Angeschossene Polizistin schwebt in Lebensgefahr Polizistin nach Schießerei schwer verletzt

Unterföhring · Eine 26-jährige Beamtin schwebt nach Schüssen am S-Bahnhof Unterföhring in München in Lebensgefahr.

 Mit einem schwer bewaffneten Aufgebot sicherte die Polizei gestern den S-Bahnhof Unterföhring. Ein 37-Jähriger entriss hier einem Beamten die Dienstwaffe und schoss auf eine Polizistin.  Foto: Kneffel/dpa; Oben: Carstensen/dpa

Mit einem schwer bewaffneten Aufgebot sicherte die Polizei gestern den S-Bahnhof Unterföhring. Ein 37-Jähriger entriss hier einem Beamten die Dienstwaffe und schoss auf eine Polizistin. Foto: Kneffel/dpa; Oben: Carstensen/dpa

Foto: dpa/Peter Kneffel

(dpa) Hubschrauber, Blaulicht, Sperrbänder. Schüsse sind gefallen. Großeinsatz der Polizei am Bahnhof Unterföhring bei München. Der erste Gedanke wie so oft in diesen Zeiten: War es Terror? Doch die Polizei kann zumindest das ausschließen. Es war eine zunächst gewöhnliche Schlägerei in der S-Bahn, die eskalierte. Bilanz: vier Verletzte, darunter eine lebensgefährlich verletzte Polizeibeamtin.

Gegen 8.20 Uhr gestern morgen gehen mehrere Notrufe bei der Polizei ein. Fahrgäste berichten von einer Schlägerei in der S-Bahn. Zunächst ein Routineeinsatz. Eine Streife rückt aus. Am Bahnsteig kommt es zur Konfrontation. Einer der Randalierer schubst einen Polizeibeamten, versucht, ihn ins Gleisbett zu stoßen. Das kann der Polizist verhindern. Es gibt eine Rangelei, beide gehen zu Boden. Der Randalierer greift die Waffe des Beamten. „Bei der Rangelei am Boden ist es dem Täter gelungen, sich der Dienstwaffe des Kollegen zu bemächtigen“, sagt Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins. Ob die Waffe da schon entsichert war, stand zunächst nicht fest. Eine 26-jährige Beamtin schießt auf den Mann, trifft ihn. Er schießt auf sie und trifft sie am Kopf, wie da Gloria Martins berichtet. Die 26-Jährige schwebt in Lebensgefahr. Auch der Täter erleidet Schussverletzungen. Er wird festgenommen. Der 37-jährige Deutsche habe zudem auf zwei unbeteiligte Passanten geschossen, die unter anderem am Arm getroffen wurden. Sie müssen wohl über Nacht im Krankenhaus bleiben. Die Polizei hat nach eigenen Angaben keinerlei Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund.

Wieder einmal wird damit ein Bahnhof Schauplatz einer schlimmen Gewalttat. Erst vor einem Jahr hatte ein Amokläufer am S-Bahnhof Grafing bei München einen Menschen getötet und drei verletzt. In Berlin attackierten kürzlich drei Jugendliche einen Mann, der sie für ihr rüpelhaftes Verhalten rügte. 2009 starb am Münchner S-Bahnhof Solln der Geschäftsmann Dominik Brunner, als er sich schützend vor Kinder stellte und in einer Schlägerei mit Jugendlichen verstrickt wurde.

Was nun sind die Gründe in Unterföhring, wer ist der Mann, der hier schoss? Er sei nicht im klassischen Sinne polizeibekannt, sagt da Gloria Martins, aber er habe der Polizei schon einmal Arbeit bereitet. Er stamme aus dem Oberland und sei ohne festen Wohnsitz. Zum Zeitpunkt der Tat war er wohl nicht betrunken – jedenfalls nicht schwer.

Die immer allgegenwärtigere Gewalt zermürbt viele Passanten. „Ich habe ein mulmiges Gefühl“, sagt Ursula L., die nicht mit ganzem Namen genannt werden möchte. Sie ist trotz der Meldungen im Radio zu ihrem Termin in einer Physiopraxis nahe dem Bahnhof gefahren. „An Terror habe ich nicht gedacht. Aber ich habe mir Sorgen gemacht“, sagt sie. „Das zeigt, wie schnell es einen treffen kann.

Rund 200 Beamten waren zeitweise im Einsatz. Denn der Täter konnte zunächst fliehen. Wenig später allerdings stellen ihn an einem nahegelegenen Bürogebäude Kräfte der Münchner Polizei und der Bundespolizei. Er sei durch die Schussverletzung bereits gehandicapt gewesen, sagt da Gloria Martins. Die 26-jährige Polizistin habe mit ihrem Einsatz womöglich Schlimmeres verhindert.

Nun bangen die Kollegen um das Leben der Frau. „Der Zustand der Kollegin ist sehr ernst“, sagt Pressesprecher Gloria Martins. „Das macht uns als Münchner Polizei sehr betroffen. Das macht sicher auch viele Münchnerinnen und Münchner sehr betroffen.“

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