower of London aufbewahrt wird. Neugierig begutachtet sie die Edelsteine, dreht das im Jahr 1661 gemachte Stück mehrmals hin und her. „Ist sie noch immer so schwer? Ja, ist sie“, gibt sie sich sofort selbst die Antwort, als sie die mehr als zwei Kilogramm schwere Krone anhebt. „Sie wiegt eine Tonne. Sie ist sehr massiv, oder?“ Die 91-Jährige erwartet keine Bemerkung von ihrem Gegenüber, dem royalen Kommentator Alastair Bruce, wünscht auch keine Frage. Im strengen Sinne hat die unnahbare Monarchin während ihrer Zeit auf dem Thron noch nie ein Interview gegeben. Auch jetzt ist es mehr ein Gespräch.

Als sie die Bilder ihrer Krönung vom Juni 1953 auf einer kleinen Leinwand anschaut, sagt sie schlichtweg „horrible“, schrecklich. Stundenlang seien sie damals durch London gefahren und ihr Sitz habe nur aus Sprungfedern, die mit Leder überzogen waren, bestanden. „Das war nicht sehr komfortabel.“

Genauso wenig wie das Tragen der Imperial State Crown – ihrer Alltagskrone, wenn man so will. Mit ihr eröffnet sie in einem buchstäblichen Balanceakt jährlich das Parlament, auch sie funkelnd, schwer und „unhandlich“. Man könnte nicht runter aufs Manuskript schauen, sondern müsse den Text der Rede hochhalten, lässt die Queen lächelnd wissen. Sonst würde man sich den Hals brechen – oder aber die Krone fiele herunter. „Bequem?“, wagt Bruce in einem Anflug von Überschwänglichkeit eine Frage. „Nein“, sagt sie fast empört. „Kronen haben also einige Nachteile, aber ansonsten sind sie recht wichtige Dinge.“

Bei der Krönung ihres Vaters war sie elf Jahre alt und George VI., wie er sich als Monarch nannte, bezeichnete den 11. Dezember in seinem Tagebuch einmal als „diesen schrecklichen Tag“. Auf das junge Mädchen machte die Zeremonie in Westminster Abbey jedoch großen Eindruck und sie schrieb in ihrem Übungsheft ihre Erinnerungen nieder, was sich für sie als „sehr nützlich“ erwies. „Ich fand alles sehr sehr wundervoll, die Gewölbe und Balken an der Decke mit einer Art Wundernebel bedeckt“, notierte sie sich.

In der Doku lernt nicht nur der Zuschauer mehr über den königlichen Schmuck, das geweihte Öl oder die jahrhundertealte Zeremonie. Selbst die Königin erfährt Neues aus der Familiengeschichte. So waren etwa einige Edelsteine während des Zweiten Weltkriegs im Kellergewölbe unter Schloss Windsor versteckt, andere in einer Keksdose. Um die Kostbarkeiten nicht in die Hände der Nazis fallen zu lassen, ordnete König George VI. die streng geheime Aktion an, von der nicht einmal die junge Tochter wusste. Die Queen zeigte sich jedoch unbeeindruckt: „Hmm, hat er jemanden daran erinnert, wo er sie hingetan hat? Er hätte zwischenzeitlich sterben können.“

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