Das Sex-Gewerbe erobert Mallorca

Palma de Mallorca · Immer mehr Sexclubs, Bordelle und Straßenprostituierte: Mallorca entwickelt sich zum Thailand Europas. Die Politiker der Insel bekommen das wachsende Sexgewerbe nicht in Griff. Ein Sittengesetz wurde von einem Gericht wieder kassiert.

Auf Mallorca blüht nicht nur das Urlaubsgeschäft, sondern auch der Sextourismus. An den touristischen Vergnügungsmeilen, der bei Deutschen beliebten Hochburg Playa de Palma wie im britischen Sündenort Magaluf, konkurrieren immer mehr Sexklubs, inoffizielle Bordelle in Appartements, Escort-Services und Straßenprostituierte um Kunden. Inselzeitungen und elektronische Medien sind voll von Anzeigen, in denen sexuelle Dienste aller Art von "französisch" bis "komplett" und aller Preisklassen angeboten werden.

Die Inselpolitiker haben bisher wenig Handhabe gefunden, um das parallel zum Tourismus wachsende Sexgewerbe, das dem Ruf der Insel nicht bekommt, unter Kontrolle zu bekommen. Anwohner protestieren derweil gegen den sich ausbreitenden "Schmuddeltourismus". Ein Sittengesetz, mit denen man die Freier in Palma verfolgen wollte, wurde erlassen - und von einem Gericht wieder aufgehoben. Am Strand Magalufs wurden Flutlichtscheinwerfer installiert, um sexuelle Akte unter freiem Himmel in der Nacht zu unterbinden. Mallorca-Regierung wie Hoteliers werben verzweifelt für "mehr Qualitätstourismus" - geholfen hat dies alles nicht viel.

Stattdessen machen Negativschlagzeilen die Runde: "Klauhuren" bestehlen immer wieder nichts ahnende Freier in den Urlaubsbastionen. Die Kripo berichtet über Zuhälterringe, die auf der Insel Immigrantinnen unter sklavenähnlichen Bedingungen halten und zur Prostitution zwingen.

"Es gibt reichlich Unterhaltungsangebote für Erwachsene auf Mallorca - und du musst nicht lange danach suchen", schreibt derweil ein einschlägiger Szene-Reiseführer über die Insel. Und über das ganze spanische Königreich heißt es euphorisch im selben Internet-Sexguide: "Spanien ist auf dem Wege, eines der populärsten Reiseziele der Welt für Sextouristen zu werden." Eine Tendenz, die von Soziologen der Madrider Universität Comillas bestätigt wird, die ihrerseits davor warnen, dass Spanien, wo die Prostitution bis heute kaum gesetzlich geregelt ist und dem Sexgeschäft somit viel Freiheit lässt, "zum Thailand Europas" werden könne.

Allein in Mallorcas Inselhauptstadt Palma haben Behörden und Sozialdienste rund 2000 Prostituierte registriert. Zählt man die große Dunkelziffer hinzu, dann dürfte die wahre Zahl der Sexarbeiterinnen auf der Insel ein Vielfaches davon sein. Ziemlich nackte Tatsachen sorgen an Spaniens Landstraßen derweil für Unfälle, weil dort leicht bekleidete Prostituierte die Verkehrssicherheit gefährden. Manche Fernstraßen gleichen eher einem Rotlichtviertel als einer Verkehrsverbindung. Besonders in der Umgebung der Urlaubshochburgen an der Küste hat sich das Sexgeschäft entwickelt.

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