Weltglückstag Warum die Ehe mehr Freude macht als früher

Berlin · Romantische Botschaft zum Weltglückstag: Heiraten bringt heute mehr Zufriedenheit als in den 50ern. Vor allem Ehemännern geht es gut.

 So romantisch wie in dieser Idylle von heute hatten es Ehepaare in den 50ern meist nicht. Es gab zu viele gesellschaftliche Zwänge, sagen Experten. Heute seien Ehen weit glücklicher.

So romantisch wie in dieser Idylle von heute hatten es Ehepaare in den 50ern meist nicht. Es gab zu viele gesellschaftliche Zwänge, sagen Experten. Heute seien Ehen weit glücklicher.

Foto: dpa/J“rg Lange

Als Wolfgang Krüger mit 69 zum Traualtar schritt, wunderte er sich über harsche Reaktionen mancher Freunde. „Einige haben mich fast als Verräter gesehen“, erinnert er sich. Heiraten – das stand in seiner Berliner Generation für Gefängnis, gar als Gefahr für die Liebe. Krüger ist Psychologe und Buchautor. Die Reaktionen auf seine Hochzeit ließen ihm keine Ruhe. Er wollte herauszufinden, ob verheiratete Paare glücklicher sind als Partner ohne Trauschein. Zum Weltglückstag an diesem Mittwoch hat er eine Theorie: Die Ehe macht die Bundesbürger heute glücklicher als früher. Ist da was dran?

Lisa Fischbach kann jede Menge Statistiken zum Thema wälzen. Die Hamburger Psychologin analysiert Umfragen der Online-Partnervermittlung ElitePartner, die repräsentativ für die Bevölkerung sind. Die jüngste stammt vom Herbst 2018. Rund 9000 deutsche Erwachsene gaben online Auskunft über die Zufriedenheit mit ihrer Partnerschaft. Im Ergebnis war eine stattliche Mehrheit von rund 83 Prozent sehr oder gut zufrieden, ob nun als Ehepaar oder ohne Trauschein. „Beziehungsqualität kommt heute viel mehr von innen, nicht bloß durch ein Papier“, sagt Fischbach. Und doch sei etwas dran am gefühlten Quäntchen mehr Glück durchs Heiraten. „Ehen sind heute freiwilliger gewählt und werden bewusster geschlossen als noch vor ein oder zwei Generationen“, sagt sie. Meist gebe es auch keine großen Unterschiede mehr beim Alter oder in Sachen Bildung und Sicht auf die Welt. Das entschärfe Konfliktpotenzial. Partner hätten vor dem Ja-Wort oft schon mehrere Jahre zusammengelebt und seien älter als früher. „Eine Ehe ist heute kein gesellschaftlicher Zwang mehr. Es ist ein Zeichen für Verbindlichkeit, das die Liebe stärken soll“, resümiert Fischbach.

Das Statistische Bundesamt hat auch gerechnet. Seit 2007 treten wieder mehr Paare vor den Traualtar, nach den jüngsten Zahlen für 2017 rund 407 000. Männer waren bei der Hochzeit im Schnitt 34, Frauen 31 Jahre alt. Anfang der 1970er Jahre waren beide Partner je zehn Jahre jünger. Auffällig ist, dass die durchschnittliche Dauer von Ehen in Deutschland beständig wächst – von rund elf Jahren zu Beginn der 90er Jahre auf mittlerweile 15. Im Jahr 2017 wurden rund 153 500 Paare geschieden. Das war der niedrigste Wert seit 1992. Auch im Saarland zeigt sich der Trend: 1910 Scheidungen gab es hier 2018, rund sechs Prozent weniger als 2017 (2037).

„Das ist eine beeindruckende Entwicklung“, urteilt Psychologe Krüger. Viele Experten fragten sich, ob das an einem neuen Sicherheitsdenken in gefühlten Krisenzeiten liege. Krüger sieht es anders. „Ich glaube, dass in den letzten zehn Jahren die Ehen besser geworden sind. Glücklicher.“ Beziehungen seien demokratischer als früher. Auch wenn Haushalt und Kindererziehung weiterhin eher auf den Schultern der Frauen lasteten, werde zwischen den Partnern mehr ausgehandelt. Noch in den 50ern und 60ern seien viele Ehen geprägt gewesen von gesellschaftlichen Zwängen und einem Machtgefälle. Heute sei das anders. Zudem gebe es mehr Bereitschaft zur Konfliktlösung.

Auffallend bleibt die unterschiedliche Beziehungszufriedenheit bei Männern und Frauen. Die Herren fühlen sich nach Umfragen durchweg glücklicher, vor allem in der Ehe. „Männer sind einfacher zufriedenzustellen“, sagt Krüger. „Gutes Essen, Sex und Anerkennung – wenn sie davon genug bekommen, ist die Welt für viele schon in Ordnung.“ Frauen wollten oft mehr. Gespräche, verstanden werden, Lösungen finden. Dass sich das nicht immer erfülle, habe Konsequenzen: Ab Mitte 40 legten Frauen weniger Wert auf eine Ehe.

Glückliche Ehen sind allerdings auch heute nicht immer die Regel: Jüngstes Beispiel ist Thomas Gottschalk (68), der sich nach 42 Jahren von seiner Frau Thea (73) trennte. Der Entertainer soll in der SWR-Journalistin Karina Mroß (57) ein neues Glück gefunden haben. 

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