Vaterschaftstest Hat Salvador Dalí eine Tochter?

Figueres · Abgeschottet von der Öffentlichkeit wurde gestern Abend sein Grab geöffnet, um diese Frage zu beantworten.

 Homosexualität und Impotenz werden dem exzentrischen Meister nachgesagt. Ob Dalí Vater war, wird sich frühestens in einem Monat zeigen.

Homosexualität und Impotenz werden dem exzentrischen Meister nachgesagt. Ob Dalí Vater war, wird sich frühestens in einem Monat zeigen.

Foto: dpa/Horst Ossinger

Es könnte fast eine Art Fortsetzung von Salvador Dalís surrealistischem Lebenswerk sein: Nach 28 Jahren im Grab wurde gestern Abend die letzte Ruhe des berühmten spanischen Meistermalers gestört, um posthum einen Vaterschaftstest durchzuführen. Anlass ist die Behauptung einer spanischen Wahrsagerin, die uneheliche Tochter jenes Mannes mit dem merkwürdigen Schnurrbart zu sein, dessen Kunsterbe heute viele hundert Millionen Euro wert ist.

Die mutmaßliche Dalí-Tochter ist heute 61 und lebt im nordöstlichen Girona. Mit großer Verspätung teilte sie der Welt mit, dass sie von dem weltberühmten Künstler abstammen könnte: Erst vor ein paar Jahren, als ihre Mutter und angebliche geheime Dalí-Geliebte an Demenz erkrankte und sich kaum noch erinnern konnte, begann Pilar Abel zu behaupten, dass sie eine Nachfahrin des großen Surrealisten sei. Ein Mann, dem von seinen Biographen und Weggefährten Homosexualität, Impotenz und Voyeurismus zugeschrieben wurde, aber keine leiblichen Kinder.

Auch wenn viele Dalí-Experten an der Geschichte Pilar Abels zweifeln, fand die Frau nach langem Kampf schließlich Gehör bei der spanischen Justiz, welche nun einen genetischen Vaterschaftstest anordnete. Deswegen machten sich gestern Gerichtsmediziner daran, Dalís Grab zu öffnen, das sich in seinem Museum in Figueres befindet. Die den sterblichen Überresten entnommene DNA-Probe werde dann mit dem genetischen Code der Klägerin verglichen. Mit dem Ergebnis wird in einigen Wochen gerechnet.

Während diese Störung der Totenruhe die Verantwortlichen der Künstlerstiftung Gala-Salvador Dalí empörte, sonnt sich Pilar Abel im Scheinwerferlicht. Auch ohne offiziell den Namen des surrealistischen Großmeisters tragen zu dürfen, ist sie nun schon im Land berühmt. Sie gibt unzählige Interviews und tingelt durch Fernsehshows, was ihrem Bankkonto, das sich durch ihre Wahrsagerei in einem lokalen TV-Sender nur noch unzureichend füllte, zugute kommt.
Sollte sich tatsächlich bestätigen, dass die Hellseherin, die sich beruflich den Namen „Jasmine“ zulegte, eine Dali-Tochter ist, dürfte ihre Kasse noch sehr viel mehr klingeln. Rechtsexperten zufolge hätte sie einen Anspruch auf einen erheblichen Teil jenes Dalí-Nachlasses, das derzeit von der Stiftung des Künstlers verwaltet wird. Die genaue Erb­regelung müsste dann ein Richter festlegen. Ein Teil dieses Nachlasses kann seit Jahrzehnten im berühmten Dalí-Museum in der katalanischen Kleinstadt Figueres, rund 140 Kilometer nördlich von Barcelona, bewundert werden. In dieser Stadt wurde Dalí geboren, und dort starb er auch im Jahr 1989.

 Das Grab in der Krypta im Dalí-Museum in Figueres ist von einer eineinhalb Tonnen schweren Marmorplatte bedeckt.

Das Grab in der Krypta im Dalí-Museum in Figueres ist von einer eineinhalb Tonnen schweren Marmorplatte bedeckt.

Foto: dpa/Roland Holschneider

„Jasmine“ teilt derweil in einem ihrer schillernden TV-Auftritte mit, dass es ihr gar nicht um Ruhm und das große Geld gehe, sondern nur um die Wahrheit. Demnächst wird man sehen, ob die Wahrsagerin „Jasmine“ bei der Voraussage ihrer eigenen Zukunft als bisher unbekannte Dalí-Tochter richtig lag.

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