Stalking via Internet nimmt zu

Mainz/Saarbrücken · Stalking – das ist Psychoterror, der Betroffenen das Leben zur Hölle machen kann. Die Täter lauern ihren Opfern auf, belästigen sie mit Anrufen. Meist gelten Männer als Täter. Aber auch Frauen haben Motive.

Stalker lassen ihre Opfer nicht mehr in Ruhe, egal ob mit ständigen Besuchen, Botschaften hinter dem Scheibenwischer oder indem sie intime Fotos verbreiten. Bundesweit helfen verschiedene Anlaufstellen den Opfern. Nach Angaben des Weißen Rings wird jeder Zehnte mindestens einmal im Leben gestalkt. Die Täter sind in mehr als 80 Prozent der Fälle männlich, ihre Opfer fast immer Frauen , sagt die Bundesgeschäftsführerin des Weißen Rings, Bianca Biwer.

Die Dunkelziffer dürfte gerade bei männlichen Opfern jedoch hoch sein, wie Biwer einräumt. Der Polizistin Ines Rose von der Kriminaldirektion in Mainz werden immer mehr Fälle bekannt, in denen Frauen tatverdächtig sind. Rose leitet das Kommissariat 2, das sich mit Gewalt gegen Frauen und Kinder sowie mit Sexualdelikten beschäftigt. Immer wieder sitzen bei ihr auch Stalking-Opfer. Sie habe dabei die Erfahrung gemacht, sagt Rose, dass Männer oft nach einer gescheiterten Beziehung eine Frau zurückhaben wollten. Bei Stalkerinnen seien dagegen eher Rachegedanken ausschlaggebend. Dabei nutzten die Täter inzwischen häufig die digitale Welt: Der Trend gehe zur E-Mail statt zum Anruf, erklärt Rose. In den meisten Fällen handele es sich bei Stalkern um eifersüchtige Ex-Partner, die oft auch neue Lebenspartner beleidigten. Die bundesweite Kriminalstatistik bestätigt diese Erfahrungen: Im Jahr 2014 war bei etwa einem Drittel der Opfer (34,9 Prozent) der ehemalige Partner tatverdächtig. Die 47-jährige Andrea Mau aus Rotenburg in Niedersachsen weiß, wie es ist, gestalkt zu werden. Ihr Ex-Partner habe sie und ihre damals sechsjährige Tochter nach der Beziehung rund drei Jahre lang terrorisiert, sagt Mau. Immer wieder habe er angerufen, geschrieben, an Fenster geklopft oder bei ihrem Arbeitgeber Lügen erzählt. Wie aus der Kriminalstatistik hervorgeht, wurden der Polizei im Jahr 2014 bundesweit 21 857 Stalking-Fälle gemeldet. Das waren 8,3 Prozent weniger als im Jahr 2013. Im Saarland wurden 2014 laut polizeilicher Kriminalitätsstatistik 213 Fälle von Stalking erfasst. Der Weiße Ring Saarland hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 30 Fälle betreut. Gerhard Müllenbach, Vorsitzender des Landesverbandes des Weißen Rings, beklagt, dass die juristischen Hürden zu hoch seien, dass jemand auch verurteilt würde. Der Leiter des Weißen Rings in Rotenburg, Jürgen Schulz, geht zudem davon aus, dass etliche Fälle erst gar nicht bekannt werden.

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