Jugendwort des Jahres „I bims“ geht fit als Jugendwort des Jahres

München · Die „Vong“-Sprache hat im Internet und auf Schulhöfen eine große Fan-Gemeinde. Grund genug für den Langenscheidt-Verlag, den Stil mit dem Jugendwort des Jahres zu würdigen.

 „I bims“ ist das „Jugendwort des Jahres“. Es bedeute einfach „Ich bin“. Zur Auswahl hatten 30 Begriffe gestanden, die zeigen sollen, wie die Jugend von heute spricht. Die Jury entschied sich damit für den Außenseiter.

„I bims“ ist das „Jugendwort des Jahres“. Es bedeute einfach „Ich bin“. Zur Auswahl hatten 30 Begriffe gestanden, die zeigen sollen, wie die Jugend von heute spricht. Die Jury entschied sich damit für den Außenseiter.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

„Halo, i bims und i wünsche 1eng schönen Tag“ – was aussieht wie ein von Fehlern strotzender Satz, ist mittlerweile ein verbreitetes Phänomen. Die sogenannte „Vong-Sprache“ erobert seit Monaten die sozialen Netzwerke. Das „Jugendwort des Jahres“ stammt aus dieser Sprache und ist für die meisten Menschen erklärungsbedürftig. „I bims“ bedeutet so viel wie „ich bin“ oder „ich bin‘s“.

Die Kunstsprache „Vong“ lebt von Wortspielen. Sie verkürzt Sätze und nimmt Fehler im Netz auf die Schippe. Ähnlich beliebt sind die Worte „vong ... her“, die eine eher überflüssige Information an ein Wort heften. Ein Beispiel: „Das Wetter ist schön vong Sonne her.“ Die Artikel „ein“ und „eine“ werden in diesem Slang durch die Ziffer 1 ersetzt. Auch auf den Schulhöfen der Republik fragen sich also immer mehr Jugendliche: „Was ist das für 1 Life?“

Auf diesen Trend hat die die 20-köpfige Jury des Langenscheidt-Verlags mit ihrer Kür des Zweiteilers gestern in München reagiert. „I bims ist ein Wort – da fühlen sich die Jugendlichen auch repräsentiert“, sagt Jury-Mitglied David Berger und stellt fest: „Die sagen das wirklich.“ Man habe es zwar vielleicht schon zu oft gehört, doch man komme 2017 einfach nicht daran vorbei. In den Top 10, die aus 30 Begriffen online gewählt wurden und der Jury vorlagen, waren auch „napflixen“ (ein Nickerchen machen und dabei einen Film laufen lassen), „Noicemail“ (nervige Sprachnachricht), „schatzlos“ (single) und „unlügbar“ (definitiv, unbestritten). Spitzenreiter war der Ausdruck „geht fit“ (läuft, passt). „Geht fit“ war der Jury aus Youtubern und Bloggern aber zu langweilig.

Das zeigt sich etwa auch in den Bestsellerlisten. Die Bibelausgabe „Holyge Bimbel“ des Autoren Shahak Shapira ist in „Vong“ geschrieben. Darin heißt es etwa im Alten Testament zum Gespräch von Gott mit Adam: „I bims, d1 Gott – wie bimst du m1 Paradice am finden vong der Niceigkeit her?“

Die Wahl, die seit zehn Jahren zeigen soll, wie junge Menschen sprechen, sei häufig an der Realität vorbeigegangen, sagt Sprachwissenschaftler Nils Bahlo von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. „Die Kritik, die in den letzten Jahren aufgekommen ist, die wollten wir ein Stück weit auch unterbinden“, sagt Schüler und Juror Elias Elminger (18), der die Worte „I bims“ selbst nutzt. Jury-Kollegin und Bloggerin Livia Kerp ist sich sicher: „Jeder sagt das – egal, ob Jung oder Alt.“

Bei Twitter sorgt die Kür des Jugendworts für ungewöhnliche Wortmeldungen. So schreibt das Bundesumweltministerium (BMUB) im Kurznachrichtendienst Twitter: „Hallo, i bims, das BMUB, nicestes Ministerium vong Umweltfreundlichkeit her.“ Die Journalistin und Moderatorin Dunja Hayali konnte weniger damit anfangen. Sie fragt: „I bims – echt jetzt?“ Ein weniger prominenter Twitter-User freut sich über die Wortspielerei: „Eine Jugend, die mit Sprache spielt, finde ich großartig!“

Auch wenn die Jugendwort-Kür als Werbeaktion für den Langenscheidt-Verlag und ihr Jugendsprache-Lexikon gilt, erkennen auch Sprachwissenschaftler diesen positiven Nebeneffekt an. „Über Sprache nachdenken schadet ja nicht“, sagt Lutz Kuntzsch von der Gesellschaft für deutsche Sprache in Mannheim. Die diesjährige Wahl sei kreativ, auch wenn ihm der Begriff nichts sage. „Bleibt abzuwarten, welche Entwicklung diese Wendung nimmt.“

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