Hotel wird zur Todesfalle

Rom/Farindola · Nach einer Erdbebenserie verschüttet eine Lawine ein Hotel in Italien. Dutzende Menschen werden begraben. Mehrere Leichen wurden bereits geborgen. „Hilfe, Hilfe, wir sterben hier vor Kälte“, steht in einer SMS.

Die schweren Erschütterungen der Erdbeben in Italien spüren auch die Gäste im Vier-Sterne-Hotel "Rigopiano". Hier, in Farindola in den Abruzzen herrscht wahrscheinlich Aufregung, wie überall dort, wo sich plötzlich der feste Boden in Bewegung setzt. Dann rollen Schneemassen heran: Mit enormer Wucht bahnt sich eine Lawine ihren Weg ins Innere des Hotels, reißt das Gebäude einige Meter mit, begräbt es schließlich unter sich. Eigentlich ist das Haus inmitten malerischer Landschaft vier Stockwerke hoch, nun steckt es fast bis zum Dach im Schnee. Die Hoffnung, die etwa 35 Vermissten lebend zu finden, schwindet mit jeder Minute. Unter ihnen sollen auch einige Kinder sein. Rettungskräfte sprechen von vielen Toten. Der Hotelbesitzer sagte, es seien 24 Gäste und elf Mitarbeiter in dem Hotel gewesen. Der Zivilschutz bestätigte am Abend, dass zweite Tote geborgen werden konnten.

Vieles deutet daraufhin, dass die Katastrophe im Hotel am Ende einer fatalen Verkettung von Umständen steht. Medien zitieren den Bruder eines Vermissten, der am Mittwoch das letzte Lebenszeichen von seinem Bruder gegen 16.30 Uhr per Whatsapp erhielt. "Und da war die Lawine noch nicht abgegangen", sagt er. "Er hat mir geschrieben, dass sie gerade abfahren wollten, aber dass es Verzögerungen wegen des Schnees gab." Weil die Straßen blockiert gewesen seien, verspätete sich die Ankunft eines Schneepflugs, die Gäste blieben noch im Hotel, so der Angehörige. "Er war wegen des Erdbebens verängstigt, aber nicht wegen des schlechten Wetters." Das war das letzte Lebenszeichen seines Bruders.

"Hilfe, Hilfe, wir sterben vor Kälte", habe ein Paar als Hilferuf per SMS aus dem verschütteten Hotel am Mittwochabend abgesetzt, berichten Medien. Hat tatsächlich eine Verspätung zahlreiche Menschenleben gekostet? Dass die Staatsanwaltschaft in Pescara wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, könnte darauf hindeuten.

Mindestens zwei Menschen überleben die Lawine - sie halten sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Freien auf. Giampiero Parete (38) habe für seine Frau Medikamente gegen Kopfschmerzen aus dem Auto holen wollen, heißt es. Der Mann bangt um seine Frau und zwei Kinder. "Ich habe Lärm und Knirschen gehört, und ich habe den Berg auf das Gebäude stürzen sehen", sagt Parete.

 Das Eindringen der Lawine hielt eine Videokamera fest. Foto: dpa

Das Eindringen der Lawine hielt eine Videokamera fest. Foto: dpa

Foto: dpa

Seit Monaten suchen das Gebiet immer wieder schwere Beben heim, im August starben rund um die Stadt Amatrice fast 300 Menschen. Viele Orte sind deshalb schon verwaist, weil nur noch Trümmer stehen.

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