Geburtstag Die deutsche Diva wird 75

Frankfurt/München · „Bis 60 ist man jung, ab 60 wird man älter“ ist das Motto der Schauspielerin Hannelore Elsner.

 Als Charakterdarstellerin ist Hannelore Elsner unter anderem in die „Die Unberührbare“(2000) oder „Kirschblüten – Hanami“ (2008) zu sehen.

Als Charakterdarstellerin ist Hannelore Elsner unter anderem in die „Die Unberührbare“(2000) oder „Kirschblüten – Hanami“ (2008) zu sehen.

Foto: dpa/Tobias Hase

Wehende Mähne, strahlendes Lachen und markante Stimme: Hannelore Elsner gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Schauspielerinnen in Deutschland. Das Alter ist für die „kapriziöse Diva“, wie sie oft beschrieben wird, kein Maßstab. „Es ist schon merkwürdig, dass ich immer nach meinem Alter gefragt werde“, beklagte sie einmal in der „taz“. Schon mit 24 sei sie gefragt worden, wie es sei, 25 zu werden. An ihrem 52. Geburtstag wurde Elsner „öffentlich als Fünfzigjährige gefeiert, mit großem Tamtam und Interviews“, schreibt sie in ihrer Autobiografie „Im Überschwang“. Heute wird die ausdrucksstarke und temperamentvolle Theater-, TV- und Filmschauspielerin 75 Jahre alt – und versucht dem fortschreitenden Alter nach wie vor keine besondere Rolle zuzuschreiben. „Mir gefällt die buddhistische Idee, die sagt, bis 60 ist man jung, ab 60 wird man älter.“
Das Leben der gebürtigen Bayerin ist bewegt: Schon als kleines Mädchen muss sie den Tod ihres geliebten älteren Bruders verkraften, der gegen Kriegsende bei einem Angriff von Tieffliegern ums Leben kommt. Bald darauf stirbt der Vater an Tuberkulose. Sie fliegt häufig von der Schule und übernimmt als 14-Jährige in München kleinere Jobs, weil das Geld knapp ist. „Ich war nirgendwo richtig daheim“, schreibt sie über ihre Jugend, schildert aber auch ihre unbändige Lebenslust.

An den Beruf der Schauspielerin habe sie als Schülerin nie gedacht. Fraglich ist, was wohl aus der Schulabbrecherin geworden wäre, wenn es nicht diese eine Begegnung gegeben hätte: Der türkischen Regisseur Halit Refig sah sie mit 15 Jahren auf der Straße laufen und verschaffte ihr eine Schauspielausbildung. Dafür musste sie aber kleinere Rollen in Filmen mit Stars wie Hans-Joachim Kulenkampff und Freddy Quinn übernehmen. Sie schwärmte jedoch für den französischen Film: „Solche Rollen wollte ich später immer spielen, schwer und leicht zugleich.“ Ihre Agentin habe ihr mit etwa 17 Jahren geraten, die Nase schmaler machen und die Zähne begradigen zu lassen sowie sich einen Künstlernamen zuzulegen, erinnert sich Elsner. Sie hört nicht darauf, streicht nur das „t“ aus ihrem Geburtsnamen Elstner. Mit etwa 19 Jahren steht sie zum ersten Mal auf einer Theater-Bühne. Fünf Jahre später soll sie in den Kammerspielen in „Tango“ (1966) die erste Nackte auf einer deutschen Bühne gewesen sein.
In mehr als 200 Fernseh- und Kino-Rollen ist die 1,60 Meter große Frau zu sehen. Ihre erste von zahlreichen Auszeichnungen bekommt sie mit 29 Jahren: die Goldene Kamera für die Rolle der Sasha in Tschechows Stück „Iwanow“.

Ihr Kinodebüt gibt sie 1961 in dem Film „Das Mädchen mit den schmalen Hüften“. Starregisseur Jürgen Roland vertraut ihr ein Jahr später in der Krimiserie „Stahlnetz“ ihre erste Hauptrolle an. Als Durchbruch zu internationaler Anerkennung gilt ihre Hauptrolle in Alf Brustellins Film „Berlinger“ (1975). Brustellin ist ab 1973 auch ihr Partner. Von ihrem ersten Ehemann, dem 18 Jahre älteren Schauspieler Gerd Vespermann, ist sie da längst geschieden. Brustellin stirbt 1981 bei einem Verkehrsunfall. Elsners einziges Kind, ihr Sohn Dominik, der aus einer kurzen Liaison mit Regisseur Dieter Wedel hervorging, ist gerade ein halbes Jahr alt. 1993 heiratet sie den Dramaturgen Uwe Cartensen. Die Ehe geht 200 auseinander.

Dass Elsner heute als einer der großen deutschen Stars gilt, verdankt sie ihrem Spätwerk. Ab 1994 spielte sie in der ARD-Serie „Die Kommissarin“ als Lea Sommer die erste deutsche Fernsehkommissarin. Ihr später Erfolg hat für sie auch mit dem Altern zu tun. „Ich behaupte, dass ich durch mein Hübschsein, wofür ich nichts konnte, viel zu wenig gute Rollen gekriegt habe“, grämte sie sich einmal im Gespräch mit der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Doch nun genießt Elsner die interessanten Rollen im Alter – und will einfach weiterspielen.

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