Suche nach der "normalen" Mama

Hamburg. Mutter werden ist nicht schwer, Mutter sein dagegen sehr: ein abgewandelter Spruch Wilhelm Buschs, der eigentlich auf Väter zielt. Schon lange nicht mehr hat er so gut auch auf Frauen mit Nachwuchs gepasst wie zurzeit

Hamburg. Mutter werden ist nicht schwer, Mutter sein dagegen sehr: ein abgewandelter Spruch Wilhelm Buschs, der eigentlich auf Väter zielt. Schon lange nicht mehr hat er so gut auch auf Frauen mit Nachwuchs gepasst wie zurzeit. In den Medien taucht die Mutter, das einst unbekannte Wesen, das jeder hat, vielfach verzerrt auf: Entweder als Überforderte, der geholfen werden muss - wie zum Beispiel in der RTL-Sendung "Super Nanny" - oder aber als Trendbewusste, die eher Luxus-Sorgen plagen - zum Beispiel in der neuen Zeitschrift "Nido", einem Magazin für großstädtische, gut verdienende Eltern junger Kinder.

Der Komiker Helge Schneider blödelte einst: "Hast du eine Mutter, hast du immer Butter." In Ergänzung dazu müsste es aber wohl auch heißen: "Bist du eine Mama, hast du schnell ein Drama".

Hohe Messlatte

In der Öffentlichkeit gab es gerade im vergangenen Jahr einige Mütter, die die Messlatte für "normale" Mamas ziemlich hoch legten. Zum Beispiel Michelle Obama, Amerikas neue First Lady und Stil-Ikone. Oder Madonna, die geschiedene Popdiva im Adoptionsrausch. Oder Angelina Jolie, die als Filmstar und Sexsymbol weltweit mit ihrer Großfamilie den Jet Set dominiert. Erzeugen die Drei Druck? "Kinder kriegen und Mutter sein ist ja eigentlich kein Lifestyle.

In Deutschland aber wird es gerne dramatisiert und überfrachtet", findet die Sängerin Luci van Org (37), die einst "Weil ich ein Mädchen bin" sang und nun mit einer Band namens Üebermutter musiziert (absichtlich mit einem "e" nach dem Umlaut). "Der deutsche Mutterbegriff ist sehr moralisch. Das kommt vor allem daher, dass die Vaterrolle so undefiniert ist", meint van Org. So werde nach wie vor bei einer Familienministerin wie Ursula von der Leyen betont, dass sie sieben Kinder habe. Bei einem Politiker hingegen wäre kaum die Rede davon, glaubt van Org. "Als Mutter kann man es hierzulande fast keinem Recht machen. Eine Hausfrau ist schnell die gluckende Übermutter, eine Berufstätige rasch die Rabenmutter."

"Rabenmutter" hat Tradition

Und in der Tat: Ein Negativ-Wort wie "Rabenmutter" gibt es in anderen Sprachen wirklich nicht so prominent. Im Deutschen hat es hingegen eine lange Tradition, erzählt Evelyn Knörr aus der Duden-Redaktion. "Die Bedeutung von ,Rabenmutter' beruht auf einem alten Volksglauben, nach dem sich der Rabe kaum um seine Jungen kümmert und sie früh aus dem Nest verstößt." Bereits seit dem 16. Jahrhundert werde der Begriff redensartlich gebraucht. "In anderen Sprachen hat sich das nicht in gleicher Weise niedergeschlagen. Heute weiß man eh, dass das Ganze mit dem Raben eine Fehleinschätzung war", sagt Knörr.

Doch bei alldem Gejammer: Nicht nur Mütter haben es schwer. Kind sein ist auch nicht leicht - gerade zum Muttertag, wenn es ums Schenken geht und darum, es der lieben Mama - egal welchen Alters recht zu machen.

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