Umwelt Der Franzose, der Müll und das Meer

Choshi · Benoît Lecomte will mit der Durchquerung des Pazifiks auf die Verschmutzung durch Plastik aufmerksam machen.

 Die Weltmeere sind mit Plastikmüll verseucht. Unser Foto zeigt einen Mann in Ghana, der an einem völlig verschmutzten Strand verwertbares Material sammelt.

Die Weltmeere sind mit Plastikmüll verseucht. Unser Foto zeigt einen Mann in Ghana, der an einem völlig verschmutzten Strand verwertbares Material sammelt.

Foto: dpa/Christian Thompson

Den Atlantik hat er bereits vor 20 Jahren durchschwommen – nun will es der Franzose Benoît Lecomte mit dem riesigen Pazifik aufnehmen. Gestern ist der 51-Jährige von der japanischen Ostküste gestartet, um monatelang schwimmend Gefahren wie Haien oder Riesenwellen zu trotzen. „Ich mag es, meine persönliche Grenze auszudehnen“, sagte Lecomte kurz vor Beginn des Abenteuers. Ihm geht es aber auch um den Schutz der Meere: Er will auf die riesigen Mengen Plastikmüll aufmerksam machen, die im Pazifik treiben. Bei seinem Start im ostjapanischen Choshi wurde Lecomte auf den ersten hundert Metern von seinem elfjährigen Sohn und seiner 17-jährigen Tochter begleitet, die dann zurück zum Strand schwammen.

„Als ich klein war und mit meinem Vater am Strand spazieren ging, habe ich kein Plastik gesehen oder fast keins“, erzählt Lecomte. Wenn er heute mit seinen Kindern am Strand sei, sehe er hingegen dauernd Plastikmüll. Und bei seiner Pazifik-Durchquerung wird er durch den sogenannten Plastikkontinent schwimmen, wo sich im Meer riesige Mengen Plastik auf einer Fläche angehäuft haben, die dreimal so groß wie Frankreich ist.

„Das ist ein enormes Problem, aber auch ein Problem, das wir lösen können, weil wir es verursacht haben“, sagt Lecomte. Sein Begleitteam will regelmäßig Wasserproben nehmen, um Erkenntnisse über die Belastung mit Mikroplastik zu gewinnen. Während seiner Pazifik-Durchquerung sammelt Lecomte ozeanographische und medizinische Daten für insgesamt 27 Institutionen, darunter die Nasa.

Der 51-Jährige plant, ausgerüstet mit Neoprenanzug, Schnorchel und Flossen täglich acht Stunden lang zu schwimmen – eine riesige körperliche Anstrengung, bei der er mehr als 8000 Kilokalorien pro Tag verbrauchen dürfte. Anschließend schöpft Lecomte auf seinem 20 Meter langen Begleitschiff „Discoverer“ Kraft. Am nächsten Tag lässt sich Lecomte genau an der Stelle wieder aussetzen, an der er am Vortag mit dem Schwimmen aufgehört hat. Auf diese Weise will er die rund 8800 Kilometer von der einen zur anderen Seite des Pazifiks zurücklegen und nach sechs bis acht Monaten San Francisco erreichen. Während der gesamten Zeit kümmert sich auf der „Discoverer“ ein achtköpfiges Team um ihn, auch zwei Ärzte gehören dazu.

Sieben Jahre lang hat Lecomte seine Pazifik-Durchquerung vorbereitet. In dieser Zeit habe er sich gefühlt wie „ein Tiger im Käfig“, sagt der französische Architekt, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in Texas lebt. Noch wichtiger als die körperliche Fitness ist laut Lecomte bei seinem Pazifik-Abenteuer die mentale Fitness. Entscheidend sei, dass er immer etwas habe, worüber er während des anstrengenden Schwimmens nachdenken könne, sagt er.

Deswegen macht sich Lecomte einen Zeitplan, woran er wann während seiner acht Stunden im Meer denkt. Zum Beispiel will er in der ersten Stunde an seinen Geburtstag denken, in der zweiten Stunde sich Südafrika ausmalen, wo er noch nie war, und in der dritten einen Ausbau des Pariser Louvre ersinnen.

 Benoît Lecomte

Benoît Lecomte

Foto: dpa/Ben Lecomte Group A.K.K The Long

Dabei sei es wichtig, „alle Sinne“ zu gebrauchen, sagt er. Wenn er etwa an einen Geburtstag im Kreise der Familie denke, versuche er, die Gerüche von damals zu riechen und auf seiner Haut den Wind von damals zu spüren. Unangenehme Empfindungen während des Schwimmens wie Kälte und Schmerz versuche er hingegen beiseitezuschieben

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