Mehr Tote durch Drogen

Berlin · Die Drogentoten durch Heroin, Kokain und Crack gehen zurück, dafür werden immer mehr Abhängige Opfer von teilweise legal zugänglichen psychoaktiven Substanzen. Das geht aus dem aktuellen Drogenbericht hervor.

Immer mehr Menschen in Deutschland greifen zu gefährlichen, künstlichen Drogen. Die Bedeutung "klassischer" Rauschgifte wie Heroin oder Kokain geht dagegen zurück. Insgesamt betrachtet ist die Rauschgiftkriminalität allerdings wieder auf dem Vormarsch. Das zeigen aktuelle Daten, die von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU ), und dem Chef des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, gestern vorgestellt wurden.

Die Zahl der polizeilich erfassten Fälle von Drogenkriminalität hat sich demnach im vergangen Jahr um fast zehn Prozent auf 276 734 Fälle erhöht. Das entspricht dem Niveau des Jahres 2005. Auch die Zahl der Drogentoten stieg um drei Prozent auf 1023 Personen. Während die Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von Heroin , Kokain oder Crack seit Jahren rückläufig sind, werden immer mehr Abhängige Opfer von psychoaktiven Substanzen wie Amphetaminen und Metamphetaminen. Durch so genannte NPS (Neue Psychoaktive Stoffe), die mitunter legal bezogen werden können, kamen im vergangenen Jahr 25 Personen ums Leben - fünf Mal mehr als 2013. Bei den auch als "Legal Highs" bezeichneten Substanzen handelt es sich um als Kräutermischungen oder Badesalze getarnte Drogen.

Nach Angaben von BKA-Chef Münch sind in Deutschland mittlerweile über 1500 verschiedene Produkte mit rund 160 unterschiedlichen "Neuen Psychoaktiven Stoffen" festgestellt worden. Das Problem: Nach geltendem Recht muss dazu jeder einzelne Stoff in die Anlagen zum Betäubungsmittelgesetz aufgenommen werden, was viel Zeit kostet. Mortler sagte eine dafür notwendige Gesetzesänderung noch in diesem Jahr zu.

Ganz oben auf der Liste synthetischer Aufputschmittel steht nach wie vor Crystal Meth. 2013 wurden hier 2746 erstauffällige Konsumenten registriert - mehr als viermal so viele wie drei Jahre zuvor. 2014 gab es erneut einen Zuwachs auf 3138 Erstkonsumenten. Crystal Meth gilt als besonders gefährlich, weil es schnell abhängig macht und enorme psychische sowie körperliche Schäden nach sich zieht.

Sorgen bereitet der Polizei auch die Verbreitung so genannter weicher Drogen wie Cannabis. Bei fast jedem zweiten Fall von sicher gestellten Betäubungsmitteln handelte es sich 2014 um diesen pflanzlichen Stoff. Forderungen der Opposition nach einer Legalisierung von Marihuana erteilten Mortler und Münch jedoch eine Absage. Auch leichtere Drogen könnten zu gesundheitlichen Schaden führen. Außerdem gelte, je früher der Einstieg in Rauschmittel, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass später härtere Substanzen konsumiert würden. Eine Legalisierung wäre daher ein "absolut falsches Signal", meinte Mortler.

Meinung:
Droge ist Droge

Von SZ-KorrespondentHagen Strauß

Das Argument, Alkohol und Tabak seien mindestens genauso schädlich wie Cannabis, trifft zwar zu. Das kann aber trotzdem kein Grund sein, das Kiffen freizugeben. In den letzten Jahren haben Politik und Gesellschaft mit viel Mühe versucht, den Alkoholmissbrauch zu bekämpfen und das Rauchen deutlich einzudämmen - mit Erfolg. Das Qualmen in Kneipen wurde sogar weitgehend verboten. Insofern wäre es falsch, wenn man Cannabis mit dem Hinweis auf die beiden anderen Drogen ebenfalls legalisieren würde. Das würde nur neue Probleme schaffen, die man dann morgen wieder zurückdrängen muss. Kiffern mag das nicht gefallen, aber da hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Recht.

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