Felipe VI. wird 50 Ein König ohne Allüren und Skandale

Madrid · Der spanische Monarch Felipe VI. wird heute 50. Nach den Skandalen seines Vaters versucht er, das Ansehen des Königshauses wiederherstellen.

(dpa) Sein ganzes Leben lang ist der Mann mit dem sperrigen Namen Felipe Juan Pablo Alfonso de Todos los Santos de Borbón y Grecia für eine große Aufgabe gedrillt worden: als Felipe VI. König von Spanien zu werden. Im Sommer 2014 war es soweit – der damals 46-Jährige bestieg als jüngster Monarch Europas den Thron. Er bringe „die Reife, die Vorbereitung und das nötige Verantwortungsbewusstsein“ für das Amt mit, sagte sein skandalgebeutelter Vater Juan Carlos, als er überraschend seine Abdankung verkündete. Heute feiert der hochgewachsene Regent seinen 50. Geburtstag.

In den vergangenen dreieinhalb Jahren ist das spanische Königshaus nach den unruhigen letzten Juan-Carlos-Zeiten – die unter anderem von einer umstrittenen Elefantenjagd in Botsuana geprägt waren – in stillere Fahrwasser gekommen. Mit Felipe ist ein besonnener und pflichtbewusster Mann in die Monarchenrolle geschlüpft, der das Land ohne großes Tamtam und bisher ohne Allüren, Marotten und Eklats führt.

Nur bei wenigen Dingen hat er sich quer gestellt: So etwa, als er am 22. Mai 2004 gegen den Widerstand seiner Eltern die schon einmal geschiedene Journalistin Letizia Ortiz Rocasolano heiratete, eine moderne Bürgerliche, die nach Auffassung des Vaters nicht recht ins steife Protokoll passen wollte. Weil sie bei ihrer ersten Ehe nur standesamtlich geheiratet hatte, stimmte die katholische Kirche einer Hochzeit mit Felipe in der Almudena-Kathedrale zu.

Mit der zierlichen, modebewussten Letizia hat der König zwei Kinder: Die 2005 geborene Kronprinzessin Leonor und die 2007 zur Welt gekommene Infantin Sofía. Das Paar demonstriert Bescheidenheit: So kürzte Felipe sein Gehalt im Zuge der Wirtschaftskrise kurzerhand um 20 Prozent – das kam bei den Untertanen gut an. Überhaupt hat das Königshaus, vor allem dank Letizia, einen modernen und weltoffenen Anstrich bekommen. Wenige Tage vor Felipes Geburtstag gab der Hof nun private Foto- und Videoaufnahmen der Familie heraus, die die vier etwa beim gemeinsamen Essen und im Auto auf dem Weg zur Schule zeigen. Derlei Normalität kommt beim Volk gut an.

1968 als drittes Kind von Juan Carlos und Königin Sofía geboren, besucht Felipe die Schule in Madrid und im kanadischen Toronto. Anschließend wird er an Militärakademien ausgebildet und studiert Rechtswissenschaften in der spanischen Hauptstadt. 1995 macht er seinen Master in Internationalen Beziehungen an der Georgetown University in Washington. Er ist damit der erste spanische Regent mit akademischem Abschluss.

Ein Tag aus seiner Jugend ist derweil in die Geschichte eingegangen: Es ist die Nacht zum 23. Februar 1981, Vater Juan Carlos muss die junge Demokratie gegen Putschisten aus den Reihen des Militärs verteidigen. Der 13-jährige Felipe wird aufgefordert, seinen Vater in dessen Arbeitszimmer bei der Krisenbewältigung zu beobachten und dort die ganze Nacht auszuharren. Schließlich hält der König eine viel beachtete Fernsehansprache, die die Putschisten zur Aufgabe bewegt. Juan Carlos erklärte die Erziehungsmaßnahme später so: „Er sollte sehen, wie ich mein Amt ausübe, wenn alles in Frage gestellt ist.“ Am nächsten Morgen wird der übermüdete Felipe ganz normal zur Schule geschickt. Vermutlich haben diese Erfahrungen ihn tatsächlich geprägt und auch auf die Krise vorbereitet, in der Spanien sich derzeit wegen der Unabhängigkeitsbestrebungen der Region Katalonien befindet.

Oktober 2017: Nach einem von der Justiz verbotenen Abspaltungsreferendum in Katalonien wendet sich Felipe im Fernsehen an sein Volk. Statt eine Vermittlerrolle zu übernehmen, ergreift das Staatsoberhaupt dabei klar Partei. Felipe spricht von „unverantwortlichem Verhalten“ und ruft die Regierung von Mariano Rajoy unmissverständlich dazu auf, die konstitutionelle Ordnung wiederherzustellen. Mit seinen Worten hat er dem Großteil der Spanier, der für die Einheit des Landes ist, aus dem Herzen gesprochen – auch wenn er viele Katalanen verärgert hat. Inmitten der schwersten Krise der vergangenen Jahrzehnte hat der König offenbar seine Rolle gefunden.

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