Aufregung in Windsor Markle stellt royale Etikette auf die Probe

London · Die anstehende Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle bringt kleinere und größere Revolutionen am britischen Hof.

Als Meghan Markle im vergangenen Dezember zum ersten Mal in der Öffentlichkeit den Knicks vor Königin Elizabeth II. vollführte, war das, man kann es nicht anders sagen, ein großer Moment im Königreich. Die Boulevardpresse analysierte im Anschluss jedes Detail der Bewegung und feierte die ehemalige Schauspielerin auch ohne royales Blut als Hofknicks-Talent – sie hatte aber vermutlich auch reichlich Übung. Immerhin, damit zeigte sie ihren Respekt vor der Queen, ihrer baldigen Schwieger-Großmutter.

Hinter den Mauern des Kensington-Palasts finden wohl gerade noch mehr Trainingsstunden statt. Denn am 19. Mai heiraten Markle und Prinz Harry in Windsor. Das royale Protokoll gilt als streng, die Traditionen werden auf der Insel gehütet wie die Kronjuwelen im Tower of London. Eigentlich. Bei der Hochzeit des Jahres erwarten Etikette-Experten wie der Brite William Hanson jedoch so einige Änderungen. Hanson berät seit zwölf Jahren private Kunden und den Adel in feinem Benehmen, ob es um Tischmanieren geht oder Dresscodes. „Diese Hochzeit wird wahrscheinlich eine von jenen werden, die Leute wie mich irritieren, weil unaufhörlich das Protokoll gebrochen wird“, sagt der Traditionalist. „Meghan hat ihre eigenen Vorstellungen, wie sie heiraten will.“

Was natürlich ihr gutes Recht sei. Trotzdem nennt Hanson ein paar Fehler, die sich Markle besser nicht mehr leisten sollte: Zerrissene Jeans zu tragen, wie bei ihrem ersten Auftritt mit Prinz Harry, kritisiert er als absolut inakzeptabel. Zudem würde sich das Paar, im Gegensatz zu Prinz William und Herzogin Catherine, unaufhörlich berühren und an den Händen halten. Er sei gespannt, ob diese öffentliche Zuneigung zukünftig weitergehe. „Es ist eine Form von Emotion, und in Großbritannien zeigen wir normalerweise nur gegenüber Hunden und Pferden Gefühle“, sagt Hanson.

Bereits im Vorfeld der Hochzeit haben Markle und ihr Prinz kleine, für royale Standards fast revolutionäre Neuheiten losgetreten. Wer die Torte wie und mit welchen Zutaten kreiere oder wer für die Blumenarrangements zuständig ist, wird beispielsweise in der Regel nicht so früh verkündet. „Meine Sorge besteht darin, dass viele Menschen, insbesondere in den USA, hohe Erwartungen haben und denken, die Hochzeit wird ein Spektakel wie bei William und Catherine“, sagt Hanson. Doch die Trauung, zu der keine Größen aus der Politik eingeladen sind und die nicht in der Westminster Abbey, sondern in der viel kleineren Kapelle in Windsor stattfindet, werde „sehr anders“. Über die Tatsache, dass die 36-jährige Markle bereits einmal geschieden ist, rümpfen zwar einige Royalisten die Nase. Aber da Prinz Harry in der Thronfolge nach der Geburt des dritten Kindes von William und Kate an sechste Stelle gerückt ist, „ist das nicht von so großer Bedeutung“, sagt Hanson.

Dass die Briten dennoch eifrig jedes Detail diskutieren, erinnert daran, in welche Welt die Ex-Seriendarstellerin eintritt. Es ist eine, die auf jahrhundertealten Traditionen beruht und die es ablehnt, „das Rad neu zu erfinden“. So müsste Markle ungeschriebenen Regeln zufolge sogar vor dem vierjährigen Prinz George, der zweijährige Prinzessin Charlotte und in naher Zukunft vor dem Neugeborenen den Hofknicks machen. Aber hier dürfte selbst das altehrwürdige Königshaus Ausnahmen erlauben.

William Hanson hofft dennoch, dass bei der Hochzeit nicht zu viel Förmlichkeit verloren geht. „Der Pomp, die Pracht und das Förmliche sind doch die Gründe, warum die Monarchie weltweit Menschen fasziniert.“ Für diejenigen, die zu den Glücklichen gehören und eingeladen sind, hält er einige Tipps bereit: „Haltet euch an den Dresscode, tragt keine brandneuen Schuhe und übt in eurem Outfit sitzen, essen und stehen, damit ihr sicher seid, dass es bequem ist.“ Augenkontakt mit den Royals ist anders als zu Zeiten von Queen Victoria mittlerweile erlaubt. Und falls es während der Veranstaltung doch Probleme gibt: „Beobachtet den Gastgeber oder erfahrende Gäste und macht es ihnen einfach nach.“

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