Saint Laurents Vermächtnis

Paris. Er ist tot - und zieht doch noch immer alle in seinen Bann. Der Name des französischen Modeschöpfers Yves Saint Laurent (Foto: afp) lässt jetzt auch Kunstliebhaber ins Schwärmen geraten

Paris. Er ist tot - und zieht doch noch immer alle in seinen Bann. Der Name des französischen Modeschöpfers Yves Saint Laurent (Foto: afp) lässt jetzt auch Kunstliebhaber ins Schwärmen geraten. Denn heute wird die einzigartige Kunstsammlung, die der schüchterne Mann mit der dicken Hornbrille innerhalb von 40 Jahren zusammen mit seinem Lebenspartner Pierre Bergé zusammengetragen hat, in Paris versteigert. Saint Laurent sei ein besessener Sammler gewesen, fast schon psychotisch, sagt Bergé. Kurz nach dem Tod seines berühmten Lebensgefährten, der im Juni 2008 an einem Gehirntumor starb, hatte Bergé sich entschlossen, die 733 Kunstwerke, Antiquitäten und Designobjekte versteigern zu lassen. Für Saint Laurent war die Sammlung lebenswichtig - als Quelle der Inspiration, aber auch als Beruhigungsmittel gegen die Depressionen, unter denen er sein Leben lang litt. Er sei nicht traurig, all die Stücke jetzt zu verkaufen, sagt Bergé. Der 78-Jährige, der den Maler Bernard Buffet für Saint Laurent verließ, gilt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten in der Pariser Wirtschafts- und Kunstszene. Auch dass nun die Finanzkrise den Gesamterlös schmälern wird, den er der gemeinsamen Stiftung und der Aids-Forschung zugute kommen lassen will, ist ihm gleich. Zwischen 200 bis 300 Millionen Euro dürfte die Sammlung dennoch bringen, schätzt das Auktionshaus Christie's, das die Versteigerung vom 23. bis 25. Februar im Grand Palais organisiert. So hat sich Christie´s allein die Dekoration Palais eine Million Euro kosten lassen, die Miete weitere 300 000. Als ein Höhepunkt der Sammlung gilt Picassos kubistisches Stillleben "Instruments de musique sur un guéridon" von 1914/15. Wegen der Krise wurde die ursprünglich angesetzte Taxe bereits auf 25 bis 30 Millionen gesenkt. Auch sonst hält die Sammlung echte Schätze bereit: Neben Werken von Goya, Ingres, Matisse, Braque, Degas Mondrian, Frans Hals und Andy Warhol enthält sie auch römische Antiquitäten, Skulpturen aus der Renaissance, Manuskripte von Autoren wie André Gide, Art Déco-Möbel und Ostasiatika. Um Letztere ist im Vorfeld ein Streit entbrannt. Bei zwei Bronzeskulpturen handele es sich um Beutekunst, die während des Opiumkrieges Mitte des 19. Jahrhunderts von Frankreich und Großbritannien aus dem kaiserlichen Sommerpalast in Peking entwendet worden ist, behauptet China. Chinesische Anwälte reichten Klage ein und forderten, den Verkauf der Skulpturen zu stoppen. Sie sollen Mittwoch unter den Hammer kommen und werden auf jeweils acht bis zehn Millionen Euro geschätzt.

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