Kino-Legende 50 Jahre mit Balu und Mogli

Bonn/Saarbrücken · Das „Dschungelbuch“ wurde hierzulande zum erfolgreichsten Kinofilm aller Zeiten. Vor einem halben Jahrhundert lief er an.

 Wer kennt die beiden nicht: Der gutgelaunte Kuschelbär Balu mit seinem Menschenfreund Mogli. Vor genau 50 Jahren tänzelten sie in Deutschland erstmals über die Kinoleinwand.

Wer kennt die beiden nicht: Der gutgelaunte Kuschelbär Balu mit seinem Menschenfreund Mogli. Vor genau 50 Jahren tänzelten sie in Deutschland erstmals über die Kinoleinwand.

Foto: dpa/A3322 dpa-Film Buena Vista

Der ein oder andere Nostalgiker kann sich noch ganz genau an diesen einen Moment erinnern. 1968, als Balu der Bär erstmals mit seinem Zögling Mogli über die Leinwand des Saarbrücker Passage-Kinos tänzelte. „Probier’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit...“ Da wippten nicht nur Disneyfans gutgelaunt mit – auch weit über die saarländische Grenze hinaus. Denn es war heute vor genau 50 Jahren, als Walt Disneys Dschungelbuch deutschlandweit in die Kinos kam. Wer den Film nicht gesehen hat, hat zumindest den Song schon mal gehört.

Gleiches gilt für den Hit des swingenden Affen King Louie „Ich wär so gern wie du“ („I wanna be like you“). Für dessen Synchronstimme war bei der Entstehung der Jazzmusiker Louis Armstrong im Gespräch – die Rolle scheint auf ihn zugeschnitten. Allerdings fürchtete man, die Besetzung der Affenrolle mit einem schwarzen Musiker könne zu Rassismus-Vorwürfen führen. Auch eine weitere prominente Besetzung scheiterte: Die Geier Buzzy, Dizzy, Ziggy und Flaps sind – man achte auf die Frisuren – den Beatles auf den Leib gezeichnet. Der Plan ging, offenbar aufgrund eines Vetos von John Lennon, nicht auf.

Doch auch ohne Armstrong und die Beatles groovt der Zeichentrickfilm unter Regie von Wolfgang Reitherman. Die Geschichte von dem Menschenkind Mogli, das auf dem Weg durch den Dschungel viel über das Leben und die Freundschaft lernt, basiert auf Motiven der Dschungelbuch-Erzählungen von Rudyard Kipling (1865-1936), macht daraus aber eine völlig andere Geschichte. Statt der Düsternis und Strenge des Originals setzt die Disney-Version auf Witz und gute Laune. Im Mittelpunkt der Handlung steht das Findelkind Mogli. Der Panther Baghira entdeckt das „Menschenjunge“ und bringt es bei einer Wolfsfamilie unter, in der der Kleine gemeinsam mit den Wolfsjungen aufwächst. Doch das tapsige Menschenkind hat einen Feind: den Tiger Shir Khan.

Moglis Wolfsrudel und Panther Baghira dringen darauf, den Jungen zu einer Menschensiedlung und damit vor Shir Khan in Sicherheit zu bringen – ein Plan, der bei dem Dschungelkind wenig Anklang findet. Obendrein ist der Urwald voller Gefahren und Überraschungen. Mogli trifft auf Kaa, die kinderfressende Riesenpython, und seinen unbekümmerten Ziehvater Balu, gerät an exerzierende Elefanten und überdrehte Affen. Er findet neue Freunde und muss sich letztlich dem Kampf mit seinem Erzfeind stellen.

Dann geschieht dem kleinen Mogli, der seine tierischen Freunde und den Dschungel partout nicht verlassen will, etwas sehr Menschliches: Er verliebt sich. Verzückt lauscht er einem singenden Mädchen und folgt ihr in die nahe Menschensiedlung.

Der Film kam am 18. Oktober 1967 in die US-Kinos, am 13. Dezember 1968 in die deutschen Filmtheater; er war der letzte Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge, den Walt Disney noch selbst produzierte. Er starb am 15. Dezember 1966. Zu dem Zeitpunkt stand die Geschichte jedoch bereits. Kultstatus erreichte das „Dschungelbuch“ allerdings vor allem in Europa – in Deutschland wurde es mit 27 Millionen Kinozuschauern sogar zum bis heute erfolgreichsten Film aller Zeiten. Großer Anteil daran wird der Synchronisation von Heinrich Riethmüller zugeschrieben. In den folgenden Jahren erschienen weitere Realfilm- und auch Zeichentrick-Versionen. 2016 kam „The Jungle Book“ unter Regie von Jon Favreau in die Kinos – reichte jedoch an den Erfolg des Originals nicht heran. Kritiker vermissten vor allem jene fröhlich-unbekümmerten Elemente des alten Zeichentrickfilms. „The Jungle Book“ setzte stattdessen auf Autorität und Unterordnung. Echte Balu-Freunde mögen’s dann doch lieber „mit Ruhe und Gemütlichkeit“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort